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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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über den Attentäter herauszufinden. Da die französische Mannschaft ihn als Freund von Clement halbwegs duldete, genoss er gewisse Vorteile. Außerdem war er dem Attentäter von allen am nächsten gekommen. Er hatte ihm in Paris Auge in Auge gegenübergestanden.
    Doch es war merkwürdig. Aus irgendeinem nicht näher zu bestimmenden Grund war er nicht in der Lage, den Kreis der Verdächtigen auf unter vier zu beschränken. Alle infrage kommenden Männer waren hochgewachsen, kräftig gebaut und in einem Alter zwischen dreißig und vierzig. Mit etwas Schminke, einer falschen Nase und aufgeklebten Gummiwangen hätte man jeden einzelnen von ihnen problemlos in den Attentäter verwandeln können. Selbst sein Freund Clement bildete da keine Ausnahme. Hätte man ihm einen Schlapphut aufgesetzt, seine Gesichtsform verändert und einen Bart angeklebt, hätte auch er zum Kreis der Verdächtigen gehört. Was natürlich lächerlich war. Clement war durch und durch vertrauenswürdig.
    Zwei Tage lang unternahm Oskar nun schon Nachforschungen und immer noch war er zu keinem Ergebnis gekommen. Es war zum Verrücktwerden. Entweder war dieser Typ cleverer als sie alle zusammen oder Eliza war einem Irrtum aufgesessen. Wie man es auch drehte und wendete, das Ergebnis blieb dasselbe.
    Ein anderes Problem waren die Seeleute. Oskar spürte, wie die Welle aus Wut und Hass, die ihm und seinen Freunden entgegenschlug, von Tag zu Tag größer wurde. Sie machten Humboldt und seine Freunde für das Scheitern der Mission verantwortlich. Nicht nur, weil Humboldt der Leiter der Expedition war, sondern vor allem wegen seiner Nationalität. Mit seiner schweigsamen Art und seinem seltsamen Aussehen bot er eine ideale Projektionsfläche für eine Vielzahl von Verdächtigungen. Er und seine dunkelhäutige Gefährtin schienen für die Seeleute das personifizierte Böse zu sein. Nach einem kurzen, aber heftigen Streit mit einem der Seeleute entschied Oskar, erst einmal auf Distanz zu gehen. Die Suche brachte im Moment ohnehin nichts.
    Er ging nach hinten zu den reich bestückten Bücherregalen und wollte es sich gerade mit einem Exemplar des Romans Moby Dick gemütlich machen, als plötzlich die Tür aufflog und Cagliostro ihr Quartier betrat.
    In seinem Gefolge waren etliche beeindruckend große Wachdrohnen. Offensichtlich seine Eskorte. Die Roboter waren über drei Meter groß und passten gerade so durch die Tür. Klobig und rostfleckig sahen sie aus, als könnten sie einen Menschen mit bloßen Händen in der Luft zerreißen.
    »Seine Majestät Sikander der Erste wird Sie nun empfangen«, schnarrte Cagliostro mit einer Stimme, die klang, als hätte er einen Blecheimer verschluckt. Er deutete auf die Rimbaults sowie Humboldt und seine Begleiter. »Mein Auftrag lautet, alle sechs von Ihnen zu ihm zu führen. Ob in Handschellen oder ohne hängt von Ihnen ab. Wenn Sie Gegenwehr leisten, werden meine Drohnen sich um Sie kümmern. Möchten Sie das?«
    »Wir werden Sie ohne Widerstand begleiten«, sagte Humboldt.
    »Gut. Gehen Sie voran. Ich werde die Tür hinter Ihnen schließen.«
    »Aufgeblasener Wichtigtuer!«, zischte Rimbault, kaum dass sie an dem Gesandten vorbeigegangen waren. »Was erlaubt er sich eigentlich, so mit uns zu reden. Am liebsten würde ich ihn …«
    »Beherrsch dich, Papa!« Océanne legte ihre Hand auf seine Schulter. »Das bringt nichts, sich so aufzuregen. Wir sind ihm ausgeliefert. Wir sollten lieber tun, was er sagt.«
    »Sie hat recht«, sagte Humboldt. »Immerhin werden wir endlich empfangen. Das ist schon mal ein Fortschritt. Lassen Sie uns diese Chance nicht dadurch vertun, dass wir uns wie beleidigte Kinder aufführen.«
    »Bitte, Papa!«
    »Na schön. Aber nur für den Moment. Aber dass er meine Calypso zersägt hat, das verzeihe ich ihm nie.«
     

     
    Die Abenteurer waren im Durchgang verschwunden, als für den Norweger der Augenblick gekommen war. Flink wie eine Katze sprang er auf und eilte zur Tür. Er traf auf Cagliostro, gerade als dieser die Pforte schließen wollte.
    »Halt. Stehen bleiben! Was wollen Sie?«
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    Cagliostro musterte ihn. »Was sollte ich mit Ihnen zu bereden haben? Sie sind nur ein einfacher Seemann.«
    »Da unterliegen Sie einem Irrtum.« Der Norweger sah sich um. Die anderen waren in ihre Quartiere zurückgekehrt und beachteten ihn nicht. Er konnte nur hoffen, dass das so blieb. »Ich verfüge über Informationen, die für Ihren Herrscher von großer Wichtigkeit

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