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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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wütend.« Er lehnte sich zurück und atmete tief durch.
    »Zum Glück liebe ich Herausforderungen«, fuhr er nach einer Weile fort. »Je schwerer, desto besser. Ich muss herausfinden, wohin er entschwunden ist, und Sie waren der Letzte, der mit ihm geredet hat.«
    Noch einmal blickte er auf seine Taschenuhr, dann nickte er zufrieden. »Ich denke, jetzt dürfte es so weit sein. Wenn das Mittel bei Ihnen angeschlagen hat, sollten Sie nicht mehr in der Lage sein, mir irgendwelche Informationen vorzuenthalten. Fangen wir mit einer ganz einfachen Auskunft an: Sagen Sie mir, wohin Humboldt fliegt. Was ist das nächste Ziel seiner Reise?«
    Die Lippen des Professors zitterten. Er wollte schweigen, doch das Wahrheitsserum in seinen Venen zwang ihn, den Mund zu öffnen. Er keuchte, er schwitzte. Er ballte die Hände in dem verzweifelten Versuch, dem Gift zu widerstehen, doch es war sinnlos. Es schien, als könne etwas in seinem Inneren gar nicht erwarten, alle Geheimnisse auszuplaudern.
    »Paris«, keuchte Papastratos. »Sie wollen nach Paris.«

 
13
     
     
    Paris, 22. Juni 1893 …
     
    Das Wetter war so schön, wie man es sich für einen Sonntagnachmittag nur wünschen konnte. Die Menschen strömten in Scharen auf die Boulevards, saßen in Cafes, aßen Eis oder flanierten in ihren schönsten Kleidern im Schatten der prächtigen Bäume. Kutschen fuhren mit offenem Verdeck die Straßen entlang. Hufgeklapper erfüllte die Häuserschluchten und über der Stadt lag der Geruch von Pferdedung.
    Allerorts sah man Künstler, die an ihren Staffeleien standen und ihre Leinwände mit Farbflächen füllten.
    Oskar blieb stehen und betrachtete eines der Gemälde. Diese neumodischen Bilder waren einfach nur bunt. Bunte Lichter, bunte Schatten, bunte Häuser, bunte Bäume, bunte Wolken. Eine wilde Kleckserei ohne Sinn und Verstand. Erst wenn man ein wenig zurücktrat und die Augen halb schloss, zogen sich die Farben zusammen und man konnte erkennen, was dargestellt wurde. Die Motive waren allesamt höchst banal: Häuser, Straßen, Blumen, Bäume. Charlotte versuchte ihm zu erklären, dass es nicht um das Motiv selbst ging, sondern um die Darstellung des Lichts zwischen den Dingen, aber er hörte nicht zu. Vielmehr interessierten ihn die Ölfarben, die neuerdings in Tuben verkauft wurden, sodass man sie überallhin mitnehmen konnte. Der Geruch von Farbe, Leinöl und Terpentin lag wie ein Teppich über der Stadt. Wenn nur die Bilder besser wären …
    »Was für eine Fleißarbeit«, murmelte er, während er dabei zusah, wie ein Maler Farbtupfer neben Farbtupfer setzte. Das Bild bestand aus lauter Punkten.
    Charlotte knuffte ihn in die Seite. »Du bist vielleicht ein Banause!«, schimpfte sie. »Diese Form der Malerei nennt man Pointillismus und sie ist gerade der letzte Schrei. Schau dir an, wie sich die Farben zusammenziehen, wenn du einen Schritt zurücktrittst. Das Licht scheint richtig zu flirren.«
    »Der Maler sollte lieber anfangen, die Dinge so zu malen, wie sie sind, anstatt sich etwas auszudenken«, sagte Oskar. »Die Realität besteht doch nicht aus Punkten.«
    »Das ist auch nicht die Realität, das ist ein Gemälde, du Holzkopf. Du fragst doch auch nicht, ob deine Abenteuergeschichten immer wahr sind.«
    »Aber die sind wenigstens spannend. Das hier, das ist … ach, ich weiß auch nicht. Abgesehen davon mag ich es nicht besonders, wenn du mich andauernd beleidigst.« Er ging weiter.
    Charlotte blieb einen Moment stehen, dann gab sie sich einen Ruck und eilte hinter ihm her. »Entschuldige. Das mit dem Holzkopf war nicht so gemeint. Es hat nur einfach keinen Sinn, mit dir über moderne Malerei zu reden. Du bist zu sehr in deinen alten Vorstellungen verhaftet.« Sie streichelte über Wilmas Köpfchen, die in einer Umhängetasche an ihrer Schulter ein kleines Nickerchen hielt. »Du musst als Künstler bereit sein, Neues zu erfahren und über den eigenen Tellerrand zu schauen. Genau wie als Wissenschaftler übrigens.«
    »Apropos Teller …« Oskar spürte, wie ihm der Magen knurrte. »Ich hätte nichts gegen einen kleinen Happen einzuwenden. Ich habe das Gefühl, wir haben seit Ewigkeiten nichts gegessen und hier riecht es überall so verlockend.«
    »Und was ist mit dem Eclair vor einer Stunde?« Charlotte grinste. »Wenn du weiter so viel futterst, wirst du so dick wie unser Luftschiff.«
    »Dann könntest du eine Schnur an meine Füße binden und mich steigen lassen«, sagte Oskar. »Wäre sicher ein netter

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