Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
bisschen von beidem. Viele Ratsmitglieder gehören einem Institut an, so wie du, und sind den Umgang mit Schattenweltlern gewöhnt. Aber mir bereiten vor allem die Einwohner Idris’ Sorgen. Der Anblick von Schattenweltlern vor ihren Toren könnte bei ihnen Panik auslösen. Andererseits kann es nicht schaden, wenn sie daran erinnert werden, wie verwundbar sie sind.«
Wie auf Kommando wanderte Jace’ Blick hinauf zu den schwarzen Ruinen der Garnison - ein düsterer Schandfleck inmitten der Hügel über der Stadt. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand weitere Erinnerungen daran benötigt.« Dann wandte er sich wieder Luke zu, mit ernstem Ausdruck in den klaren Augen. »Ich möchte dir etwas mitteilen und ich möchte, dass du es vertraulich behandelst.«
Luke konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Und warum willst du es mir erzählen? Warum nicht den Lightwoods?«
»Weil du derjenige bist, der hier die Verantwortung trägt… der tatsächlich die Fäden in der Hand hat. Und das weißt du auch.«
Luke zögerte. Irgendetwas an Jace’ bleichem, müdem Gesicht erweckte bei ihm trotz der eigenen Erschöpfung Sympathie - Sympathie und den Wunsch, diesem Jungen, der von den Erwachsenen in seinem Leben derart betrogen und missbraucht worden war, zu zeigen, dass nicht alle Erwachsenen so waren, dass es tatsächlich welche gab, auf die er sich verlassen konnte. »Also gut.«
»Und«, fuhr Jace fort, »weil ich darauf vertraue, dass du die richtigen Worte finden wirst, um es Clary zu erklären.«
»Was soll ich Clary erklären?«
»Warum ich es tun musste.« Jace’ Augen schimmerten groß in der aufgehenden Sonne, wodurch er um Jahre jünger wirkte. »Ich werde Sebastian aufspüren, Luke. Ich weiß, wo ich ihn finden kann, und dann werde ich ihm so lange folgen, bis er mich zu Valentin führt.«
Vor Überraschung verschlug es Luke den Atem. »Du weißt, wo du ihn finden kannst?«, stieß er hervor.
»Als ich bei Magnus in dessen Wohnung in Brooklyn untergebracht war, hat er mir gezeigt, wie man jemanden mithilfe von Ortungsmagie lokalisieren kann. Damals haben wir Valentins Ring benutzt, um ihn zu finden. Das hat zwar nicht funktioniert, aber …«
»Jace, du bist kein Hexenmeister! Du solltest eigentlich gar nicht in der Lage sein, Ortungsmagie anzuwenden.«
»Nur die Ruhe - es geht hier um eine Rune. Um die gleiche Art von Rune, die die Inquisitorin benutzte, um mich zu beschatten, als ich Valentin auf seinem Schiff aufgesucht habe. Das Einzige, was mir bisher noch fehlte, war ein Stück von Sebastians persönlichem Hab und Gut«, erwiderte Jace.
»Aber wir haben doch das ganze Haus der Penhallows auf den Kopf gestellt. Sebastian hat nichts zurückgelassen. Sein Zimmer war penibel gesäubert - wahrscheinlich genau aus diesem Grund.«
»Ich habe aber etwas gefunden«, erklärte Jace. »Einen Faden mit seinem Blut daran. Das ist zwar nicht viel, reicht jedoch völlig. Ich habe es bereits ausprobiert und es hat funktioniert.«
»Aber du kannst doch nicht einfach allein losziehen, um Valentin zu suchen, Jace. Das werde ich nicht zulassen«, protestierte Luke.
»Du wirst mich nicht daran hindern können. Es sei denn, du legst es gleich hier auf einen Kampf an. Einen Kampf, den du im Übrigen nicht gewinnen kannst. Das weißt du genauso gut wie ich.« In Jace’ Stimme schwang ein seltsamer Ton mit, eine Mischung aus Gewissheit und Selbsthass.
»Hör zu, Jace, so entschlossen du auch sein magst, den einsamen Helden zu spielen …«, setzte Luke an.
»Ich bin kein Held«, unterbrach Jace ihn mit ruhiger, tonloser Stimme, als würde er eine einfache Tatsache verkünden.
»Aber denk doch mal daran, was du den Lightwoods damit antust, selbst wenn dir nichts passieren sollte. Denk an Clary…«
»Glaubst du wirklich, ich würde dabei nicht an Clary denken? Nicht an meine Familie? Was glaubst du denn, warum ich das alles hier mache?«
»Und denkst du vielleicht, ich wüsste nicht mehr, wie es ist, siebzehn zu sein?«, entgegnete Luke. »Wenn man davon überzeugt ist, die Kraft zur Rettung der Welt zu haben - und nicht nur die Kraft, sondern auch die Verpflichtung …«
»Sieh mich mal an«, forderte Jace Luke auf. »Sieh mir ins Gesicht und dann sag mir, dass ich ein ganz normaler Siebzehnjähriger bin.«
Luke seufzte. »An dir ist nichts Normales.«
»Dann sag mir, dass es unmöglich ist. Sag mir, dass mein Vorhaben sich nicht durchführen lässt.« Als Luke schwieg, fuhr Jace fort: »Hör mal,
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