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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Schwierigkeiten steckten. Wir konnten uns nie richtig erklären, warum er das tat.«
    Yupan blickte ernst. »Vermutlich gehörte er zu unserem Volk. Es gibt viele von uns, die in der Welt dort draußen leben und die unsere Traditionen in der Fremde fortführen. Er hat euch gesehen und wusste sofort, dass ihr diejenigen seid, von denen die Prophezeiung spricht. Jeder in unserem Volk weiß das. Möchtet ihr noch einen Beweis?«
    Humboldt nickte.
    Yupan klatschte in die Hände und erteilte einem seiner Diener einen Befehl. Der Mann rannte davon und kam kurz darauf mit Humboldts Reiserucksack zurück. Yupan öffnete ihn und entnahm ihm die Klaue, die der Forscher dem Insektenwesen abgeschnitten hatte. Er hielt sie für alle sichtbar in die Luft. »Es passt alles zusammen«, sagte er. »Ihr seid über das Meer gekommen, um meinem Volk in seinem Kampf gegen die Unterirdischen beizustehen. Die Königin der Sonne wird der Königin der Unterwelt gegenübertreten und diese im Zweikampf besiegen. So steht es geschrieben und so wird es geschehen.«
    Charlotte blickte Hilfe suchend zu dem Forscher.
    Doch statt der eisernen Entschlossenheit, die sie gewohnt war, herrschte in Humboldts Gesicht nur tiefe Ratlosigkeit. Vermutlich dachte er in diesem Moment genau das Gleiche wie sie. Wie konnten sie ihren Hals aus dieser Schlinge befreien und den Priester davon überzeugen, dass alles nur ein Märchen war? Gewiss, die Zufälle waren erstaunlich, aber trotzdem: Es blieben Zufälle. Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie keineswegs vorhatten, sich in einen Krieg gegen Rieseninsekten zu stürzen?
    »Was genau ist unsere Aufgabe?«, fragte sie vorsichtig.
    Der Priester lächelte geheimnisvoll und verbeugte sich dann. »Euer Hoheit, Ihr müsst Euer Schicksal annehmen und Euch für den letzten Kampf rüsten.«

41
     
     
    Acht Stunden waren seit ihrem Besuch in der Wüste vergangen und die Hurakan befand sich wieder auf dem Rückflug. Laut Humboldts Aussage musste es kurz vor Morgengrauen sein. Der Mond stand als helle Scheibe am Himmel und spendete silbriges Licht. Ringsumher ragten die schwarzen Gipfel der Berge in den sternenklaren Himmel. Es herrschte absolute Windstille. Die Luft war warm und trocken. Von hinten drang monoton das Flattern der Rotoren an ihre Ohren.
    Die fünf Abenteurer hatten sich auf dem Vordeck versammelt. Yupan war noch in seiner Kabine und so konnten sie ungestört reden. Eine knappe Stunde, dann würden sie wieder in Xi’mal sein.
    Oskar hätte ohnehin nicht schlafen können. Er war viel zu aufgewühlt von den Erlebnissen des Vortags. Er spürte, dass er erst wieder Ruhe finden würde, wenn sie besprochen hatten, wie es nun weitergehen sollte.
    »Ein schöner Mist, in den wir da hineingeraten sind«, sagte Humboldt in die Stille. Er hatte seine Hände auf die Reling gestützt und schaute auf die mondbeschienenen Berge hinaus. »Diese Weissagung bringt uns ganz schön in Schwierigkeiten.«
    »Wer weiß, was geschehen wäre, wenn es die Prophezeiung nicht gegeben hätte«, sagte Boswell. »Vermutlich wären wir ohne die Legende von der Sonnenkönigin schon alle tot.«
    »Auch wieder wahr«, grummelte der Forscher und wandte sich zu ihnen um. »Ich frage mich allerdings, wie Yupan reagieren wird, wenn er erfährt, dass wir nicht vorhaben, gegen seine Insektenarmee zu kämpfen.«
    Oskar streichelte Wilma über den Kopf. »Vermutlich wird er einsehen, dass wir nicht die sind, für die sie uns halten, und uns von der höchsten Klippe stürzen.« Er machte eine fliegende Handbewegung.
    »Oder er verfüttert uns gleich an die Ukhu Pacha.« Humboldt kratzte sein Kinn.
    »Nie und nimmer«, warf Eliza ein. »Yupan ist ein netter und verständnisvoller Mann. Er wird uns gehen lassen, da bin ich mir sicher.«
    »Dein Optimismus in allen Ehren«, erwiderte der Forscher, »aber habt ihr das Leuchten in seinen Augen bemerkt, als er Charlotte angesehen hat? Er wird sich nicht so leicht davon überzeugen lassen, dass wir nicht die Auserwählten sind. Es steht für ihn seit Urzeiten in Stein gemeißelt.« Er seufzte. »Und das ist unser Problem. Wie kann man gegen eine Legende argumentieren?«
    Charlotte, die seit ihrem Besuch bei den Nazca-Linien auffällig still gewesen war, sagte: »Vielleicht indem wir einfach versuchen, ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen? Yupan ist doch ein intelligenter Mann. Wir könnten ihm erklären, dass wir nur gekommen sind, um Harry zu befreien. Wenn wir ihm versichern, dass

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