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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Mensch - er ist ein Monster…«
    Dann verschwand Jocelyn und Valentin erschien: Rastlos umrundete er den Runenkreis, eine schimmernde Seraphklinge in der Hand. »Warum willst du nicht reden? « , murmelte er. »Warum gibst du mir nicht endlich, was ich will?« Ruckartig stieß er die Waffe nach unten und der Engel krümmte und wand sich, während eine goldene Flüssigkeit aus seiner Wunde floss und wie verschüttetes Sonnenlicht auf den Boden tropfte. »Wenn du mir schon keine Antwort gibst«, zischte Valentin, »dann kannst du mir wenigstens dein Blut geben. Es wird mir und den Meinen von größerem Nutzen sein als dir.« 
    Auch diese Szenerie löste sich auf und wich einem Bild, das die Bibliothek auf dem Landsitz der Waylands zeigte. Helle Sonnenstrahlen fielen durch die rautenförmigen Scheiben der Buntglasfenster und tauchten den Raum in blaues und grünes Licht. Durch die geöffnete Bibliothekstür drangen Stimmengewirr und heiteres Lachen - in einem der anderen Räume fand eine fröhliche Feier statt. Jocelyn kniete vor einem Bücherregal und sah sich verstohlen um. Dann zog sie einen dicken Wälzer aus ihrer Tasche und schob ihn zwischen die anderen Bücher…
    Sekunden später war das Bild fort. Die Szenerie zeigte nun einen Keller, denselben Keller, in dem Clary sich in diesem Moment befand. Auf dem Boden war dasselbe in den Stein geritzte Pentagramm zu sehen und in dessen Mitte lag der Engel. Daneben stand Valentin, erneut mit einer flammenden Seraphklinge in der Hand. Er war kein junger Mann mehr, wirkte um Jahre gealtert. »Ithuriel«, sagte er. »Wir sind inzwischen doch alte Freunde, oder? Ich hätte dich unter den Ruinen zurücklassen können, bei lebendigem Leibe begraben, aber nein, ich nahm dich mit hierher. All die Jahre habe ich dich in meiner Nähe gehalten und darauf gehofft, dass du mir eines Tages verraten würdest, was ich wissen will, wissen muss.« Er trat nun einen Schritt näher, die Klinge gezückt. Ihr heller Lichtschein ließ die Runenbarriere schwach aufleuchten. »Als ich dich heraufbeschworen habe, träumte ich davon, du würdest mir den Grund nennen, das Warum. Warum Raziel uns geschaffen hat, das Geschlecht der Schattenjäger, uns aber nicht die Kräfte verliehen hat, die Schattenweltler besitzen: die Schnelligkeit der Werwölfe, die Unsterblichkeit der Feenwesen, die Zauberkräfte der Hexenmeister oder die Ausdauer der Vampire. Er ließ uns nackt im Angesicht der Höllengeburten zurück, nackt bis auf diese schwarzen Linien auf unserer Haut. Aber warum sollen ihre Kräfte unsere übersteigen? Warum können wir nicht auch das haben, was sie besitzen? Wieso sollte das gerecht sein?« 
    Doch der Engel hockte weiterhin mit geschlossenen Schwingen im Zentrum des fünfeckigen Sterns, reglos und schweigend wie eine Marmorstatue. Aus seinen Augen sprach nichts als schreckliches, stilles Leid.
    Verärgert verzog Valentin den Mund.
    »Also schön, wie du willst. Dann schweig eben weiter. Aber meine Zeit wird kommen.« Valentin hob die Klinge. »Den Engelskelch habe ich bereits, Ithuriel, und schon bald werde ich auch das Schwert besitzen. Aber ohne den Spiegel kann ich die Beschwörungszeremonie nicht beginnen. Der Spiegel ist das Einzige, was ich noch brauche. Also verrate mir endlich, wo er ist. Sag mir, wo ich ihn finde, und ich werde dich sterben lassen.«
    Die Szene zerfiel in tausend Fragmente, und als Clarys Sicht schwand, erhaschte sie Bruchstücke von Bildern, die sie aus ihren eigenen Albträumen kannte - Engel mit weißen und schwarzen Schwingen, spiegelglatte Wasserflächen, Gold und Blut - und Jace, der sich von ihr abwandte, immer wieder von ihr abwandte. Clary streckte die Arme nach ihm aus und zum ersten Mal sprach der Engel in Worten zu ihr, die sie verstehen konnte.
    Dies sind nicht die ersten Träume, die ich dir geschickt habe.
    Das Bild einer Rune zeichnete sich hinter Clarys geschlossenen Lidern ab, brannte wie ein Feuerwerkskörper - eine Rune, die sie noch nie zuvor gesehen hatte: so kräftig, schlicht und eindeutig wie ein geknüpfter Knoten. Einen Moment später war das Bild verschwunden, zusammen mit dem süßen Engelsgesang. Clary befand sich wieder in ihrem Körper, schwankend auf ihren eigenen Beinen, den Blick in das dreckige, stinkende Kellerverlies gerichtet. Vor ihr hockte der Engel - schweigend, erstarrt, mit geschlossenen Schwingen, ein Bild des Kummers und der Qual.
    Bestürzt schluchzte Clary auf. »Ithuriel.« Mit wehem Herzen streckte sie die

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