Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
mit glühenden gelben Augen ausgestattet. Sie hatten sich in einer Reihe aufgestellt und bewegten sich langsam auf eine einsame männliche Gestalt in einem wehenden grauen Mantel zu, die sich zu einem Rückzug genötigt sah, der allerdings von einer Mauer gestoppt wurde. Atemlos starrte Alec auf die Szenerie unter ihm. Der von den Dämonen bedrohte Mann kam ihm bekannt vor, sogar sehr bekannt - die schlanken Konturen seines Rückens, die wild zerzausten schwarzen Haare und die sprühenden Funken, die wie blaue Glühwürmchen von seinen Fingerspitzen in alle Richtungen zischten.
Magnus. Der Hexenmeister schleuderte blaue Flammenspeere gegen die Iblis-Dämonen. Eine der Wurfwaffen traf einen sich nähernden Dämon mitten in die Brust, woraufhin er sich mit einem zischenden Geräusch - wie von Wasser ersticktem Feuer - zuckend wand und dann in einer Rauchsäule auflöste. Doch andere Dämonen nahmen sofort seinen Platz ein und Magnus feuerte eine weitere Salve glühender Flammenspeere. Mehrere Iblis gingen zu Boden, aber ein anderer Dämon, der gerissener war als die anderen, hatte sich um Magnus herumbewegt und näherte sich ihm schräg von hinten, bereit zuzuschlagen …
Alec dachte nicht lange nach. Stattdessen machte er einen Satz, hielt sich an der Dachkante fest und sprang direkt nach unten, bis er die Metallstange zu fassen bekam. Dann schwang er sich einmal um ihre Achse, um seinen Sturz abzubremsen, ließ sie anschließend los und landete geschickt auf dem Boden. Überrumpelt fuhr der Dämon herum; seine gelben Augen glühten wie funkelnde Edelsteine. Wenn Jace jetzt an seiner Stelle gewesen wäre, dann hätte er bestimmt noch einen cleveren Spruch losgelassen, schoss es Alec durch den Kopf, eine sarkastische Bemerkung, ehe er die Seraphklinge gezückt und dem Dämon in den rauchigen Leib gerammt hätte. Aber das Ergebnis blieb das Gleiche: Mit einem schrillen Aufschrei löste sich der Dämon in Luft auf und ließ bei seinem gewaltsamen Verlassen dieser Dimension nur einen feinen Aschenregen zurück, der über Alec niederging.
»Alec?« Ungläubig starrte Magnus ihn an. Er hatte inzwischen die restlichen Iblis-Dämonen ins Jenseits befördert und der Platz war bis auf sie beide vollkommen leer. »Hast du … hast du mir gerade das Leben gerettet?«
Alec wusste, dass er an dieser Stelle eigentlich etwas sagen sollte, etwas in der Art von Natürlich! Schließlich bin ich ein Schattenjäger! oder Dos ist nun mal mein Job. Jace hätte bestimmt etwas Derartiges gesagt. Jace wusste immer die richtige Antwort, in jeder Situation. Doch die Worte, die schließlich aus Alecs Mund kamen, klangen vollkommen anders - irgendwie bockig, selbst in seinen eigenen Ohren. »Du hast mich nicht ein einziges Mal zurückgerufen«, stieß er hervor. »Ich habe dich so oft angerufen und du hast dich nicht einmal zurückgemeldet.«
Magnus musterte Alec, als hätte er den Verstand verloren. »Deine Heimat wird angegriffen«, erwiderte er. »Die Schutzschilde sind zusammengebrochen und in den Straßen wimmelt es vor Dämonen. Und du willst wissen, warum ich mich nicht bei dir gemeldet habe?«
Trotzig schob Alec das Kinn vor. »Ich will wissen, warum du mich nicht zurückgerufen hast.«
Mit einem Ausdruck entnervter Verzweiflung warf Magnus die Arme in die Luft. Interessiert beobachtete Alec, dass sich dabei ein paar Funken von seinen Fingerspitzen lösten, wie Glühwürmchen, die aus einem Einmachglas entwischten. »Du bist ein verdammter Idiot!«, stieß Magnus hervor.
»Deswegen hast du mich nicht angerufen? Weil ich ein Idiot bin?«
»Nein.« Mit hoch erhobenem Kopf marschierte Magnus auf Alec zu. »Ich habe mich nicht gemeldet, weil ich es leid bin, dass du mich immer nur dann in deiner Nähe haben willst, wenn du irgendetwas brauchst. Ich bin es leid zuzusehen, wie du jemand anderen anhimmelst - jemanden, der, nebenbei bemerkt, deine Gefühle niemals erwidern wird. Jemand, der dich nicht liebt… nicht so wie ich dich liebe.«
»Du liebst mich?«
»Du dummer Nephilim«, sagte Magnus geduldig. »Warum wäre ich sonst wohl hier? Warum hätte ich wohl sonst die letzten Wochen damit verbracht, all deine geistesschwachen Freunde wieder zusammenzuflicken, sobald sie sich mal wieder verletzt haben? Und dich aus jeder lächerlichen Situation zu holen, in die du dich hineinmanövriert hast? Ganz zu schweigen von meiner Hilfe bei der Schlacht gegen Valentin. Und das alles, ohne auch nur einen einzigen Cent zu
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