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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Doch es war nicht allein. Überall starteten jetzt Schiffe. Die Luft war erfüllt vom Schwirren und Flattern der Rotoren. Es klang wie ein Vogelschwarm, der in den Himmel stob. Oskar blieb stehen. Er hatte etwas gehört. Es war, als ob jemand mit Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzte. Ein unerträgliches Geräusch, das von den Wänden widerhallte und durch die Tiefen der Schlucht wanderte.
    Oskar hob den Kopf. Er kannte diesen Laut.
    Gehetzt blickte er sich um. Seine Augen suchten die Steilklippen ab. Dann erstarrte er.
    In etwa einem Kilometer Entfernung, rechts oberhalb einer größeren Ansammlung von Grasbauten, war ein Schimmern zu sehen. Es sah aus, als wäre die gesamte Felswand in Bewegung. Er kniff die Augen zusammen. »Oh mein Gott!«, flüsterte er. Er kannte diese Kreaturen. Riesige, steinfarbene Biester, mit Beinen so lang wie Bootsruder. Sie schwärmten aus einem Loch und drängten in Richtung der Stadt.
    »Oskar?« Charlottes Ruf weckte ihn aus seiner Erstarrung. »Was machst du denn? Yupan hat gesagt, wir sollen uns beeilen.«
    Er deutete mit dem Finger nach oben. »Siehst du das?«
    »Keine Zeit jetzt. Die anderen sind schon fast an der Brücke.«
    »Nur noch einen Moment.« Der Anblick hatte etwas Hypnotisches. Er war so fasziniert, dass er die Augen nicht davon lassen konnte.
    Ungeduldig folgte Charlotte seinem Blick. Mit einem Mal wurde sie starr vor Entsetzen. Sie schlug die Hände vor den Mund. »Das sind ja Hunderte!«, stieß sie hervor. »Und sie sind riesig.«
    »Scheint sich um eine Invasion zu handeln«, sagte Oskar. »Und sie kommen rasch näher.«
    Die Luftpatrouillen flogen direkt auf die Eindringlinge zu. Dutzende von Schiffen, unter ihnen die Hurakan, näherten sich der Stelle, an der die Ukhu Pacha aus der Wand kamen. Dann ging es los. Oskar konnte erkennen, wie Geschosse und Brandbomben auf die Angreifer abgefeuert wurden. Ein Hagel von Feuerbällen regnete auf die Riesenschrecken nieder und richtete verheerende Schäden unter ihnen an. Immer wieder konnte Oskar einzelne Insektenkörper sehen, die zuckend und rauchend in die Tiefe stürzten, während andere wie Fackeln durch die Gegend irrten und das Feuer unter ihren Artgenossen verbreiteten. Während die meisten Schiffe den Insekten einen harten Kampf boten, schwärmten ein paar der kleineren Fahrzeuge in Richtung Stadt und begannen dort, systematisch Brände zu legen. Gebäude und Brücken gingen in Flammen auf, während die Verteidiger einen Ring aus Feuer um die Stadt legten. Rauch trübte die Luft. Oskar hatte den Eindruck, dass es sich bei den Bränden nicht um einen Akt der Verzweiflung handelte, sondern um eine genau geplante Aktion, die das Vordringen der Insekten in die inneren Stadtbezirke verhindern sollte. Das Abfackeln der Brücken unterbrach ihren Vorstoß, wenn auch zu einem hohen Preis. Ganze Stadtbezirke wurden ein Raub der Flammen.
    Oskar konnte nur hoffen, dass sich alle Bewohner rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatten.
    Während er wie gebannt der Schlacht an der Felswand folgte, erzitterte die Plattform unter seinen Füßen. Oskar ruderte mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Charlotte stürzte zu Boden, während ringsumher die Menschen voller Angst aufschrien. Panik brach aus. Verängstigt und in heilloser Konfusion rannten sie durcheinander, während sie versuchten, sich und ihre Angehörigen in Sicherheit zu bringen. Ein weiterer Stoß erschütterte die hölzerne Konstruktion. Oskar reichte Charlotte die Hand und zog sie wieder auf die Füße. »Was war das?«, schrie sie. »Wo ist Humboldt?«
    »Keine Ahnung.« Oskar konnte in dem Tumult nichts mehr erkennen. Der Weg zur Brücke war von panischen Menschen erfüllt, die alle in Richtung der großen Halle strömten.
    »Komm«, sagte er und zog das Mädchen hinter sich her. »Machen wir, dass wir hier wegkommen.« Auf einmal war unter ihnen eine Bewegung zu sehen. Etwas Riesiges kroch unter der Plattform. Ein betäubender Gestank nach Knoblauch und Rosenöl stieg Oskar in die Nase. Zwischen den Holzbalken schob sich ein schmaler rosafarbener Fühler hindurch und zuckte tastend durch die Luft. Auf einmal ertönte ein Bersten und Krachen. Eine Klaue schoss durch den Boden. Holz splitterte und Balken brachen, als sich der Unterirdische seinen Weg durch den Boden bahnte. Oskar stieß Charlotte aus dem Gefahrenbereich, geriet dabei aber selbst ins Straucheln. Er taumelte und landete rücklings auf dem Hosenboden. In diesem Moment brach

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