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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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verschmolz zu einem unzusammenhängenden Rauschen. Mit Clary auf den Armen stürmte Luke an einer Reihe hoher, schmaler Gebäude vorbei, die Clary fast an die Reihenhäuser in Brooklyn erinnerte - oder hatte sie jetzt bereits Wahnvorstellung von ihrem eigenen Viertel? Die Luft um sie herum schien zu wabern, die Lichter der Häuser flackerten wie Fackeln und der Kanal schimmerte in einem unheilvollen Phosphorgelb. Clary hatte das Gefühl, als würde sich jeder einzelne Knochen in ihrem Körper auflösen. 
    »Hier ist es«, rief Luke und blieb abrupt vor einem hohen Kanalhaus stehen. Laut hämmerte er gegen die Tür, die in einem leuchtenden, fast grellen Rot gestrichen war und in deren Mitte eine einzelne goldene Rune prangte. Plötzlich zerflossen die Konturen des Schriftzeichens und nahmen die Gestalt eines grässlichen, grinsenden Totenschädels an. Das ist nicht echt… nur eine Halluzination, ermahnte Clary sich unter Aufbringung all ihrer Kräfte und unterdrückte einen Schrei, indem sie auf ihre Faust biss, bis sie Blut im Mund schmeckte. 
    Der Schmerz schenkte ihr kurzfristig einen etwas klareren Kopf. Im nächsten Moment flog die Tür auf und eine Frau in einem dunklen Kleid erschien im Türrahmen. Auf ihrem Gesicht stand eine Mischung aus Ärger und Überraschung. Ihre wirren graubraunen Haare waren sorglos zu zwei langen Zöpfen geflochten und ihre blauen Augen kamen Clary irgendwie bekannt vor. Ein Elbenlichtstein leuchtete in ihrer Hand.
    »Wer da?«, fragte sie gebieterisch. »Was wollt ihr?«
    »Amatis.« Luke trat in den Lichtkegel des Elbenlichts, mit Clary auf dem Arm. »Ich bin’s.«
    Die Frau erbleichte, taumelte und stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab. »Lucian?«  
    Luke versuchte, einen Schritt auf sie zuzugehen, doch die Frau versperrte ihm den Weg. Sie schüttelte mit solcher Vehemenz den Kopf, dass ihre Zöpfe hin und her wippten. »Wie konntest du nur hierher
    kommen, Lucian? Wie kannst du es nur wagen?«
    »Ich hatte keine andere Wahl.« Luke verstärkte seinen Griff um Clary, die einen Schrei unterdrücken musste - ihr gesamter Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen, jedes Nervende brannte wie ein loderndes Feuer.
    »Du solltest besser wieder gehen«, sagte Amatis. »Wenn du die Stadt sofort verlässt…«
    »Ich bin nicht meinetwegen gekommen. Ich bin wegen des Mädchens hier. Sie liegt im Sterben.« Als die Frau ihn unverwandt anstarrte, fügte er hinzu: »Amatis, bitte. Sie ist Jocelyns Tochter.«  
    Es entstand eine lange Stille, während der Amatis reglos wie eine Statue in der Tür verharrte. Sie schien wie erstarrt - ob nun vor Überraschung oder vor Entsetzen, vermochte Clary nicht zu sagen. Mühsam ballte Clary die Faust. Ihre Handfläche klebte vor Blut, wo sich die Nägel in die Haut bohrten, doch selbst dieser Schmerz half nun nichts mehr - die Welt um sie herum löste sich in sanften Farben auf, wie ein Puzzle, dessen Teile sich auf einer Wasseroberfläche zerstreuen. Und sie hörte kaum noch Amatis’ Stimme, als die ältere Frau einen Schritt beiseitetrat und den Weg freigab: »Also gut, Lucian. Bring sie herein.« 
     
    Als Simon und Jace ins Wohnzimmer zurückkehrten, hatte Aline auf dem kleinen Beistelltisch zwischen den beiden Sofas das Abendbrot angerichtet. Neben Brot und Käse entdeckten die beiden auch Kuchen, Äpfel und sogar eine Flasche Wein, den Max aber nicht anrühren durfte. Er hatte sich mit einem Stück Kuchen in eine Ecke zurückgezogen und las. Simon hatte vollstes Verständnis für den kleinen Jungen: Vermutlich fühlte Max sich in der lachenden und scherzenden Gruppe ebenso verloren wie er selbst. 
    Als Simon sah, wie Aline nach einem Stück Apfel griff und dabei Jace’ Handgelenk mit den Fingern berührte, spürte er, wie er sich innerlich verkrampfte. Aber das ist doch genau das, was du von ihm verlangt hast, hielt er sich vor Augen. Trotzdem konnte er das Gefühl einfach nicht loswerden, dass Clary dabei irgendwie missachtet wurde. 
    Über Alines Kopf hinweg traf sich sein Blick mit Jace’, der daraufhin lächelte - ein Lächeln, das nur aus spitzen Zähnen zu bestehen schien, obwohl er kein Vampir war. Betreten schaute Simon fort und sah sich im Raum um. Dabei bemerkte er, dass die Musik, die er vorher gehört hatte, nicht aus einer Stereoanlage kam, sondern aus einem kompliziert wirkenden mechanischen Gerät.
    Einen Moment lang dachte er daran, ein Gespräch mit Isabelle zu beginnen, aber das Mädchen unterhielt sich

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