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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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schon seit Jahren nicht mehr lebte - vielleicht hatte er das Haus einfach dem Verfall überlassen oder war nur gelegentlich hierher zurückgekehrt, um wie ein Geist durch dessen düstere Gänge zu irren. 
    Endlich erreichten sie eine Tür am Ende des Korridors. Nachdem Jace sie mit der Schulter aufgestemmt hatte, trat er einen Schritt beiseite und ließ Clary als Erste eintreten. In Gedanken hatte sie sich die Bibliothek des Instituts ausgemalt und tatsächlich besaß der Raum eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrer Vorstellung: Auch hier waren die Wände von hohen Bücherregalen gesäumt und lange Leitern auf Laufrollen boten Zugang zu den obersten Regalböden. Allerdings besaß dieser Raum weder eine nach oben hin verjüngte Decke - sondern kantige dunkle Holzbalken - noch einen Schreibtisch. Die grünen Samtvorhänge neben den blaugrünen Buntglasfenstern wirkten wie mit einer schneeweißen Staubschicht überzogen, während das Mondlicht die Glasflächen wie farbigen Frost funkeln ließ. Jenseits der Fenster herrschte tiefe Dunkelheit. 
    »Das ist die Bibliothek, stimmt’s?«, fragte Clary Jace im Flüsterton, obwohl sie nicht wusste, warum sie eigentlich so leise sprach. Aber das große, leere Haus hatte etwas zutiefst Stilles, Regloses an sich.
    Jace schaute gedankenverloren an Clary vorbei. Die Erinnerung an die Vergangenheit ließ seine Augen ganz dunkel wirken: »Dort drüben … auf dieser Fensterbank … hab ich immer gesessen und gelesen … die Lektüre, die mein Vater mir für den jeweiligen Tag herausgesucht hatte. Jeden Tag in einer anderen Sprache: samstags Französisch, sonntags Englisch … aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wann Latein dran war - montags oder doch dienstags …«
    Plötzlich sah Clary vor ihrem inneren Auge Jace als kleinen Jungen. Mit einem Buch auf den Knien hockte er auf der breiten Fensterbank und schaute hinaus. Wohin? Hatte dort unten einst ein Garten gelegen? Hatte er einen Blick auf die Berge in der Ferne gehabt? Oder hatte er auf eine hohe Dornenhecke gestarrt, wie die undurchdringliche Hecke um Dornröschens Schloss? Clary sah ihn förmlich vor sich: Tageslicht fiel durch das Buntglasfenster und zeichnete blaue und grüne Flächen auf sein hellblondes Haar und sein kleines Gesicht schaute viel ernster, als ein Zehnjähriger eigentlich schauen sollte.
    »Ich kann mich einfach nicht mehr daran erinnern«, murmelte Jace nun erneut und starrte hinaus in die Dunkelheit.
    Behutsam berührte Clary ihn an der Schulter. »Das macht doch nichts, Jace.«
    »Nein, vermutlich nicht«, pflichtete er ihr bei und schüttelte sich, als würde er aus einem Traum erwachen. Dann hielt er das Elbenlicht hoch und durchquerte die Bibliothek. Auf der anderen Seite des Raums angekommen, ging er vor einem Regal in die Hocke, inspizierte eine Bücherreihe und richtete sich mit einem Wälzer in der Hand wieder auf. »Da ist es ja: Einfache Rezepte für die junge Hausfrau«, sagte er. 
    Clary lief zu ihm und nahm ihm das Exemplar aus der Hand. Es handelte sich um ein schlichtes Buch mit blauem Einband und einer dicken Staubschicht - wie offensichtlich alles in diesem Haus. Als sie es aufschlug, stiegen weiße Staubpartikel wie ein Mottenschwarm aus seinen Seiten auf.
    In die Mitte des Buchs hatte jemand eine große, rechteckige Vertiefung geschnitten - und darin lag, passgenau wie ein Edelstein in einer Fassung, ein schmaleres Buch, etwa von der Größe eines kleinen Gedichtbands. Auf seinem weißen Ledereinband prangten vergoldete romanische Lettern. Clary konnte die Worte »weiß« und »Buch« entziffern, doch als sie es herausnahm und aufschlug, stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass die Seiten mit einer dünnen, krakeligen Handschrift in einer Sprache beschrieben waren, die sie nicht verstand.
    »Das ist Griechisch«, sagte Jace mit einem Blick über Clarys Schulter. »Altgriechisch.«
    »Kannst du das lesen?«
    »Nicht ohne Weiteres«, räumte er ein. »Meine letzten Versuche liegen Jahre zurück. Aber Magnus kann es bestimmt lesen.« Er schloss das Buch und ließ es in die Tasche von Clarys Umhang gleiten, ehe er sich erneut den Bücherregalen zuwandte und mit den Fingern über die Rücken der Bücher strich.
    »Möchtest du von denen vielleicht eines mitnehmen?«, fragte Clary sanft. »Irgendeins, das dich besonders interessiert …« 
    Jace lachte und ließ die Hand sinken. »Es war mir nicht gestattet, irgendein Buch zu lesen, das mein Vater mir nicht herausgesucht hatte«,

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