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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Blätter leuchtete rot der Abendhimmel. Unter den Bäumen war das Licht so schwach geworden, dass es fahrlässig gewesen wäre weiterzureiten. Er stieg ab, band sein Pferd an einer Korkeiche fest und folgte dem schmalen Ziegenpfad, der hinauf in die Hügel führte. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er sein Druckluftgewehr heraus. Er steckte vier Pfeile ins Magazin und lud durch. Was taten diese Menschen hier draußen? Sie hatten doch mit Sicherheit genug Geld, um sich eine Übernachtung in einem Hotel zu leisten. Und wenn sie schon kampierten, warum taten sie das in so einer entlegenen Gegend?
    Der Weg machte eine Kurve und führte hinab in ein schattiges Tal. Der klagende Ruf eines Ziegenmelkers hallte von den Hängen wider. Das schrille Zirpen der Zikaden war in ein sanfteres Surren übergegangen, das er als beruhigend empfand. Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr. Die vier Reisenden mussten sich etwa hundert oder zweihundert Meter vor ihm befinden.
    Der Norweger ließ seinen Blick durchs Unterholz schweifen. Das Licht wurde von Minute zu Minute schwächer. Nicht mehr lange, dann würde es hier stockdunkel sein. Zu allem Überfluss war gerade Neumond. Wenn die letzten Reste der Abenddämmerung verschwunden waren, würde er die Hand vor Augen nicht erkennen. Langsam und lautlos setzte er seinen Weg fort.
    Auf einmal flammte ein Licht in der Dunkelheit auf. Irgendwo vor ihm, dort, wo das Tal am schmalsten war.
    Er kauerte sich hin und wartete. Ein zweites Licht wurde entzündet, dann ein drittes. Die Lichter sahen kalt aus und flackerten nicht. Neugierig rutschte er näher. Die Maccia versperrte ihm die Sicht. Soweit er es aus dieser Entfernung beurteilen konnte, ragte hinter dem Gestrüpp ein gewaltiger Felsen in den Himmel. Groß und rund zeichnete er sich gegen die Dämmerung ab. Die ersten Sterne leuchteten am Himmelszelt. Lichtschimmer huschten über die graue Oberfläche des Felsens.
    Plötzlich setzte ein seltsames Brummen ein, das mit jeder Sekunde stärker wurde. Es klang wie das Surren eines Motors. Das Geräusch wurde vom Tal zurückgeworfen und verstärkt. War das ein Generator? Der Norweger hatte schon gehört, dass es Geräte gab, die aus Gas oder Petroleum Strom herstellen konnten, er hatte nur noch nie eines gesehen.
    Gerade, als er zu dem Entschluss gekommen war, dass er näher heranmusste, ging eine Bewegung durch den mächtigen Felsen. Erst ein feines Vibrieren, dann ein starkes Schütteln.
    Majestätisch erhob sich eine riesige Zigarre aus dem Tal und stieg in den sternenübersäten Abendhimmel. Instinktiv klammerte sich der Norweger an einem nahe gelegenen Ast fest. Das Gewehr drohte seinen Fingern zu entgleiten.
    Das war kein Felsen. Es war ein Ballon.
    In der Gondel, an der zwei Motoren befestigt waren, konnte der Norweger die vier Insassen erkennen. Die Motoren surrten immer lauter, während der Ballon in einer eleganten Wende Richtung Westen abschwenkte. Ein letzter Hauch von Rosa strich über seine Flanken, dann drehte er in den Wind und verschwand hinter der nächsten Hügelkette.

 
11
     
     
    Wehmütig blickte Oskar in die Dämmerung. Das Luftschiff hatte Fahrt aufgenommen und steuerte gemächlich in die Nacht. Das war es also gewesen mit Athen. Keine Schätze, kein Minotaurus, nicht mal ein Besuch der sagenumwobenen Akropolis. Zwei Tage und eine einzige Nacht hatten sie hier verbracht. Und herausbekommen hatten sie außer vagen Andeutungen und Spuren auch nicht viel.
    Immerhin schien jeder die Geschichte mit dem Seeungeheuer zu bezweifeln. Das beruhigte ihn etwas. Nicht, dass Oskar jemals ernsthaft daran geglaubt hätte, aber nach den Rieseninsekten in den Anden hatte er weiß Gott kein Interesse an einer weiteren Ungezieferjagd. Die Frage war nur: Wie sollten sie jetzt weitermachen?
    Er beugte sich über die Reling und blickte nach unten. Auf dem ölschwarzen Meer funkelte das Mondlicht. Weit hinter ihnen schimmerten die Lichter von Korinth wie eine verblassende Erinnerung. Leise surrend drehten sich die Propeller. Ein sanfter Fahrwind strich über sein Gesicht, während die Pachacútec langsam auf Nordkurs ging.
    Das Luftschiff war eine schlanke Konstruktion von etwa fünfundzwanzig Metern. Unter einem zigarrenförmigen Auftriebskörper hing eine hölzerne Personengondel, an der links und rechts, an zwei Auslegern, leise schnurrende Elektromotoren befestigt waren. Geschwungene, mit Tierhäuten bespannte und mit farbigen Markierungen verzierte Ruderblätter vervollständigten das

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