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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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glaubt, die Schutzschilde würden ewig halten, weil sie bereits die letzten tausend Jahre standgehalten haben. Aber das Gleiche dachte man auch von Rom … bis die Barbaren kamen. Alles ist eines Tages dem Untergang geweiht.« Samuel lachte in sich hinein, ein verbittertes, ärgerliches Lachen. »Am besten betrachtest du das Ganze als eine Art Rennen darum, wer als Erster hier ist, um dich zu töten, Tageslichtler: Valentin, die anderen Schattenweltler oder doch der Rat.« Irgendwo zwischen hier und dort wurde Clarys Hand aus Jace’ festem Griff gerissen. Als der Wirbelsturm sie ausspuckte, traf sie allein und hart auf dem Boden auf, rollte noch ein paar Meter und blieb dann keuchend liegen. 
    Langsam setzte sie sich auf und schaute sich um: Sie lag mitten auf einem Perserteppich, der den Holzboden eines großen Zimmers mit wuchtigen Steinmauern bedeckte. Ein paar Möbelstücke, die durch die weißen, übergeworfenen Tücher wie bucklige, plumpe Gespenster aussahen, waren über den Raum verteilt. Vor den hohen Buntglasfenstern hingen schwere Samtvorhänge, die mit einer grauweißen Staubschicht überzogen waren. Staubpartikel tanzten im fahlen Mondlicht, das zwischen den Vorhängen hereinfiel.
    »Clary?« Jace tauchte hinter einem riesigen Gegenstand auf, der in weiße Tücher gehüllt war - möglicherweise ein Flügel. »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s prima«, verkündete Clary und versuchte, sich aufzurichten, zuckte aber zusammen. Ihr Ellbogen schmerzte. »Wenn man mal davon absieht, dass Amatis mich wahrscheinlich umbringen wird, wenn wir wieder zurück sind. Nicht nur, dass ich ihre Teller zerdeppert habe - ich habe in ihrer Küche auch noch ein Portal geöffnet.« 
    Jace beugte sich zu Clary hinab und streckte ihr seine Hand entgegen. »Wenn du mich fragst, war es das wert«, erwiderte er und half ihr auf die Beine. »Ich bin jedenfalls sehr beeindruckt.«
    »Danke.« Neugierig sah Clary sich um. »Dann ist das also der Landsitz, auf dem du aufgewachsen bist? Er erinnert mich irgendwie an ein Haus aus einem Märchen.«
    »Ich würde eher an einen Horrorfilm denken«, sagte Jace. »Mann, ist das lange her, dass ich hier gewesen bin. Früher war es hier nicht so …«
    »So kalt?« Zitternd knöpfte Clary ihren Umhang zu, doch die Kälte, die in dem Gebäude herrschte, hing nicht nur mit der Außentemperatur zusammen: Das Haus verströmte eine Eiseskälte, als hätte es innerhalb seiner Mauern nie Wärme und Licht und fröhliches Lachen gegeben. 
    »Nein, das meinte ich nicht«, erklärte Jace. »Kalt war es hier eigentlich immer. Ich wollte staubig sagen.« Er holte seinen Elbenlichtstein aus der Tasche, der sofort aufleuchtete. Das weiße Licht beschien sein Gesicht von unten, ließ die Schatten unter seinen Wangenknochen und die Vertiefungen an seinen Schläfen deutlich hervortreten. »Dieser Raum hier war mal das Arbeitszimmer, aber wir müssen in die Bibliothek. Dann mal los«, forderte er Clary auf und führte sie aus dem Raum in einen langen Korridor mit Dutzenden von Spiegeln an den Wänden. 
    Als Clary auf dem Weg durch den Korridor einen Blick auf ihr Spiegelbild erhaschte, zuckte sie leicht zusammen. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie zerknittert und zerzaust sie aussah: Ihr Cape wirkte ziemlich staubig und ihre Haare waren vom Wirbelwind ganz strubbelig. Unauffällig versuchte sie, sie glatt zu streichen, fing aber im nächsten Spiegel Jace’ breites Grinsen auf. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund - zweifellos lag es an einer geheimnisvollen Schattenjägermagie, die sie nicht einmal ansatzweise verstand - saßen seine Haare einfach perfekt. 
    Zahlreiche Türen gingen von dem dunklen Korridor ab; manche standen offen und gaben den Blick auf die dahinterliegenden Räume frei, die jedoch genauso staubig und ungenutzt wirkten wie das Arbeitszimmer. Valentin hatte erzählt, dass Michael Wayland keine Verwandten gehabt hatte, daher vermutete Clary, dass dieser Landsitz nach seinem »Tod« an niemanden weitervererbt worden war. Sie hatte angenommen, dass Valentin weiterhin hier gewohnt hatte, aber das schien eindeutig nicht der Fall zu sein. Jeder Raum und jeder Winkel zeugten von Trauer und Vernachlässigung. In Renwicks Ruine hatte Valentin diesen Ort als »Zuhause« bezeichnet und ihn Jace im Spiegelglas des Portals gezeigt: eine goldumrahmte Erinnerung an grüne Felder und hellen Stein. Doch auch das war eine Lüge gewesen, erkannte Clary. Es war offensichtlich, dass Valentin hier

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