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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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diesmal fester. Das Krachen wurde lauter und die Zelle erzitterte. Er konnte nur beten, dass sein Befreiungsversuch von niemandem bemerkt wurde. Wenn es ihm nur gelänge, mehr Druck auf die Bodenpartie auszuüben! Jetzt versuchte er etwas anderes. Er ließ sich auf sein rechtes Knie fallen. Dabei verlagerte er sein ganzes Gewicht auf die rechte Seite, sodass seine achtzig Kilo punktgenau zum Einsatz kamen. Ein hässliches Knirschen ertönte. Die Pflanzenfasern brachen an mehreren Stellen. Er spürte, dass es beim nächsten Mal klappen würde. Seine Hände schwitzten vor Aufregung. Noch einmal ließ er sich fallen und legte so viel Kraft in die Bewegung, wie ihm möglich war. Sein Bein versank in der plötzlich entstandenen Öffnung – und er stürzte um ein Haar hinterher. Dank seiner schnellen Reflexe gelang es ihm gerade noch, sich festzuhalten.
    Vorsichtig zog er sein Bein heraus. Vor ihm klaffte ein mannsbreites Loch im Boden.
    Er konnte seine Begeisterung kaum zügeln. Wenn ihn nur niemand gehört hatte! Er spitzte die Ohren. Alles war ruhig. Kein Geschrei, kein Gerenne. Es schien tatsächlich so, als sei seine Befreiungsaktion unbemerkt geblieben. Er wartete noch ein paar Minuten, um ganz sicherzugehen, dann beugte er sich vor und streckte seinen Kopf durch die Öffnung.

7
     
    »Nein!«
    Elizas Gesicht war schweißgebadet.
    Ihre Hände hatten das Metallblech gepackt und hielten es fest umklammert. Die Finger waren so verkrampft, dass die Knochen weiß hervortraten. Oskar schrak von seiner Lektüre hoch. Er hockte in einem Ohrensessel, den Kopf vorgebeugt und die Nase tief vergraben in Brehms Tierleben, dessen sämtliche Bände in ledergebundener Erstausgabe vor ihm im Regal standen.
    »Nein.«
    Humboldt schob seinen Stuhl zurück und eilte mit besorgtem Gesicht zu ihr hinüber. Der Tisch war übersät mit Reisedokumenten und Ausweispapieren, letzte Vorbereitungen für ihre bevorstehende Reise.
    Die letzten Tage waren ziemlich aufregend gewesen. Oskar hatte mit dem Forscher Besorgungen machen dürfen, hatte ihn zu Spezialausstattern begleitet und neben ihm auf dem Kutschbock sitzen dürfen. Genau wie die feinen Herrschaften, die sonst immer mit Verachtung an ihm vorbeigefahren waren. Es waren Tage gewesen, an denen er fast vergessen hatte, wer er war und woher er kam.
    Doch die Zeit neigte sich dem Ende zu. Schon bald würden sie aufbrechen und Oskar hatte immer noch keine Entscheidung getroffen.
    Humboldt strich beruhigend über Elizas Arm. Er versuchte, ihr das Blech aus der Hand zu nehmen, doch sie hielt es so fest gepackt, dass ihr die scharfe Kante ins Fleisch schnitt. Ein Blutstropfen quoll hervor. Oskar beeilte sich, das Buch zurückzustellen, und lief ebenfalls zu den beiden hinüber.
    »Bitte lass los.« Humboldts Stimme war gleichzeitig sanft und fordernd. »Leg sie wieder hin.«
    Doch seine Worte blieben wirkungslos. Die Frau zitterte am ganzen Leib.
    »Eliza!« Sein Ton wurde strenger. »Lass sie los!«
    Endlich war eine Reaktion zu erkennen. Sie hob ihren Kopf. Ihr Blick war in weite Ferne gerichtet.
    »Was ist mit dir? Hattest du eine Vision?«
    Ein kaum wahrnehmbares Nicken war zu sehen.
    »Die Platte?«
    Wieder ein leichtes Nicken. Das Blut hatte sich mittlerweile zu einer kleinen Pfütze gesammelt.
    »Du musst die Platte jetzt weglegen! Löse den Kontakt, ich befehle es dir.«
    Langsam und unter Aufbringung all ihrer Willenskraft öffnete Eliza ihre Hände. Die Platte fiel scheppernd auf den Tisch.
    »Oskar, ein Taschentuch, schnell.«
    Oskar eilte ins Nebenzimmer und holte eine Stoffserviette.
    »Was hast du gesehen?« Humboldt nahm die Serviette und umwickelte die verletzte Hand. »Hatte es etwas mit der Platte zu tun?«
    Eliza bewegte ihren Kopf langsam auf und ab. Sie wirkte immer noch völlig weggetreten. Die Augen weit aufgerissen, sämtliche Muskeln angespannt, saß sie da und starrte in die Ferne. Ihre unverletzte Hand zitterte.
    »Sieht aus, als wolle sie etwas aufschreiben«, sagte Oskar. »Vielleicht möchte sie Stift und Papier.«
    »Ausgezeichnete Idee.« Humboldt griff in die Schublade, holte einen Stift und Papier hervor und legte beides in ihre Reichweite. Elizas Hand schoss vor, griff nach dem Stift und begann, das Papier mit Zeichen zu füllen. Zuerst waren da nur fahrige Symbole zu sehen. Kringel, Schnörkel, Wellenlinien. Doch plötzlich begannen sich Buchstaben zu formen. Ein B, dann ein O und ein S. Hilfesuchend blickte Oskar zu Humboldt, doch der Forscher schien genauso

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