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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Pulver gleich so vertraut vorgekommen.
    Humboldt führte Eliza um den Kopf herum zur vorderen Brustpartie. Er deutete auf eine Reihe von Schlitzen, die sich mit jedem Atemzug öffneten und schlossen. »Hier sind die Tracheen«, sagte er. »Bleib du hier. Ich werde auf die andere Seite gehen.«
    Das Biest schien zu ahnen, was ihm bevorstand, denn es fing auf einmal an, sich wie wild zu gebärden. Es bäumte sich auf und zerrte an den Seilen, sodass die Wachen alle Hände voll zu tun hatten, es im Zaum zu halten. Humboldt nickte Eliza zu und gemeinsam bliesen sie den Staub in die weit geöffneten Atemwege. Keuchend und rasselnd schnappte das Wesen nach Luft. Wieder begann es an seinen Fesseln zu zerren, doch seine Bewegungen wurden von Mal zu Mal langsamer. Irgendwann hörten sie ganz auf.
    Humboldt gab den Kriegern ein Zeichen, dass sie die Seile loslassen konnten. Zuerst waren sie misstrauisch, doch als er auf das Insekt zuging und dessen halb geöffnetes Maul untersuchte, lösten sie die Schlingen. Yupan stieß mit seinem Fuß angewidert gegen die mächtigen Chitinplatten, die den Kopf schützten. »Ist es tot?«
    Humboldt hob den Kopf. »Tot? Oh nein. Es ist bloß in Tiefschlaf gefallen. In etwa einer Stunde wird es wieder zu Bewusstsein kommen und dann wird es höllische Kopfschmerzen haben.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Sie werden es verstehen, lieber Yupan, Sie werden es verstehen. Leider fehlt mir die Zeit, Ihnen das jetzt ausführlich zu erklären. Wir müssen schnell handeln. Ich benötige einen großen, ausbruchsicheren Raum. Am besten eine Halle oder einen Saal, der sich von außen gut verschließen lässt. Und er sollte in der Nähe sein. Wir werden dieses Biest dorthin tragen müssen.«
    Der Priester versank kurz in Gedanken, dann sagte er: »Die Steinerne Festung ist das sicherste Gebäude in der Stadt. Eine riesige Halle, die unsere Vorfahren vor undenklichen Zeiten aus dem Fels geschlagen haben. Die Festung verfügt über zwei starke Eisentore, durch die nicht mal die Ukhu Pacha herein- oder hinauskönnen.«
    »Perfekt«, sagte Humboldt. »Wie weit ist sie entfernt?«
    »Etwa einen Kilometer.«
    »Dann haben wir ein Problem. Wie sollen wir das Tier dorthin bekommen?«
    Der Priester lächelte. »Durch die Luft. Ich werde den Kapitän der Hurakan anweisen, sich sofort hierherzubegeben. Das Schiff ist stark genug, ein ganzes Haus in die Luft zu heben.«
    Humboldt nickte. »Sehr gute Idee. Dann müssen wir das Tier jetzt nur noch aus seiner Zwangslage befreien. Am besten wäre es, wenn wir ein paar Tischler bekämen, die die Holzplanken rundherum mit Sägen oder Äxten kappen könnten. Dem Ukhu Pacha darf auf keinen Fall etwas geschehen.«
    Der Schamane klatschte in die Hände und befahl seinen Dienern, alles so zu machen, wie Humboldt es wünschte.
    Wenige Minuten später waren bereits die ersten Handwerksmeister mit ihren Werkzeugen vor Ort und begannen, den riesenhaften Leib aus der Falle zu befreien. Es dauerte keine Viertelstunde und der Körper war restlos freigelegt. Die Hurakan war ebenfalls eingetroffen. Wie eine dunkle Gewitterwolke schwebte sie über ihren Köpfen, bereit, das Wesen aus der Unterwelt zu seinem Bestimmungsort zu tragen. Von oben hingen etliche Seile herab, die man um den Leib des Rieseninsektes schlang und angemessen verknotete.
    »Beeilung jetzt«, sagte Humboldt. »Ich weiß nicht, wie lange die Wirkung des Betäubungsmittels noch anhält. Das Vieh muss auf jeden Fall in der Festung sein, ehe es aufwacht.«
    Yupan nickte und gab das Zeichen. Kurz darauf nahmen die Rotoren ihre Arbeit auf. Ein Dröhnen wie von tausend Hornissen erklang. Ein Wind fegte über die Plattform und trug alles fort, was nicht niet- und nagelfest war. Papier, Stoff, selbst kleinere Kisten. Oskar und seine Freunde mussten sich am Geländer festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Seile gaben knarrende Geräusche von sich, als das mächtige Insekt aus dem Loch gehoben wurde. Wie eine riesige Bienenkönigin schwebte es empor. Seine Beine hingen meterlang in die Tiefe. Erst jetzt konnte Oskar erkennen, wie groß das Biest in Wirklichkeit war.
    Die Hurakan stieg noch einige Meter höher und schwebte dann in Richtung der Felsenfestung davon.
    Humboldts Miene war ernst. »Ich hoffe, sie erreichen ihr Ziel, ehe es wach wird, sonst gibt es eine böse Überraschung.«
    »Es wird schon alles gut gehen«, sagte der Priester. »Sagt Ihr mir, was Ihr als Nächstes vorhabt?«
    »Ich muss mit einem

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