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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sagte sie. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Wo hast du nur so lange gesteckt?«
    »Es gab viel zu tun«, erwiderte Humboldt und winkte alle zu sich. »Kommt her, ich habe wichtige Neuigkeiten für euch.«
    Alle scharten sich um den Forscher. Humboldt war kein Mann großer Worte und so kam er gleich zur Sache. »Wir müssen Xi’mal verlassen«, sagte er. »Gleich morgen früh. Ihr solltet damit beginnen, eure Sachen zu packen.«
    »Morgen früh schon?«, entfuhr es Eliza. »Charlotte ist noch nicht transportfähig. In ihrem jetzigen Zustand würde sie die Strapazen eines mehrtägigen Ritts kaum überstehen. Sie braucht noch mindestens drei Tage Ruhe. Wie hast du dir das gedacht?«
    »Yupan und seine Wetterdeuter haben mir erklärt, dass wir am Beginn einer dunklen Jahreszeit stehen«, sagte Humboldt. »Ein Sturm zieht auf, der mindestens zwei Monate andauern wird.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Pepper. »Wir haben Ende April. Der Herbst ist in dieser Gegend normalerweise eine sehr angenehme Jahreszeit …«
    »Nicht in diesem Jahr. In diesem Jahr ist alles anders«, sagte der Forscher. »Die Spanier nennen dieses Phänomen El Nino. Es ist eine Großwetterlage, wie sie nur alle sieben bis neun Jahre auftritt. Das Unwetter gestern war nur ein Vorgeschmack. Von jetzt an wird es mit jedem Tag schlimmer. Der Pfad, den wir vom Tal heraufgekommen sind, wird sich in einen reißenden Gebirgsbach verwandeln. Die Bewohner von Xi’mal haben bereits damit begonnen, ihre Luftschiffe aus dem Verkehr zu ziehen und stillzulegen. Wenn wir nach Hause wollen, dann müssen wir uns beeilen.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Yupan hat uns für unsere Verdienste die Pachacutec geschenkt und mir ihre Funktionsweise erklärt. Sie ist bestens für unsere Zwecke geeignet. Denkbar einfach in der Handhabung, ausgerüstet mit Navigationswerkzeugen und genügend Proviant und stark genug, die Andenkordillere zu durchfliegen und über den Atlantik zu setzen.« Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seinen Mund. »Ganz recht, meine Freunde, wir werden wagen, was noch keiner vor uns gewagt hat. Wir werden über das Meer fliegen. Wir stehen im Begriff, Geschichte zu schreiben.«
    »Und was geschieht mit uns?« Max Pepper blickte unsicher in die Runde. »Ich muss zurück nach New York. Meine Arbeit und meine Familie warten dort.«
    »Ich möchte auch zurück«, sagte Boswell. »Ich muss einiges in Ordnung bringen, was ich mit meinen Fotografien angerichtet habe. Vor allem muss ich Vanderbilt davon überzeugen, dass alles ein großer Irrtum gewesen ist. Dieses Volk hat ein Recht darauf, unentdeckt zu bleiben. Es ist ihm zweitausend Jahre lang gelungen, sich vor der Welt zu verbergen, und ich werde den Teufel tun, daran etwas zu ändern. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn die Menschheit davon erführe. Es würde eine Invasion geben wie seinerzeit bei der Suche nach El Dorado.«
    »Ein Vorhaben, das ich aus vollstem Herzen unterstütze«, sagte Humboldt. »So gern ich auch über diese wundervolle Zivilisation berichten würde, es steht mir nicht zu, das Geheimnis zu lüften. Xi’mal muss verborgen bleiben. Danke, dass Sie es genauso sehen.« Er nickte den beiden New Yorkern anerkennend zu. »Wir werden Sie selbstverständlich bringen, wohin Sie wollen. Nach Lima, wenn Sie wollen, dann können Sie von dort aus das Schiff zurück nach San Francisco nehmen. Oder Sie wagen mit uns den Flug über die Berge. Dann setzen wir Sie in Rio de Janeiro ab. Das spart Ihnen den nervtötenden Weg quer durch die Staaten. Was sagen Sie dazu?«
    Pepper und Boswell lächelten einander zu. Dann lachten sie laut auf, klopften Humboldt auf die Schulter und vollführten in ihren Trachten ein kleines Tänzchen, das so merkwürdig und so lustig aussah, dass binnen kürzester Zeit alle Anwesenden lauthals in das Lachen und Tanzen einstimmten. Auf einmal strömten aus allen umliegenden Häusern die Bewohner auf die Straße. Musikinstrumente, Wein und verschiedene Köstlichkeiten wurden herbeigebracht und die Menschen feierten ein spontanes Fest, das bis spät in die Nacht dauerte.
    Der Aufbruch am nächsten Morgen erfolgte in aller Frühe. Sie verließen die Stadt so still, dass kaum jemand Notiz von ihnen nahm. Yupan und Huascar hatten sich zusammen mit dem engsten Kreis ihrer Getreuen versammelt und überreichten jedem der sieben Abenteurer ein Abschiedsgeschenk. Einen Tonkrug mit den Samen seltener Heilpflanzen für Eliza, eine herrliche Halskette und

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