Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
Spaß, Izzy. Dass Simon hierher nach Alicante gekommen ist, war ein Versehen. Daher denkt der Rat, dass es für ihn das Beste wäre, in seine Heimat zurückzukehren.«
»Prima«, sagte Simon. »Vielleicht schaffe ich es ja noch nach Hause, bevor meine Mutter überhaupt mitkriegt, dass ich weg war. Wie groß ist der Zeitunterschied zwischen Alicante und Manhattan?«
»Du hast eine Mutter?«, fragte Aline erstaunt.
Doch Simon beschloss, diese Frage zu ignorieren. »Jetzt mal im Ernst«, sagte er, während Alec und Jace einen Blick tauschten. »Das ist wirklich prima. Denn ich will so schnell wie möglich von hier fort.«
»Wirst du ihn begleiten?«, wandte Jace sich an Alec. »Und dafür sorgen, dass alles glattgeht?«
Die beiden Jungen sahen einander auf eine Art und Weise an, die Simon durchaus vertraut war. Genauso tauschten Clary und er manchmal Blicke, verschlüsselte Blicke, wenn sie nicht wollten, dass ihre Eltern etwas von ihren Plänen erfuhren.
»Was ist denn los?«, fragte er und schaute von Jace zu Alec und wieder zurück. »Irgendetwas stimmt hier doch nicht?«
Die beiden Schattenjäger räusperten sich, dann blickte Alec betreten zur Seite, während Jace sich mit einem ausdruckslosen Lächeln Simon zuwandte. »Nichts«, sagte er. »Es ist alles in bester Ordnung. Herzlichen Glückwunsch, Vampir - du darfst wieder nach Hause.«
4
T AGESLICHTLER
Die Nacht war bereits angebrochen, als Simon und Alec das Haus der Familie Penhallow verließen und den Hügel hinauf zur Garnison liefen. Im kalten Mondlicht wirkten die engen, gewundenen Gassen der Stadt wie helle Steinbänder, die sich zwischen den Häusern hindurchschlängelten, und die Luft war eisig - obwohl Simon dies nur am Rande wahrnahm.
Schweigend stapfte Alec ein paar Schritte vor Simon her, so als wäre er allein. In seinem früheren Leben hätte Simon sich beeilen und schnaufend hinter ihm herlaufen müssen, um mit ihm Schritt zu halten, doch nun stellte er fest, dass er zu Alec aufschließen konnte, indem er einfach ein wenig schneller ging. »Das muss dir ja echt stinken«, sagte er schließlich, während Alec missmutig geradeaus starrte. »Dass man es dir aufgebürdet hat, mich zu begleiten, meine ich.«
Alec zuckte die Achseln. »Ich bin achtzehn und damit erwachsen. Also muss ich mich auch entsprechend verantwortungsvoll verhalten. Ich bin der Einzige von uns, der während der Sitzung des Rats die Garnison betreten darf, und außerdem kennt mich der Konsul.«
»Was ist ein Konsul?«
»Eine Art hoher Ratsbeamter. Er zählt die abgegebenen Stimmen bei der Vollversammlung, interpretiert die Gesetze für die Mitglieder des Rats und fungiert als Berater für den Rat und den Inquisitor. Wenn ein Institutsleiter beispielsweise auf ein Problem stößt, von dem er nicht weiß, wie er damit umgehen soll, dann wendet er sich an den Konsul.«
»Er berät den Inquisitor? Ich dachte … ist die Inquisitorin denn nicht tot?«
Alec schnaubte. »Genauso gut könntest du fragen: >Ist der Präsident denn nicht tot?< Doch, klar, die Inquisitorin ist gestorben, aber jetzt gibt es einen neuen Mann auf ihrem Posten - Inquisitor Aldertree.«
Simon schaute den Hügel hinunter, auf das düstere Wasser der Kanäle weit unter ihnen. Sie hatten die Stadt inzwischen hinter sich gelassen und folgten einer schmalen Straße, die sich zwischen hohen dunklen Bäumen hindurchwand. »Ich kann dir eines verraten: In der Vergangenheit haben Inquisitoren meinem Volk nicht viel Gutes gebracht«, sagte er beiläufig, woraufhin Alec ihn verständnislos ansah. »Ach, schon gut. War nur eine Anspielung auf die Geschichte der Irdischen. Es würde dich sowieso nicht interessieren.«
»Du bist kein Irdischer«, stellte Alec klar. »Deshalb waren Aline und Sebastian ja auch so begeistert, einen Blick auf dich werfen zu können. Auch wenn man das Sebastian nicht direkt anmerken konnte - er tut immer so, als hätte er schon alles und jeden gesehen.«
»Sind er und Isabelle … läuft zwischen den beiden was?«, platzte Simon, ohne nachzudenken, heraus.
Verblüfft lachte Alec auf: »Isabelle und Sebastian? Wohl kaum. Sebastian ist ein netter Junge - und Isabelle verabredet sich nur mit durch und durch unpassenden Typen, die unsere Eltern auf jeden Fall hassen werden: Irdische, Schattenweltler, Kleinkriminelle …«
»Na vielen Dank«, schnaubte Simon. »Freut mich, dass ich in eine Schublade mit Verbrechern geworfen werde.«
»Ich glaube, sie tut das, um
Weitere Kostenlose Bücher