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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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T-Shirt an. Stirnrunzelnd schob er die feuchten blonden Haare nach hinten. Sie waren im Moment viel zu lang und fielen ihm in die Augen – ein Umstand, den Maryse garantiert bemäkeln würde. Das hatte sie schon immer so gemacht. Er mochte zwar nicht der leibliche Sohn der Lightwoods sein, aber sie hatten ihn stets als solchen behandelt, seit seiner Adoption im Alter von zehn Jahren, nach dem Tod seines Vaters. Dem angeblichen Tod, dachte Jace bitter, und das dumpfe Gefühl in der Magengegend kehrte zurück. Die vergangenen Tage hatte er sich wie eine Kürbislaterne gefühlt – als hätte man ihm die Eingeweide mit einer Gabel herausgepult und ihm ein starres Grinsen ins Gesicht geschnitten. Er fragte sich, ob irgendetwas von dem, was er sein Leben lang geglaubt hatte, jemals der Wahrheit entsprochen hatte. Er hatte gedacht, er sei eine Waise – aber das war er nicht. Er hatte gedacht, er wäre ein Einzelkind – aber er hatte eine Schwester.
    Clary. Der Schmerz wurde nun nagender und er versuchte, ihn zu unterdrücken. Sein Blick fiel auf die Spiegelscherbe, die auf seiner Kommode lag und noch immer grüne Zweige und ein Stück eines blauen Himmels reflektierte. In Idris hatte bereits die Abenddämmerung eingesetzt: Der Himmel schimmerte so dunkel wie Kobalt. Jace kämpfte gegen das mulmige Gefühl in seiner Magengrube an, stieg in die Stiefel und marschierte nach unten in Richtung der Bibliothek.
    Während er die Steinstufen hinunterpolterte, fragte er sich, was Maryse wohl mit ihm allein besprechen wollte. Sie hatte ausgesehen, als würde sie am liebsten weit ausholen und ihm eine knallen. Jace konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn das letzte Mal geschlagen hatte. Die Lightwoods waren keine Befürworter der Prügelstrafe – ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der sich alle möglichen Formen von körperlicher Züchtigung ausgedacht hatte, um Gehorsam zu erzwingen. Jace’ Schattenjägerhaut war glücklicherweise immer wieder verheilt und hatte die äußerlichen Wunden kaschiert. Jace konnte sich erinnern, dass er in den Tagen und Wochen nach dem Tod seines Vaters seinen Körper nach Narben abgesucht hatte, nach irgendeinem Wundmal, das als Zeichen, als Andenken dienen konnte – etwas, das ihn körperlich mit der Erinnerung an seinen Vater verband.
    Er erreichte die Bibliothek und klopfte einmal kurz an, ehe er die Tür aufdrückte. Maryse war schon da; sie saß in Hodges altem Sessel am Kamin, ein Glas Rotwein in der Hand. Auf dem Tisch neben ihr stand eine Kristallkaraffe. Durch die hohen Fenster fiel Licht in den Raum und Jace konnte die grauen Strähnen in ihren Haaren erkennen.
    »Maryse«, sagte er.
    Sie zuckte leicht zusammen und verschüttete etwas Wein. »Jace. Ich habe dich nicht kommen gehört.«
    Jace rührte sich nicht von der Stelle. »Erinnerst du dich noch an das Lied, das du Isabelle und Alec immer vorgesungen hast, damit sie besser einschlafen konnten – als sie noch klein waren und sich vor der Dunkelheit fürchteten?«
    Maryse starrte ihn erstaunt an. »Wovon redest du?« »Ich habe dich durch die Wand gehört«, sagte er. »Alecs Zimmer lag damals direkt neben meinem.«
    Maryse schwieg.
    »Es war auf Französisch«, fuhr Jace fort. »Das Lied, meine ich.«
    »Ich weiß nicht, warum du dich gerade jetzt an so etwas er innerst.« Sie schaute ihn betroffen an, als hätte er ihr irgendetwas vorgeworfen.
    »Für mich hast du nicht ein einziges Mal gesungen.« Maryse schien kaum wahrnehmbar zu zögern und meinte dann: »Ach, du … du hast dich doch nie vor der Dunkelheit gefürchtet.«
    »Welcher Zehnjährige fürchtet sich nie vor der Dunkelheit?«
    Sie musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Setz dich endlich, Jonathan«, sagte sie. »Steh nicht da rum.« Aufreizend langsam durchquerte Jace die Bibliothek und warf sich in einen der Ohrensessel neben dem Schreibtisch.
    »Mir wäre es lieber, wenn du mich nicht ›Jonathan‹ nennen würdest.«
    »Warum nicht? Das ist doch dein Name.« Sie musterte ihn nachdenklich. »Wie lange weißt du es schon?«
    »Wie lange weiß ich was? «
    »Stell dich nicht dümmer, als du bist. Du weißt genau, was ich meine.« Sie drehte das Glas zwischen ihren Fingern. »Wie lange weißt du schon, dass Valentin dein Vater ist?« Jace dachte einen Moment nach und verwarf dann mehrere Antworten, die ihm als erste einfielen. Normalerweise kam er bei Maryse mit allem durch, indem er sie zum Lachen brachte.
    Er war einer der wenigen Menschen auf der

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