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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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habe? Das war so eine Art von Zauberei. Es handelte sich dabei um eine Substanz, die Eliza aus ihrer Heimat mitgebracht hat«, erläuterte Humboldt. »Sie mischen sie dort aus allerlei Kräutern und Mineralien zusammen. Sie spielt bei einem Ritual namens Voodoo eine wichtige Rolle. Die Zauberer von Haiti besitzen die Fähigkeit, einen Menschen völlig willenlos zu machen, zu einer leeren Hülle ohne Geist, der nur auf Befehle reagiert. Eliza wird dir vielleicht bei Gelegenheit mal davon erzählen.«
    Oskar hob eine Augenbraue. Bei Gelegenheit? Dieser verrückte Kerl ging also wirklich davon aus, dass er bleiben würde? Warum war er sich seiner Sache so sicher? Was war hier unten?
    Nachdenklich biss er noch einmal von dem Brot ab.
    Humboldt ging weiter und blieb vor einer massiven Eichentür stehen.
    Aus den unergründlichen Tiefen seiner Hose holte er einen riesigen Schlüsselbund hervor, wählte einen Schlüssel aus und schloss auf. Beim Öffnen quietschte die Tür in ihren Angeln.
    Rötliches Licht drang von innen heraus. Humboldt löschte seine Lampe und winkte Oskar zu sich heran.
    »Komm, mein junger Freund. Tritt näher.«
    Oskar bezähmte seine Furcht und ging an Humboldt vorbei. Doch kaum war er in den Raum getreten, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Das Erste, was ihm auffiel, war die immense Größe. Vor ihm erstreckte sich ein quadratischer Saal von mindestens zwanzig Meter Länge, der von zahlreichen Petroleumlampen erhellt wurde. Überall standen Tische und Ablagen, auf denen sich seltsame Apparaturen befanden. Eine angenehme Wärme herrschte hier. Für einen Keller ganz und gar ungewöhnlich. Die Decke war gewölbt und mit Kreuzgraten versehen und wurde von steinernen Säulen getragen, die den Raum in regelmäßige Abstände untergliederten. Die rundbogigen Nischen entlang der Wände, unterstrichen den Eindruck, sich im Inneren einer Kirche zu befinden.
    Fragend blickte er seinen Gastgeber an.
    »Ganz recht«, sagte Humboldt, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Eine ehemalige Krypta. Die Kirche selbst gibt es nicht mehr. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg bis auf die Grundmauern zerstört. An ihrer Stelle wurde ein Haus errichtet, mit dessen Besitzer ich seinerzeit gute Kontakte pflegte und der es mir, kurz vor seinem Tod, zu einem angemessenen Preis verkauft hat. Was du hier siehst, ist das Herzstück des gesamten Anwesens: ein Forschungslaboratorium, wie du es in Berlin – ich möchte sogar sagen: in ganz Europa – kein zweites Mal finden wirst.«
    Oskar richtete seine Aufmerksamkeit auf die Gerätschaften, die hier herumstanden. Überall sprudelte und gluckerte es. Funken sprühten und Dämpfe stiegen auf. Auf manchen Tischen standen mannshohe Glaskolben, in denen aus grünlicher Flüssigkeit kleine Bläschen aufstiegen. An anderen rotierten Metallräder, scheinbar ohne äußeren Antrieb. Wieder auf anderen Tischen standen große Metallkugeln, zwischen denen bläuliche Blitze hin und her zuckten. Es war, als wäre er in die Werkstätte eines Hexenmeisters geraten.
    »Das, was du hier siehst«, sagte Humboldt und deutete mit einer weit ausladenden Geste auf sein Labor, »sind die Früchte jahrelanger Forschung und Arbeit. Wärme, Licht, Elektrizität, die Grundlagen moderner Wissenschaft. Nichts davon hat mit Zauberei zu tun, alles ist erklärbar. Vorausgesetzt, man macht sich die Mühe und forscht gewissenhaft. Für Scharlatanerie ist hier kein Platz, genauso wenig wie für Ignoranz. Was mich interessiert, sind die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft. Nicht zu vergessen natürlich die Astronomie, die Sternenkunde. Ich werde dir mal mein Observatorium im obersten Stockwerk zeigen – falls du möchtest. Doch zunächst will ich dir erklären, wohin die Reise geht und was ich dort will.«
    Auf dem Weg zu einem riesigen Tisch am hinteren Ende der Krypta kamen sie an einer gläsernen Vitrine vorbei. Sie war bis auf den letzten Fleck mit Waffen gefüllt. Pistolen, Messer, Armbrüste. Nichts davon sah den Waffen, die Oskar kannte, auch nur entfernt ähnlich. Alle waren sie modifiziert oder umgebaut worden und wirkten wirklich Furcht einflößend.
    »Was ist denn das hier?«, fragte er. »Haben Sie vor, in den Krieg zu ziehen?«
    Humboldt sah Oskar ins Gesicht. »Wissen ist nicht immer leicht zu erlangen«, sagte er. »Noch immer gibt es viele, die lieber an altem Aberglauben festhalten und moderne Erkenntnisse für Teufelswerk halten. Dann gibt es natürlich die Neider und Konkurrenten, von

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