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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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verlor.
    »Sie denken immer nur in Extremen«, erwiderte Pepper. »Bei Ihnen gibt es immer nur schwarz oder weiß, gut oder böse. Sie müssen mal lernen, in Grauzonen zu denken. Haben Sie schon mal überlegt, dass es sinnvoll wäre, unsere Kräfte zu bündeln und uns mit Humboldt und seinen Leuten zusammenzutun? Auf diese Weise könnte jeder seine Stärken ins Spiel bringen und die Aktion hätte wesentlich größere Chancen auf Erfolg.«
    »Kein Pakt mit Humboldt«, fauchte Valkrys. »Man kann ihm nicht trauen. Ich kenne ihn, ich spreche aus Erfahrung.«
    »Ja, Sie haben mir davon erzählt. Aber wie lange ist das jetzt her?«, fragte Pepper. »Fünfzehn Jahre? Zwanzig? Vielleicht hat er sich geändert.«
    »Der ändert sich nicht.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß es eben, basta!«
    »Wie auch immer.« Pepper senkte die Stimme. »Ich leite diese Expedition und ich habe meine Entscheidung getroffen. Wir werden uns passiv verhalten und keine Konfrontation heraufbeschwören. Humboldt weiß, dass wir ihn verfolgen. Wenn er auf uns wartet, gut. Wenn nicht, dann folgen wir ihm einfach so lange, bis er einsieht, dass ihm nichts anderes übrig bleibt, als mit uns zu kooperieren. Haben Sie das verstanden?« Er blickte sie herausfordernd an.
    Valkrys biss sich auf die Lippen. Sie verfluchte sich, dass sie dem Redakteur etwas von sich und ihrer Beziehung zu dem Forscher erzählt hatte. Dieser verdammte Rum auf dem Schiff.
    Aber jetzt war es zu spät.
    Valkrys musste einsehen, dass sie Pepper mit Worten nicht überzeugen würde. Er hatte lange genug ihre Geschicke geleitet. Ab jetzt würde sie die Dinge selbst in die Hand nehmen.
    »Na gut«, lenkte sie ein. »Sie sind der Boss. Machen wir es halt auf Ihre Art, auch wenn ich anderer Meinung bin. Ach, verdammt …« Ihr rechter Fuß war aus der Schlaufe gerutscht. »Ist nur der Lederriemen. Er hat sich gelöst. Reiten Sie ruhig voraus, ich hole Sie schon ein. Sie wissen ja, wie schnell ich reite.« Sie stieg ab und machte sich am Steigbügel zu schaffen.
    Max nickte, wendete sein Pferd und trabte langsam den Weg hinauf. Valkrys wartete, bis er hinter dem nächsten Baum verschwunden war, dann fädelte sie die Lederschlaufe wieder ein. Sie hatte sie absichtlich geöffnet, um ein paar Minuten allein zu sein. Sie benötigte die Zeit, um Vorbereitungen zu treffen. Humboldt hatte sie gesehen. Sie durfte jetzt nicht den Fehler machen, ihn zu unterschätzen. Von allen Männern, die im Laufe ihres Lebens ihren Weg gekreuzt hatten, war er der einzige, der sich ihrer als ebenbürtig erwiesen hatte. Er war schon zu Zeiten des Klosters ein guter Kämpfer gewesen und sie musste davon ausgehen, dass er in der Zwischenzeit noch den einen oder anderen Kniff dazugelernt hatte. Sie wählte eine Kombination aus Wurfmessern, Shurikens und Fangseilen. Dazu ihren ‚44er Colt. Eigentlich verachtete sie Schusswaffen, aber in diesem speziellen Fall würde sie nicht darum herumkommen. Die Waffen befestigte sie gut erreichbar am Sattel, zusammen mit einem Lasso, das ihr kleines Arsenal verdeckte. Als alles an Ort und Stelle war, schwang sie sich zurück in den Sattel und galoppierte hinter Pepper her.
    Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatte sie ihn eingeholt. Sie griff nach dem Lasso, wirbelte es zweimal im Kreis, dann schleuderte sie es in Richtung des verblüfft dreinblickenden Redakteurs. Die Schlinge flog präzise auf Pepper zu, fiel über seinen Kopf und umschlang seinen Oberkörper. Mit einem Ruck zog sie die Leine fest. Einen überraschten Laut ausstoßend, kippte der Redakteur aus dem Sattel. Sein Gewehr fiel polternd zu Boden. Sie sprang ab und begann, ihn mit ein paar geschickten Handbewegungen zu fesseln.
    »Kleine Planänderung«, sagte sie auf seinen entsetzten Blick hin. »Ich kann nicht zulassen, dass Sie uns weiter aufhalten. Vanderbilt hat mich nicht engagiert, damit ich mit Ihnen Däumchen drehe. Ab jetzt werden die Dinge so laufen, wie ich es für richtig halte.« Sie wuchtete Pepper quer über den Sattel und stopfte ihm ein Taschentuch in den Mund. Mit ein paar weiteren Schlaufen verhinderte sie, dass er sich vom Pferd fallen ließ oder das Taschentuch ausspuckte. Der Redakteur fluchte und strampelte, doch es half ihm nichts. Wie ein erlegtes Reh hing er über dem Sattel, unfähig, zu sprechen oder sich zu befreien. Valkrys hob das Gewehr auf und steckte es in die Satteltasche. »Das brauchen Sie ja nun nicht mehr«, sagte sie, während sie die Zügel seines Pferdes

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