Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Magnus.
»Oh Gott«, stieß Clary hervor. »Dann wird er mit dem Morden also nicht aufhören? Er braucht noch das Blut eines weiteren Kindes?«
»Zweier Kinder. Bei dem Werwolfkind musste er unverrichteter Dinge verschwinden, weil er unterbrochen wurde, ehe er das benötigte Blut vollständig abgezapft hatte.« Magnus schloss das Buch, aus dem eine kleine Staubwolke aufstieg. »Was auch immer Valentins letztendliches Ziel sein mag – er hat bereits die Hälfte auf dem Weg zur Umkehrung des Schwerts geschafft. Wahrscheinlich ist er schon jetzt in der Lage, eine gewisse Kraft daraus zu ziehen. Gut möglich, dass er längst Dämonen heraufbeschworen hat …«
»Man sollte doch annehmen, dass dann Berichte von vermehrter dämonischer Aktivität gemeldet würden, von Störungen und Zwischenfällen …«, sagte Jace. »Aber die Inquisitorin meinte, genau das Gegenteil sei der Fall – zurzeit wäre es vollkommen ruhig.«
»Und das ist auch durchaus nachvollziehbar«, sagte Magnus, »wenn Valentin nämlich sämtliche Dämonen zu sich ruft. Kein Wunder, dass es so ruhig ist.«
Nachdenklich sahen sich die Jugendlichen an, doch ehe jemand etwas sagen konnte, zerriss ein schriller Lärm die Stille. Erschrocken zuckte Clary zusammen. Heißer Kaffee ergoss sich über ihr Handgelenk und der plötzliche Schmerz ließ sie nach Luft schnappen.
»Das ist meine Mutter«, sagte Alec nach einem Blick auf sein Handy. »Bin gleich wieder da.« Er ging zum Fenster und sprach mit leicht geneigtem Kopf in das Telefon; seine gesenkte Stimme war zu leise, als dass die anderen etwas hätten verstehen können.
»Lass mich mal sehen«, sagte Simon und nahm Clarys Hand. An der Stelle, wo die heiße Flüssigkeit ihre Haut versengt hatte, leuchtete ein feuerroter Fleck.
»Ist schon okay«, sagte Clary. »Kein Grund zur Aufregung.«
Simon führte ihr Handgelenk zum Mund und küsste die verwundete Stelle. »Geht’s wieder?«
Überrascht stieß Clary einen kleinen Laut aus. So etwas hatte er noch nie zuvor gemacht. Aber andererseits war dies doch genau das, was ein fester Freund nun mal machte, oder? Sie zog ihre Hand zurück und schaute über den Tisch zu Jace, der zu ihnen herüberstarrte. Seine goldbraunen Augen blitzten vor Wut.
»Du bist eine Schattenjägerin«, knurrte er. »Du weißt doch, wie man mit Verletzungen umgeht.« Er schob seine Stele quer über den Tisch. »Nimm die hier.«
»Nein«, sagte Clary und schob die Stele zu ihm zurück.
Wütend schlug Jace mit der Hand auf die Stele. »Clary …«
»Sie hat gesagt, sie will sie nicht«, mischte Simon sich ein. »Haha.«
»Haha?« Jace musterte ihn ungläubig. »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
Alec klappte sein Mobiltelefon zusammen und kehrte zum Tisch zurück. »Was ist los?«, fragte er verwirrt.
»Es scheint, als steckten wir mitten in einer Folge von Schlechte Zeiten, schlechte Zeiten« , bemerkte Magnus. »Und das ist so ermüdend.«
Alec schob sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Ich habe meiner Mutter von dem Ritual der Infernalischen Umkehrung erzählt.«
»Lass mich raten«, sagte Jace. »Sie hat dir nicht geglaubt. Schlimmer noch: Sie gibt mir die Schuld an allem.«
Alec runzelte die Stirn. »Nein, nicht ganz. Sie sagte, dass sie es mit der Division besprechen wolle, aber im Moment genieße sie nicht gerade das Vertrauen der Inquisitorin. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Inquisitorin Mom aus dem Weg geschoben und das Kommando übernommen hat. Sie klang ziemlich verärgert.« Das Mobiltelefon in seiner Hand klingelte ein weiteres Mal. Alec hob einen Finger, »’tschuldigung. Das ist Isabelle. Eine Sekunde.« Erneut ging er mit dem Telefon in der Hand zum Fenster.
Jace warf Magnus einen Blick zu. »Ich denke, du hast recht, was den toten Werwolf vor dem Blutmond betrifft. Der Mann, der den Leichnam fand, meinte, es wäre noch jemand anderes in der Gasse gewesen. Jemand, der davongerannt ist.«
Magnus nickte. »Für mich klingt das danach, dass Valentin gestört wurde, als er dem Werwolf das Blut abzapfen wollte. Höchstwahrscheinlich wird er es bei einem anderen jungen Lykanthropen erneut versuchen.«
»Ich muss Luke darüber informieren und ihn warnen«, sagte Clary und erhob sich halb von ihrem Stuhl.
»Warte.« Alec kehrte an den Tisch zurück, in der Hand das Telefon. Ein sonderbarer Ausdruck spiegelte sich auf seinem Gesicht.
»Was wollte Isabelle?«, fragte Jace.
Alec zögerte. »Isabelle sagt, die Königin des Lichten Hofs
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