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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Chemiker sprechen.«
    »… Chemiker?«
    Humboldt dachte einen Moment lang nach, dann fragte er: »Wer ist bei euch für die Gewinnung des Atems des Windes zuständig?«
    »Das ist die Aufgabe unseres obersten Alchemisten.«
    »Könnte ich ihn sprechen?«
    »Folgt mir.«
    Der Aufzug war das größte Bauwerk, das Oskar je gesehen hatte. Eine gewaltige, mehrere Hundert Meter hohe Rahmenkonstruktion, die alle Ebenen der Stadt miteinander verband. Ein mannsdickes Bündel von Seilen trug eine Gondel, in der bequem zwanzig oder mehr Personen Platz fanden, während ein Gegengewicht dafür sorgte, dass der Mechanismus im Gleichgewicht blieb. Der Priester winkte die fünf Abenteurer durch die Absperrung und nahm Wilma auf den Arm. Dann betrat er den Fahrstuhl und flüsterte dem Führer, einem kleinen dicklichen Mann mit würdevollem Gesicht, etwas ins Ohr. Knarrend und quietschend setzte sich die Konstruktion in Bewegung. Die Gondel nahm Fahrt auf und stieg in schwindelerregendem Tempo in die Luft. Oskar konnte sehen, wie die Menschen und Häuser rund um die Landeplattform immer kleiner wurden. Die Stockwerke flitzten nur so an ihnen vorüber. Einige Stadtteile waren von dem Kampf fast vollständig zerstört worden. Rauch hing in der Luft. Ruinen und verbrannte Holzkonstruktionen, die wie schwarz verkohlte Rippen aussahen, ragten aus der Felswand.
    Während sie vorbeifuhren, winkte Yupan einigen Arbeitern zu, die mit dem Wiederaufbau beschäftigt waren. Vermutlich würde es Monate dauern, bis die Gebäude und Plätze wieder so aussahen, wie sie einmal gewesen waren.
    »Was für ein Glück, dass das Feuer nicht noch weiter um sich gegriffen hat!«, sagte Oskar. »Man stelle sich vor, dieser Aufzug wäre zerstört worden. Dann hätten wir den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen müssen. Da wären wir bestimmt einen halben Tag unterwegs gewesen.«
    »Wenn das Feuer bis hierhergekommen wäre, hätten wir den heutigen Tag nicht überlebt.« Der Priester wies nach oben auf eine Ansammlung hoher schlanker Gebäude, die wie Bienenwaben an der Felswand klebten. Riesige Flächen aus dunklem Glas tauchten den Bereich in blaue Schatten. Dutzende von Rohrleitungen und Lastenaufzügen gaben ihm das Aussehen einer modernen Industrieanlage.
    »Ein Brand in diesem Teil der Stadt hätte zu einer Katastrophe geführt«, erläuterte Yupan. »Dies ist der Ort, an dem wir den Atem des Windes herstellen. Ein Feuer wie heute und die Stadt würde in einem gewaltigen Flammenball aufgehen.«
    Oskar blickte auf die Gebäude und versuchte sich vorzustellen, was wohl eine solche Kraft besäße, dass es die gesamte Stadt auslöschen könnte. Bisher dachte er immer, Wasserstoff sei nur ein farb- und geruchloses Gas, das bei Feuer mit einem leise puffenden Geräusch verbrannte. So zumindest hatte es in einem seiner Bücher gestanden. Nichts, wovor man Angst haben müsste. Doch der Forscher schien sich ehrlich Sorgen zu machen. »Das ist ja, als würde man auf einer Zeitbombe sitzen«, murmelte Humboldt. »So kann das auf keinen Fall weitergehen. Wir müssen dringend eine Lösung finden.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, wieso es überhaupt nötig ist, ganze Stadtteile abzufackeln«, sagte Oskar. »Gibt es denn keinen anderen Weg, die Rieseninsekten zurückzudrängen?«
    Der Schamane schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn sie in so großer Zahl angreifen. Der Brand einzelner Gebäude ist ein geringer Preis für das Weiterbestehen unseres Volkes. Wir kämpfen auf diese Art, seit wir denken können. Doch die Ukhu Pacha nehmen zahlenmäßig immer mehr zu. Ihre Angriffe werden von Jahr zu Jahr häufiger und heftiger. Heute war ein guter Tag, heute war alles trocken. Wenn es jedoch regnet und die Flammen keine Nahrung finden, wird es schwierig. Dann müssen unsere Krieger mit Schwertern und Speeren gegen sie vorrücken. Ihr habt gegen eines dieser Wesen gekämpft, ihr wisst, wie zäh sie sind. Es ist noch kein Jahr her, dass die Ukhu Pacha uns während eines starken Regens angriffen. An diesem Tag wurden viele unserer besten Männer zu Wiraqucha, unserem obersten Gott, befohlen. Die Bestattungsfeuer brannten drei Tage lang. Und das war nur ein kleiner Angriff. Einem gut organisierten Vorstoß hätten wir vermutlich nichts entgegenzusetzen gehabt.«
    »Warten wir ab, was meine Untersuchungen ergeben«, sagte Humboldt. »Vielleicht gibt es eine Methode, wie wir das Problem ein für alle Mal lösen können.«

44
     
     
    Der Aufzug hielt an. Der Führer öffnete ihnen

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