Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass
etwas sehen kann. Du bist zu Recht wütend, Clary. Ich hätte dem Rat nicht trauen dürfen. Aber ich wollte so gern glauben, dass die Inquisitorin eine Ausnahme war… dass sie ohne Einwilligung des Rats gehandelt hat… dass es immer noch ein paar Dinge gibt, auf die jeder Schattenjägervertrauen kann.«
»Jace«, wisperte Clary.
Jace öffnete die Augen und schaute zu ihr hinab. Sie beide waren einander nun so nahe, dass ihre Körper sich überall berührten, bemerkte Clary. Sogar ihre Knie drückten gegeneinander und Clary konnte Jace’ Herzschlag spüren. Rück von ihm ab, ermahnte sie sich, doch ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen.
»Ja? Was ist denn?«, fragte er mit sanfter Stimme.
»Ich möchte zu Simon«, sagte Clary. »Kannst du mich zu ihm bringen?«
So unvermittelt, wie er sie an sich gezogen hatte, so abrupt ließ er sie auch wieder los. »Nein. Du dürftest eigentlich gar nicht in Idris sein. Du kannst nicht einfach in die Garnison hineinspazieren.«
»Aber Simon wird glauben, dass alle ihn im Stich gelassen haben. Er wird denken …«
»Ich habe ihn besucht«, erklärte Jace. »Ich wollte ihn da rausholen … ich war bereit, die Gitterstäbe vor seinem Fenster mit meinen eigenen Händen niederzureißen.« Seine Stimme klang nüchtern. »Aber er wollte nichts davon wissen.«
»Er wollte nicht, dass du ihm hilfst? Simon wollte im Gefängnis bleiben?«
»Er meinte, der Inquisitor würde meiner Familie nachspionieren, mir nachspionieren. Aldertree will uns die Schuld an den Ereignissen in New York in die Schuhe schieben. Natürlich kann er sich nicht einfach einen von uns schnappen und ein Geständnis herauspressen - das würde der Rat niemals gutheißen. Aber Aldertree versucht, Simon dazu zu bringen, irgendeine erfundene Geschichte zu bestätigen, nach der wir alle mit Valentin im Bunde stehen. Simon meint, wenn ich ihm helfe auszubrechen, wird der Inquisitor wissen, dass ich es war, und das würde die Situation für die Lightwoods nur noch verschlimmern.«
»Das ist ja wirklich sehr nobel von ihm, aber wie lautet denn sein langfristiger Plan? Für immer im Gefängnis bleiben?«
Jace zuckte die Achseln. »Das haben wir noch nicht genau besprochen.«
Clary stieß einen entnervten Seufzer aus. »Männer!«, murmelte sie. »Also gut. Was du brauchst, ist ein Alibi. Wir werden dafür sorgen, dass du an einem Ort bist, wo jeder dich sehen kann … dich und die Lightwoods … und dann lassen wir Magnus Simon aus dem Gefängnis holen und nach New York zurückbringen.«
»Es tut mir wirklich leid, dir das sagen zu müssen, Clary, aber es besteht nicht die geringste Chance, dass Magnus das machen würde. Ganz gleich, wie süß er Alec finden mag, aber er wird sich nicht offen gegen den Rat stellen, nur um uns einen Gefallen zu tun.«
»Möglicherweise doch«, überlegte Clary laut. »Für das Weiße Buch würde er es möglicherweise riskieren.«
Jace blinzelte verwirrt. »Was für ein Buch?«
Rasch erzählte Clary ihm von Ragnor Fells Tod, von Magnus’ Auftauchen in Fells Haus und von dem Zauberbuch. Aufmerksam hörte Jace zu, bis sie ihren Bericht beendet hatte.
»Dämonen?«, fragte er. »Magnus hat gesagt, Fell sei von Dämonen getötet worden?«
Angestrengt versuchte Clary, sich zu erinnern. »Nein … er hat nur gesagt, dass das ganze Haus nach irgendetwas stank, das dämonischen Ursprungs war. Und dass Fell von >Valentins Scherge™ getötet worden sei.«
»Schwarze Magie hinterlässt manchmal eine Aura, die wie Dämonen stinkt«, überlegte Jace laut. »Wenn Magnus sich nicht genauer dazu äußern wollte, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass er nicht sehr erfreut darüber ist, dass irgendein Hexenmeister schwarze Magie betrieben und damit gegen das Gesetz verstoßen hat. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass Valentin eines von Liliths Kinder dazu gebracht hat, ihm zu Diensten zu sein. So wie bei dem jungen Hexenmeister, den er in New York getötet hat…«
»Und dessen Blut er für das Ritual benötigte!«, erinnerte Clary sich mit Schaudern. »Meinst du, Valentin will dieses Buch aus demselben Grund wie ich? Um meine Mutter damit aufzuwecken?«
»Schon möglich. Es könnte aber auch sein, dass er das Buch wegen der Macht, die es ihm verleihen könnte, in seinen Besitz bringen will. So oder so - wir sollten es uns auf jeden Fall vor ihm schnappen.«
»Glaubst du, es könnte sich im Landhaus der Waylands befinden?«
»Ich weiß es sogar mit Sicherheit«,
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