Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
Köchin bin.«
Unwillkürlich dachte Clary an Isabelles grauenhafte Suppe im Institut und unterdrückte ein Schaudern. »Wo ist Luke?«, fragte sie.
»In Brocelind, bei seinem Rudel«, sagte Amatis. »Ist alles in Ordnung mit dir, Clary? Du guckst so …«
»… entgeistert«, beendete Simon den Satz für sie. »Alles in Ordnung?«
Einen Moment lang fiel Clary keine Antwort darauf ein. Die beiden sind gerade erst hier aufgetaucht, hatte Amatis gesagt. Das bedeutete, dass Simon die ganze Nacht bei Isabelle verbracht hatte. Sprachlos starrte Clary ihn an. Er sah jedoch nicht anders aus als sonst.
»Mir geht’s gut«, brachte sie schließlich hervor. Dies war wohl kaum der richtige Augenblick, um sich Gedanken über Simons Liebesleben zu machen. »Ich muss mit Isabelle reden.«
»Schieß los«, sagte Isabelle und stocherte an einem unförmigen Teigklumpen am Boden der Pfanne herum, bei dem es sich vermutlich um einen Pfannkuchen handeln sollte. »Ich bin ganz Ohr.«
»Unter vier Augen«, betonte Clary.
Isabelle runzelte die Stirn. »Kann das nicht warten? Ich bin fast fertig …«
»Nein«, erwiderte Clary und in ihrer Stimme schwang ein Ton mit, der wenigstens Simon dazu veranlasste, sich aufrecht hinzusetzen. »Nein, das kann nicht warten.«
Simon erhob sich vom Tisch. »Okay. Dann lassen wir euch beide mal allein«, sagte er und wandte sich an Amatis. »Vielleicht könntest du mir jetzt diese Babyfotos von Luke zeigen, von denen du eben geredet hast.«
Amatis warf Clary einen beunruhigten Blick zu, folgte Simon dann aber doch aus dem Raum hinaus. »Ich kann ja mal nachsehen, ob ich sie finde …«
Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, schüttelte Isabelle den Kopf. Dabei glitzerte irgendetwas in ihrem Nacken: ein funkelndes, äußerst feines Messer, das sie durch ihre hochgesteckten Haare geschoben hatte, um diese zu fixieren. Denn trotz der häuslichen Atmosphäre war sie immer noch eine Schattenjägerin. »Hör mal«, setzte sie nun an. »Falls es bei diesem Gespräch um Simon gehen sollte …«
»Hier geht’s nicht um Simon. Es geht um Jace.« Clary hielt Isabelle die Nachricht entgegen. »Hier, lies das.«
Mit einem Seufzer schaltete Isabelle den Herd aus, nahm den Zettel und setzte sich, um ihn zu studieren. Clary angelte sich einen Apfel aus dem Obstkorb und ließ sich auf einem Stuhl nieder, während Isabelle auf der anderen Seite des Tischs schweigend Jace’ Nachricht las. Stumm zupfte Clary an der Apfelschale herum; sie konnte sich nicht vorstellen, den Apfel zu essen - genau genommen, konnte sie sich nicht vorstellen, überhaupt jemals wieder irgendetwas zu essen.
Nach einer Weile schaute Isabelle mit fragend hochgezogenen Augenbrauen auf. »Dieser Brief scheint… scheint ziemlich persönlich zu sein. Bist du sicher, dass ich ihn wirklich lesen soll?«
Vermutlich nicht. Clary konnte sich kaum an die Worte in Jace’ Brief erinnern; unter normalen Umständen hätte sie ihn Isabelle auf keinen Fall gegeben, aber ihre panische Angst um Jace setzte alle anderen Bedenken außer Kraft. »Lies ihn einfach zu Ende.«
Isabelle wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. Als sie die Nachricht vollständig gelesen hatte, legte sie den Brief auf den Tisch. »Ich hab mir schon gedacht, dass er so was machen würde.«
»Du verstehst also, was ich meine«, sprudelte Clary hervor. »Er kann noch nicht lange weg oder weit gekommen sein. Wir müssen versuchen, ihn einzuholen und …« Sie verstummte abrupt, als ihr Gehirn endlich das verarbeitete, was Isabelle gesagt hatte. »Wie meinst du das: Du hättest dir schon gedacht, dass er so etwas machen würde?«
»Genau so, wie ich es gesagt habe.« Isabelle schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Seit Sebastian verschwunden ist, reden wir alle von nichts anderem, als ihn aufzuspüren. Ich habe sein Zimmer im Haus der Penhallows von Kopf bis Fuß durchsucht, um irgendetwas zu finden, mit dem wir ihn orten können - aber der Raum wirkte wie geleckt. Allerdings war mir auch klar: Sollte Jace einen persönlichen Gegenstand von Sebastian finden, würde er sofort versuchen, ihn aufzuspüren.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich hatte nur gehofft, dass er Alec mitnehmen würde. Alec wird nicht gerade erfreut sein.«
»Dann meinst du, Alec wird versuchen, Jace einzuholen?«, fragte Clary mit wachsender Hoffnung.
»Clary.« Isabelle klang ein wenig genervt. »Verrate mir mal, wie wir ihn einholen sollen! Woher sollen wir denn
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