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Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 3 City of Glass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Arme nach dem Engel aus, obwohl sie wusste, dass sie die Runen nicht überschreiten konnte. So viele Jahre hatte der Engel in diesem Keller verbracht, hatte stumm und allein in der Dunkelheit gesessen, in Ketten geschlagen und dem Tode nahe, aber unfähig zu sterben … 
    Plötzlich war Jace an ihrer Seite. An seinem schmerzerfüllten Gesicht konnte Clary ablesen, dass auch er alles gesehen hatte, was sie gesehen hatte. Er warf einen Blick auf die Seraphklinge in seiner Hand und schaute dann wieder zu dem Engel, der ihnen seine leeren Augenhöhlen zugewandt hatte, einen flehentlichen Ausdruck im Gesicht. 
    Jace ging zögernd einen Schritt vor und dann einen weiteren. Sein Blick war fest auf den Engel gerichtet und es erschien Clary, als würde eine Art stumme Kommunikation zwischen ihnen stattfinden, ein Gespräch, das sie nicht hören konnte. Jace’ Augen leuchteten wie goldene Scheiben, die strahlendes Sonnenlicht reflektieren.
    »Ithuriel«, flüsterte er. 
    Die Klinge in seiner Hand flammte auf wie eine helle Fackel. Der Engel drehte den Kopf in die Richtung des Schwerts, als könne er den gleißenden Lichtschein sehen. Dann streckte er die Hände aus, wobei die Eisenfesseln um seine Gelenke rasselten wie kreischende Musikfetzen.
    »Clary«, wandte Jace sich an Clary. »Die Runen.«
    Die Runen. Einen Moment lang starrte Clary ihn verwirrt an, doch seine Augen drängten sie zum Handeln. Einen Sekundenbruchteil später begriff sie, was er meinte: Sie reichte ihm den Elbenlichtstein, nahm die Stele aus seiner Tasche und kniete sich vor die Runen auf dem Boden, die aussahen, als hätte jemand sie mit einem scharfen Gegenstand in den Stein gemeißelt. 
    Clary schaute zu Jace auf. Der Ausdruck in seinem Gesicht, das Funkeln in seinen Augen verblüffte sie - er betrachtete sie voller Zuversicht, voller Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Mit der Spitze der Stele ritzte sie Linie um Linie in den Boden, veränderte die Fesselungsrunen zu Befreiungsrunen, verwandelte Gefangenschaft in Freiheit. Flammen schlugen aus den Umrissen der Runen empor, als würde Clary den Schwefelkopf eines Zündholzes über die Seitenfläche einer Streichholzschachtel reiben. 
    Als sie ihr Werk schließlich vollendet hatte, richtete sie sich auf. Die Runen schimmerten und glühten zu ihren Füßen. Sofort war Jace an ihrer Seite; das Licht des Elbensteins war erloschen, lediglich die Seraphklinge, die er nach dem Engel benannt hatte, leuchtete in seiner Hand. Vorsichtig streckte er den Arm aus und dieses Mal konnte seine Hand die Runenbarriere ungehindert passieren.
    Der Engel hob beide Hände und nahm die Klinge entgegen. Dann schloss er die Lider über den leeren Augenhöhlen und einen Moment glaubte Clary, ihn lächeln zu sehen. Langsam drehte er die Waffe in seinen Händen, bis die Spitze der Klinge direkt unterhalb seines Brustbeins ruhte. Clary schnappte erschrocken nach Luft und bewegte sich auf ihn zu, doch Jace packte sie am Arm, hielt sie eisern fest und riss sie ein Stück zurück - genau in dem Moment, in dem der Engel sich die Klinge tief in den Körper rammte.
    Sein Kopf sank nach hinten und seine Hände glitten vom Heft der Klinge, die auf Höhe des Herzens aus dem Brustkorb ragte - falls Engel Herzen besaßen; Clary war sich nicht ganz sicher. Feuerzungen schlugen aus der Wunde empor und breiteten sich von der Klinge in alle Richtungen aus. Der Körper des Engels ging in weißen Flammen auf und die Fesseln an seinen Gelenken begannen, scharlachrot zu glühen wie Eisen, das zu lange im Feuer gelegen hatte. Unwillkürlich musste Clary an mittelalterliche Gemälde von Heiligen denken, verzehrt vom überirdischen Glanz himmlischer Entrückung. Im nächsten Moment öffneten sich die Schwingen des Engels und loderten hell auf - ein Gitterwerk schimmernder Flammen. 
    Clary konnte den Anblick nicht länger ertragen. Erschüttert wandte sie sich ab und vergrub das Gesicht an Jace’ Schulter. Jace schlang die Arme um sie und zog sie an sich, fest und hart. »Ist schon gut«, murmelte er, »alles wird gut.« Aber die Luft war erfüllt von dichtem Qualm und der Boden schien unaufhörlich zu schwanken. Doch erst als Jace strauchelte, wurde Clary mit einem Schlag bewusst, dass dieses Gefühl nicht nur vom Schock herrühren konnte: Der Boden schwankte tatsächlich. Notgedrungen ließ Clary Jace los und taumelte ein paar Schritte zur Seite. Die Steinfliesen unter ihren Füßen begannen, sich übereinanderzuschieben, und von der Decke

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