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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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bedeutend jünger gewesen, aber die Ähnlichkeit war nicht zu leugnen.
    »Sikander?«, fragte Humboldt.
    Der Mann winkte ab. »Eine Kurzform von Alexander. Eine Art Künstlername, wenn Sie so wollen. Wussten Sie, dass dieser Name Alexander dem Großen von den Persern verliehen wurde? Ich fand ihn irgendwie passend.« Er blickte amüsiert in die Runde. »So sprachlos? Nun, ich verstehe Ihre Verblüffung. Mir würde es nicht anders gehen, stünde ich jetzt an Ihrer Stelle. Lassen Sie mich Ihnen Ihre Schweigsamkeit nehmen, indem ich Sie bitte, mir Ihre Gefährten vorzustellen.«
    »Wie? Ich … aber gerne.« Der Forscher räusperte sich und stellte seine Begleiter in knappen Worten vor. Er nannte ihre Herkunft und ihren Beruf, vermied es aber tunlichst, persönliche Details preiszugeben. Oskar war ganz froh darüber. Man wusste nie, wozu so etwas missbraucht werden konnte.
    Als die Reihe an Rimbault und seiner Tochter war, huschte ein Ausdruck der Verwunderung über Livanos’ Gesicht.
    »Hippolyte Rimbault? Der bedeutende Konstrukteur?«
    Rimbault presste die Lippen zusammen.
    »Der die Yacht von Jules Verne gebaut hat?«
    »Die Saint Michel III, ja«, erwiderte Rimbault.
    »Ein wunderbares Schiff«, schwärmte Livanos. »Schlank und elegant. Seiner Zeit weit voraus.«
    »Zu gütig.« Rimbault strich über seinen Schnurrbart. Einen Moment lang schien er geschmeichelt zu sein, doch dann gewann seine Wut wieder die Oberhand. »Sie werden verstehen, dass ich von einem Mann wie Ihnen ein solches Lob nicht annehmen kann«, knurrte er.
    »Einem Mann wie mir?« Um Livanos’ Mund spielte ein amüsiertes Lächeln. »Was meinen Sie damit?«
    »Einem Mörder und Entführer.«
    »Papa!«
    »Unterbrich mich nicht.« Rimbault trat einen Schritt vor.
    Océanne wollte ihn zurückhalten, doch Livanos hob die Hand. »Nein, lassen Sie ihn. Ich möchte wissen, was er zu sagen hat.«
    Rimbault schüttelte die Hand seiner Tochter ab. »Was haben Sie mit meinem Schiff gemacht?«, polterte er los. »Zehn Jahre meines Lebens habe ich in den Bau der Calypso gesteckt. Ich habe sie gehegt und gepflegt. Sie in ihre Einzelteile zu zerlegen, ist, als würden Sie meine Tochter töten!«
    »Es tut mir leid, dass Ihnen der Verlust Ihres Schiffes so nahegeht. Glauben Sie mir, es wäre nicht dazu gekommen, wenn es sich hätte vermeiden lassen. Aber wir benötigen das Metall. Wir brauchen es, um unsere Stadt zu erweitern. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, bauen wir hier unten Schiffe und Maschinen, die den Ihren dort oben weit überlegen sind. Wenn Sie möchten, werde ich Ihnen ein paar davon zeigen. Die Calypso war ein fortschrittliches Schiff, gewiss, aber sie ist ein geringes Opfer im Vergleich zu den Schiffen und Geräten, die daraus entstehen werden.« Er zeigte auf die Kuppel. »Der Bau dieser Stadt verschlingt Unmengen von Rohstoffen. Eine Zeit lang konnten wir uns mit natürlichen Erzlagerstätten behelfen, die es in dieser Gegend reichlich gab, doch irgendwann waren die Minen erschöpft. Wir mussten uns etwas Neues einfallen lassen.«
    Humboldt nickte. »So haben Sie sich auf Schiffe spezialisiert. Genauer gesagt: Metallschiffe.«
    »Ganz recht.« Livanos nickte betrübt. »Zuerst war es nur ein flüchtiger Gedanke, doch dann entstand daraus unsere wichtigste Rohstoffquelle. Wie es der Zufall so will, hat der Schiffsverkehr in den letzten Jahren enorm zugenommen. Holzschiffe werden durch Eisenschiffe ersetzt, Segler durch Dampfkraft. Schiffe, die Eisenbahnschienen und schwere Maschinen transportieren, durchkreuzen das Kretische Meer. Eine willkommene Ergänzung unseres stetig steigenden Bedarfs an Eisen, Kupfer und Stahl.«
    »Was Sie tun, ist kriminell«, erzürnte sich Rimbault. »Sie sind ein Dieb und ein Mörder!«
    »Das sagen Sie, weil Sie mich nicht kennen. Auch wenn meine Mittel Ihnen fragwürdig erscheinen mögen, so sind meine Ziele doch durchaus ehrenwert.« Livanos breitete die Arme aus. »Was Sie hier sehen, ist nicht weniger als die Zukunft der Menschheit. In ein paar Hundert Jahren wird die Erdoberfläche derart mit Chemikalien, Waffen und Seuchen überzogen sein, dass meine Stadt so etwas wie eine Zuflucht darstellen wird. Ein letztes Refugium – eine Arche Noah auf dem Grunde des Meeres. Welch geringer Preis dagegen sind doch ein paar Schiffe!« Ein schmales Lächeln huschte über sein Gesicht. »Erst kürzlich haben wir Mitteilung darüber erhalten, dass eine Gruppe von Schlachtkreuzern diesen Sektor passieren wird. Auf dem

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