Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
von euch ihr Leben verloren.« Luke schaute sich im Saal um; mehrere Gruppen von Schattenjägern waren näher herangerückt, um herauszufinden, was da vor sich ging. Einige begegneten Lukes Blick mit hoch erhobenem Kopf, während andere die Augen senkten, als würden sie sich schämen. Doch keiner von ihnen wirkte wütend, stellte Clary überrascht fest. »Ich habe die Stadt nur betreten, um etwas zu beweisen, Malachi«, fuhr Luke fort.
»Und das wäre?«, erwiderte Malachi mit kalter Stimme.
»Dass ihr uns braucht«, sagte Luke. »Um Valentin zu schlagen, braucht ihr unsere Hilfe. Und zwar nicht nur die der Lykanthropen, sondern aller Schattenweltler.«
»Was können Schattenwesen schon gegen Valentin ausrichten?«, konterte Malachi verächtlich. »Lucian, du müsstest es eigentlich besser wissen. Schließlich warst du mal einer von uns. Seit Menschengedenken haben wir sämtlichen Gefahren immer allein getrotzt und die Welt allein vor dem Bösen geschützt. Wir werden Valentins Heer mit einem eigenen Heer entgegentreten. Die Schattenwesen wären gut beraten, sich da rauszuhalten. Wir sind Nephilim; wir tragen unsere Kämpfe alleine aus.«
»Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, oder?«, meldete sich eine samtige Stimme zu Wort und aus der Menge trat Magnus Bane hervor. Er trug einen langen, glitzernden Mantel sowie mehrere Ohrringe und musterte Malachi mit einem spöttischen Lächeln. Clary hatte keine Ahnung, woher er plötzlich aufgetaucht war. »In der Vergangenheit habt ihr Schattenjäger die Hilfe der Hexenmeister bei mehr als nur einer Gelegenheit in Anspruch genommen - und auch gar nicht schlecht dafür bezahlt.«
Malachi zog eine finstere Miene. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass der Rat dich in die Gläserne Stadt eingeladen hätte, Magnus Bane.«
»Das hat er auch nicht«, erwiderte Magnus seelenruhig. »Aber eure Schutzschilde sind zusammengebrochen.«
»Tatsächlich?« Die Stimme des Konsuls triefte vor Sarkasmus. »Das ist mir gar nicht aufgefallen.«
Magnus machte ein besorgtes Gesicht. »Aber das ist ja schrecklich. Das hätte man dir nun wirklich sagen sollen.« Er warf Luke einen Blick zu. »Sag ihm, dass die Schutzschilde zusammengebrochen sind.«
Aufgebracht wandte Luke sich an den Konsul: »Herrgott noch mal, Malachi, die Schattenwesen sind stark und wir sind viele. Ich hab dir doch gesagt, dass wir euch helfen können.«
»Und ich habe dir gesagt, dass wir eure Hilfe weder brauchen noch wollen!«, entgegnete der Konsul mit erhobener Stimme.
»Magnus?« Clary schob sich verstohlen neben den Hexenmeister. Inzwischen hatte sich eine kleine Menge um Luke und den Konsul versammelt und verfolgte ihre hitzige Diskussion aufmerksam; Clary war sich ziemlich sicher, dass niemand ihr Beachtung schenkte. »Magnus!«, flüsterte sie. »Ich muss mit dir reden … solange die anderen noch mit sich selbst beschäftigt sind.«
Magnus warf ihr einen fragenden Blick zu, nickte dann und zog sie beiseite, wobei er wie ein Büchsenöffner durch die Menge schnitt. Keiner der versammelten Schattenjäger oder Werwölfe schien sich dem über einen Meter achtzig großen Hexenmeister mit den Katzenaugen und dem schiefen Grinsen in den Weg stellen zu wollen. Eilig drängte Magnus Clary in eine etwas ruhigere Ecke des Saals. »Worum geht’s?«
»Ich habe das Buch.« Vorsichtig zog Clary es aus der Tasche ihres völlig verdreckten Umhangs und hinterließ dabei schmutzige Fingerspuren auf dem elfenbeinweißen Umschlag. »Ich war in Valentins Landhaus. Das Buch stand in der Bibliothek, genau wie du gesagt hast. Und …«Sie verstummte und dachte an den gefangen gehaltenen Engel. »Ach, schon gut«, murmelte sie und hielt ihm das Weiße Buch entgegen. »Hier. Nimm es.«
Mit seinen langen Fingern pflückte Magnus ihr das Buch aus der Hand und durchblätterte rasch die Seiten, wobei seine Augen immer größer wurden. »Das ist ja noch viel besser, als ich gedacht habe«, verkündete er hocherfreut. »Ich kann es gar nicht erwarten, einen dieser Zaubersprüche auszuprobieren.«
»Magnus!« Clarys scharfe Stimme brachte ihn wieder auf den Boden der Realität zurück. »Zuerst meine Mutter. Du hast es versprochen.«
»Und ich halte mich an meine Versprechen.« Der Hexenmeister nickte feierlich, doch in seinen Augen schimmerte irgendetwas - etwas, dem Clary nicht ganz traute.
»Da ist noch was«, fügte sie hinzu und dachte an Simon. »Ehe du abreist…«
»Clary!« Eine atemlose Stimme drang über ihre
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