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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sie in ihren Sachen, auf der Suche nach ihrer Stele und zusätzlichen Waffen. Während sie sich zwei Seraphklingen in den Schaft ihrer Stiefel schob, verweilten ihre Gedanken bei Alec und dem Blick, den sie getauscht hatten, ehe er durch die Tür verschwunden war. Es war nicht das erste Mal, dass sie zusah, wie ihr Bruder das Haus verließ - wohl wissend, dass sie ihn möglicherweise nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Diese Tatsache hatte sie schon vor vielen Jahren akzeptiert; sie war Teil ihres Lebens. Aber erst als sie Clary und Simon kennengelernt hatte, war ihr bewusst geworden, dass es den meisten Menschen vollkommen anders erging. Sie mussten nicht mit dem Tod als ständigem Begleiter leben, seinen kalten Atem im Nacken spüren, selbst an ganz normalen Tagen. Ihr ganzes Leben lang hatte Isabelle - wie alle Schattenjäger - nur Verachtung für die Irdischen übrig gehabt; sie war davon überzeugt gewesen, dass sie schwach, dumm und von schafsartiger Selbstzufriedenheit waren. Doch jetzt fragte sie sich, ob dieser Hass nicht vielmehr auf Eifersucht beruhte. Es musste wundervoll sein, sich nicht jedes Mal Sorgen machen zu müssen, dass ein aufbrechendes Familienmitglied vielleicht nicht mehr zurückkehrte. 
    Isabelle hatte bereits die Hälfte der Treppe zurückgelegt, die Stele in der Hand, als sie spürte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Das Wohnzimmer lag wie ausgestorben vor ihr.
    Max und Sebastian waren nirgends zu sehen. Auf einem der Holzscheite, die Sebastian über das zerbrochene Fenster genagelt hatte, glühte eine nur halb fertig gestellte Schutz-Rune. Und der Hammer, den er verwendet hatte, war verschwunden.
    Isabelle zog sich der Magen zusammen. »Max!«, rief sie, von plötzlicher Panik erfasst, und drehte sich im Kreis. »Sebastian! Wo seid ihr?«
    Sebastians Stimme antwortete ihr aus der Küche. »Isabelle - wir sind hier.«
    Isabelle fiel ein Stein vom Herzen. Erleichtert marschierte sie in Richtung Küche. »Sebastian, das ist nicht lustig. Ich hab schon gedacht, ihr wärt…«
    Sie stieß die Tür auf und zögerte. In der Küche war es finster, dunkler als im Wohnzimmer. Angestrengt spähte sie in die Dunkelheit, doch statt Sebastian und Max sah sie nur Schatten.
    »Sebastian?« Zweifel schlichen sich in ihre Stimme. »Sebastian, was macht ihr hier? Wo ist Max?«
    »Isabelle.«
    Isabelle glaubte, eine Bewegung zu erkennen, einen dunklen Schatten vor einem etwas helleren Hintergrund. Seine Stimme klang sanft, freundlich, fast liebenswert. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, was für eine wunderschöne Stimme er hatte. »Isabelle, es tut mir leid.«
    »Sebastian, wieso benimmst du dich so merkwürdig? Hör auf damit!«
    »Es tut mir leid, dass es dich trifft«, sagte er. »Denn du musst wissen, dass ich dich von allen Schattenjägern am meisten mochte.«
    »Sebastian …«
    »Von allen Schattenjägern«, wiederholte er mit derselben sanften Stimme, »dachte ich, würdest du mir am meisten ähneln.«
    Und dann ließ er seine Faust auf sie niedergehen, die Faust mit dem Hammer darin.
     
    Alec rannte durch die dunklen, ausgebrannten Gassen und rief wieder und wieder Alines Namen. Als er das Viertel um die Princewater Street verließ und sich dem Zentrum der Stadt näherte, beschleunigte sich sein Pulsschlag. Die Straßen wirkten wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch, das zum Leben erwacht war: Es wimmelte vor grotesken und makabren Kreaturen und Szenen plötzlicher, grauenhafter Gewalt. Von Panik erfüllte Menschen schoben Alec blind aus dem Weg und rannten schreiend und offenbar ziellos durcheinander. Die Luft war erfüllt von Brandgeruch und dem Gestank von Dämonen. Einige Häuser standen in Flammen, bei anderen waren sämtliche Fenster eingeschlagen. Glasscherben glitzerten auf dem Kopfsteinpflaster. Als Alec sich einem der Gebäude näherte, erkannte er, dass es sich bei dem, was er für einen dunklen Farbfleck gehalten hatte, tatsächlich um eine riesige Blutlache handelte, die bis weit in die Straße hineingespritzt war. Entsetzt wirbelte er herum und schaute suchend in jede Richtung, konnte aber nirgends eine Erklärung für das frische Blut entdecken. Obwohl keine unmittelbare Gefahr zu erkennen war, machte er sich schleunigst wieder auf den Weg.
    Als einziges der Lightwood-Kinder konnte er sich noch an Alicante erinnern. Beim Wegzug der Familie nach New York war er zwar ein Kleinkind gewesen, doch er hatte noch immer vage Bilder im Kopf: von den schimmernden Türmen, den

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