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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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die sie stützte. Es war Jace. »Immer sachte!«, sagte er und gab sie frei.
    Sie war vollkommen durchnässt; kaltes Wasser rann ihr in kleinen Strömen über den Rücken und ihre feuchten Haare klebten an ihrem Gesicht. Ihre triefend nassen Sachen fühlten sich an, als würden sie eine Tonne wiegen.
    Clary schaute sich um. Sie standen in einem ausgehöhlten Erdgang, der schwach von lumineszierendem Moos beleuchtet wurde. Ein Ende des Gangs wurde von einem Vorhang aus baumelnden Lianen verschlossen und lange, haarige Ranken hingen wie tote Schlangen von der Decke. Baumwurzeln, erkannte Clary plötzlich. Sie befanden sich also unter der Erde. Und es war kalt – so kalt, dass ihr Atem wie eine weiße Wolke in der eisigen Luft hing.
    »Frierst du?«, fragte Jace. Auch er war völlig durchnässt. Sein helles Haar, das ihm an Wangen und Stirn klebte, wirkte fast farblos. Wasser strömte von seiner nassen Jeans und seiner Jacke und ließ sein weißes T-Shirt durchsichtig scheinen. Darunter konnte Clary die dunklen, permanenten Runen erkennen und die helle Narbe auf seiner Schulter.
    Rasch schaute sie zur Seite. Wassertropfen hafteten an ihren Wimpern und verwischten ihre Sicht wie Tränen. »Mir geht’s gut.«
    »Du siehst aber nicht so aus.« Er trat einen Schritt näher und selbst durch die feuchte Kleidung hindurch konnte sie die Wärme seines Körpers spüren, die ihre eiskalte Haut wohlig durchdrang.
    Im nächsten Moment bemerkte sie aus den Augenwinkeln eine dunkle Gestalt, die an ihr vorbeischoss und mit einem dumpfen Dröhnen auf dem Boden landete – Simon. Er rollte auf die Knie und sah sich fieberhaft um. »Wo ist meine Brille …«
    »Ich hab sie.« Clary war daran gewöhnt, Simons Brille beim Fußballspielen immer wieder aufzulesen. Irgendwie schien sie jedes Mal unter seinen Füßen zu landen. »Hier ist sie.«
    Er setzte sie auf und kratzte etwas Dreck von den Gläsern. »Danke.«
    Clary spürte, dass Jace sie beobachtete; sie fühlte seinen Blick schwer auf ihren Schultern. Und sie fragte sich, ob Simon es ebenfalls merkte. Mit gerunzelter Stirn stand er auf, als Isabelle wie aus dem Himmel herabfiel und geschmeidig auf ihren Füßen landete. Wasser rann aus ihren langen, glatten Haaren und ließ ihren Samtmantel bleiern herabhängen, aber sie schien es kaum wahrzunehmen. »Wow, das hat Spaß gemacht.«
    »So, jetzt reicht’s«, sagte Jace. »Weihnachten bekommst du von mir ein Wörterbuch geschenkt.«
    »Warum?«, fragte Isabelle.
    »Dann kannst du das Wort ›Spaß‹ nachschlagen. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob du überhaupt weißt, was es bedeutet.«
    Isabelle zog die schwere Fülle ihrer langen, feuchten Haare nach vorne und wrang sie wie ein nasses Wäschestück aus. »Hör auf, mir in die Parade zu fahren«, sagte sie.
    »Die ist doch schon völlig verfahren, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.« Jace schaute sich um. »Und was passiert jetzt? In welche Richtung gehen wir?«
    »In gar keine«, erwiderte Isabelle. »Wir warten hier, bis sie kommen und uns abholen.«
    Clary war von diesem Vorschlag nicht besonders überzeugt. »Woher sollen sie denn wissen, dass wir hier sind? Gibt es hier irgendwo eine Türklingel oder so was Ähnliches?«
    »Der Hof des Lichten Volkes ist über alles informiert, was in seinem Reich vor sich geht. Unsere Gegenwart wird nicht unbemerkt bleiben.«
    Simon warf Isabelle einen zweifelnden Blick zu. »Und wie kommt es, dass du so viel über Feenwesen und den Lichten Hof weißt?«
    Zur Überraschung der anderen lief Isabelle knallrot an. Doch einen Moment später wurde der Vorhang aus Lianen fortgezogen und ein Elbe trat hervor und warf seine langen Haare nach hinten. Clary hatte auf Magnus’ Party schon einige Feenwesen gesehen und war beeindruckt gewesen – sowohl von ihrer kalten Schönheit als auch von der übernatürlichen Wildheit, die sie ausstrahlten, selbst wenn sie tanzten und tranken. Und auch dieser Elbe bildete keine Ausnahme: Seine Haare fielen in blauschwarz schimmernden Wogen um sein kühles, kantiges, aber anmutiges Gesicht; seine Augen leuchteten grün wie Moos und auf einem seiner Wangenknochen prangte die Form eines Blattes – entweder ein Muttermal oder eine Tätowierung. Er trug eine silberbraune Rüstung in der Farbe winterlicher Baumrinde, die bei jeder seiner Bewegungen in dunklen Tönen schillerte: Torfschwarz, Moosgrün, Anthrazitgrau, Nachtblau.
    Isabelle quietschte leise auf und warf sich ihm in die Arme.

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