Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
Taschenmesser heraus und begann, den Bewuchs vorsichtig abzuheben. »Was ist das hier?«
    Charlotte beugte sich vor. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Einfach«, sagte sie. »Unu -Wasser.«
    Inzwischen waren auch Eliza und Humboldt herangekommen. Der Forscher wirkte sichtlich genervt. »Was tut ihr denn hier, in Gottes Namen?«, schimpfte er. »Ich hatte euch doch befohlen, Eliza auf die andere Seite zu begleiten.«
    »Pst!« Oskar hielt den Zeigefinger vor den Mund. »Hört ihr das?«
    Charlotte lauschte eine Weile, dann hellten sich ihre Gesichtszüge auf. »Wasser«, sagte sie.

26
     
     
    Oskar war etwa fünfzig Meter entlang der steil abfallenden Felswand gelaufen, als er stehen blieb. Das Plätschern war jetzt ganz nah. Vor ihm verlief ein schmales Bächlein, das direkt aus dem Stein zu kommen schien. Er trat näher und erkannte, dass der Bach gar nicht aus dem Felsen kam, sondern an ihm entlanglief. Der gewaltige Steinblock war in einem 45-Grad-Winkel gespalten, wobei sich die gesamte untere Hälfte um mehr als einen Meter vorgeschoben hatte. In dem vorstehenden Teil befand sich eine einen Meter fünfzig messende Vertiefung, auf deren Unterseite Stufen in den Fels geschlagen worden waren. Stufen!
    Oskar hielt den Atem an. Die Hohlkehle mündete rechter Hand in einen steinernen Wall, der gerade so hoch war, dass man ihn als Geländer benutzen konnte. Der kleine Bach, den Oskar gehört hatte, kam fröhlich plätschernd über die Stufen hangabwärts gesprudelt. Die Treppe führte in einem abenteuerlich steilen Winkel nach oben. Wieso hatten sie die nicht schon vorher gesehen?
    Er trat einige Schritte zur Seite und die Treppe verschwand. Er trat vor und da war sie wieder. Der veränderte Blickwinkel ließ die Wand aussehen, als würde sie ohne Unterbrechung steil aufragen. Eine perfekte Illusion!
    Er hielt den Atem an, dann brach es aus ihm heraus: »Ich habe ihn gefunden!«, schrie er. »Ich habe den Himmelspfad gefunden.«
    Oskar schwebte wie auf Wolken. Er bekam kaum etwas mit von den vielen Glückwünschen und Lobpreisungen, die man ihm entgegenbrachte. Auch die unzähligen Schulterklopfer und Handschläge gingen völlig an ihm vorbei. Er hatte das Gefühl, endlich mal etwas wirklich Außergewöhnliches geleistet zu haben.
    Während sie sich noch alle über die raffinierte Konstruktion der Treppe wunderten, drang plötzlich ein Geräusch aus dem Felsentor. Erst schwach, doch langsam lauter werdend.
    Huf schlage!
    »Sie kommen!«, rief Humboldt. »Schnell zu den Maultieren! Schnappt euch die Rucksäcke und Provianttaschen und alles, was ihr tragen könnt, und dann den Himmelspfad empor!«
    »Was hast du vor?« Eliza blickte betroffen. »Willst du etwa ohne unsere Lasttiere weiterziehen?«
    »Vielleicht können wir unsere Verfolger austricksen!«, rief der Forscher, während sie zurückliefen. »Vielleicht gelingt es uns, eine falsche Fährte zu legen. Abgesehen davon könnten uns die Mulis auf diesem Pfad ohnehin nicht folgen.«
    In Windeseile wurde das Gepäck verteilt. Jeder bekam so viel, wie er tragen konnte, dann ging es zurück. Wilma rannte zwischen ihnen hin und her und gab aufgeregte Laute von sich. Humboldt schnappte sich einen Großteil seiner Waffen und Instrumente, den Rest ließ er zurück. Mit einer Reitgerte schlug er den Maultieren ein paarmal kräftig auf die Hinterteile, sodass sie ängstlich wiehernd davonstoben. So schnell sie nur konnten, rannten die vier Abenteurer zurück zu dem verborgenen Pfad, erklommen die Stufen und brachten sich in einigen Metern Höhe hinter dem steinernen Wall in Sicherheit. Alle zogen die Köpfe ein und lauschten.
    Die Geräusche waren jetzt sehr nahe. Das Klappern der Hufe hallte von den Wänden wider.
    Mit einem Mal hörten sie auf.
    Valkrys Stone saß ab und zog ihren Colt aus dem Halfter. Vor ihr schlängelte sich der Pfad durch ein schmales Felsentor. Der ideale Ort für einen Hinterhalt. An Humboldts Stelle hätte sie genau hier auf ihre Verfolger gewartet. Wie sie ihn kannte, lag er auf der anderen Seite hinter einem Stein und wartete darauf, dass sie hindurchkam. Doch den Gefallen würde sie ihm nicht tun.
    Sie schlang die Zügel um einen Baum und kletterte den Steilhang hinauf. Max Pepper bewegte sich und gab gedämpfte Laute von sich. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, dann ging sie weiter. Um ihn musste sie sich keine Sorgen machen. Er war verschnürt wie ein Weihnachtspäckchen.
    Während sie den rutschigen Schotterhaufen hinaufkletterte,

Weitere Kostenlose Bücher