Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
Aber sie war sich sicher. Entschlossen riss sie ihre Hand zurück, entwand sie seiner Umklammerung. »Was ist los mit dir?«
»Dieses Buch«, setzte Sebastian an. »Das, das Fell in den Fingern hielt - das Weiße Buch. Weißt du, woher er es hat?«
»Darüber hast du mit mir reden wollen?«
»Dieses Buch enthält eine Sammlung außerordentlich machtvoller Zaubersprüche«, erklärte Sebastian. »Es ist ein Buch, das … na ja, ein Buch, nach dem viele Leute schon sehr lange suchen.«
Clary schnaubte genervt. »Also schön. Hör zu, Sebastian«, sagte sie. »Der Mann dort drüben ist nicht Ragnor Fell, sondern Magnus Bane.«
»Das ist Magnus Bane?« Sebastian wirbelte herum und starrte den Hexenmeister an, ehe er sich mit einem vorwurfsvollen Blick in den Augen erneut Clary zuwandte. »Und das hast du die ganze Zeit gewusst, oder? Du kennst Bane, stimmt’s?«
»Ja, und es tut mir leid. Aber er wollte nicht, dass ich es dir sage. Außerdem ist er der Einzige, der mir helfen kann, meine Mutter zu retten. Deswegen habe ich ihm auch das Weiße Buch gegeben. Darin steht ein Zauberspruch, der ihr vielleicht helfen könnte.«
Tief in Sebastians Augen blitzte irgendetwas auf und Clary verspürte wieder dasselbe Unbehagen wie in dem Moment, als er sie geküsst hatte: das plötzliche Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, grundlegend nicht stimmte - als hätte sie einen Schritt nach vorne gemacht, in der Erwartung, auf festen Boden zu treffen. Doch stattdessen schien sie in einen Abgrund zu stürzen.
Sebastians Hand schoss vor und packte sie erneut am Handgelenk. »Du hast das Buch - das Weiße Buch - einem Hexenmeister gegeben? Einem dreckigen Schattenweltler?«
Clary blieb stocksteif stehen. »Ich kann nicht fassen, dass du so etwas gerade gesagt hast«, erwiderte sie kühl. Dann schaute sie hinab auf ihr Handgelenk, das Sebastian eisern festhielt. »Magnus ist mein Freund.«
Sebastian lockerte den Griff ein wenig, allerdings nur einen Hauch. »Tut mir leid«, räumte er ein. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Es ist nur so … wie gut kennst du Magnus Bane?«
»Jedenfalls besser als dich«, konterte Clary und warf einen Blick über die Schulter zu der Stelle, wo sie Magnus mit Jace und Alec zurückgelassen hatte. Doch im nächsten Moment jagte ein Gefühl unangenehmer Überraschung durch ihren Körper: Magnus war verschwunden. Jace und Alec standen allein da und beobachteten sie und Sebastian. Clary konnte die Intensität von Jace’ Missbilligung spüren wie die Hitze eines glühend heißen Backofens.
Sebastian folgte ihrem Blick und seine Augen verdüsterten sich. »Kennst du ihn auch gut genug, um zu wissen, wohin er mit deinem Buch verschwunden ist?«
»Das ist nicht mein Buch. Ich habe es ihm geschenkt«, fauchte Clary, aber ein eisiges Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, als sie an den überschatteten Ausdruck in Magnus’ Augen dachte. »Außerdem wüsste ich nicht, was dich das überhaupt angeht. Hör zu, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du gestern angeboten hast, mir bei der Suche nach Ragnor Fell zu helfen, aber jetzt jagst du mir wirklich Angst ein. Ich geh wieder zu meinen Freunden zurück.«
Clary setzte sich in Bewegung, doch Sebastian war schneller und versperrte ihr den Weg. »Tut mir leid. Ich hätte das alles nicht sagen sollen. Es ist nur so, dass hinter dieser ganzen Geschichte mehr steckt, als du ahnst.«
»Dann erzähl es mir.«
»Komm mit mir nach draußen. Dann erzähl ich dir alles.« Sein Ton klang eindringlich, besorgt. »Clary, bitte.«
Doch Clary schüttelte den Kopf. »Ich muss hier drinnen bleiben. Ich muss auf Simon warten.« Das entsprach sogar teilweise der Wahrheit. »Alec hat mir erzählt, dass sie die Gefangenen hierherbringen würden …«
Sebastian zog die Augenbrauen hoch. »Hat dir das denn niemand gesagt, Clary? Sie haben die Gefangenen in der Garnison zurückgelassen. Das habe ich von Malachi aufgeschnappt. Als die Stadt angegriffen wurde, haben sie die Garnison evakuiert bis auf die Gefangenen. Malachi meinte, dass die beiden sowieso mit Valentin unter einer Decke stecken würden. Und sie freizulassen, wäre ein zu großes Risiko gewesen.«
Clary hörte Sebastians Worte wie durch einen Nebel; ihr wurde schwindelig und dann übel. »Das kann nicht stimmen.«
»Doch, es stimmt«, sagte Sebastian. »Das schwöre ich.« Sein Griff um Clarys Handgelenk verstärkte sich erneut und Clary begann zu schwanken. »Hör zu: Ich kann dich den
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