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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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verblasst, doch es dauerte nicht lange, da tauchten neue Lichter vor ihnen auf. Oskar war klar, dass das keine der normalen Kuppeln sein konnte. Dies war ein Palast. Sitz und Residenz des Herrschers von Mediterrania.
    Ihr Fahrzeug fuhr in den Bahnhof ein und bremste ab. Zischend und fauchend öffneten sich die Haltebügel. Cagliostro und seine Roboter stiegen aus und bildeten ein Spalier rechts und links des Bahnsteigs.
    »Scheint, als hätten wir unser Ziel erreicht«, sagte Humboldt. »Dann wollen wir uns diesen Herrscher mal anschauen. Um ehrlich zu sein, ein wenig mulmig ist mir schon zumute.« Er stupste Oskar an. Das Lächeln, das er ihm schenkte, wirkte wenig vertrauenerweckend.
     

     
    Das Tor zum Thronsaal war Ehrfurcht gebietend. Vier Meter hoch und verziert mit Reliefs aus reinem Marmor, bot es einen beeindruckenden Anblick. Obwohl das Gestein vom Salzwasser zerfressen und offenbar sehr alt war, konnte man immer noch eine Menge Details darauf erkennen. Oskar entdeckte Inseln und Wellen, zwischen denen sich Delfine tummelten. Er sah lang gestreckte Kriegsgaleeren, deren Masten hoch in den Himmel ragten, und Seeleute, die unter tuchgespannten Dächern saßen, während Steuermänner am Heck standen und ihre langen Ruder ins Wasser tauchten. Gebogene Handelsschiffe schipperten durchs Wasser, beladen mit Ballen, Krügen und Amphoren. Es gab schattenreiche, baumbestandene Inseln, auf denen Rehe oder Antilopen umhersprangen, und mächtige Paläste, deren Säulen hoch in den Himmel ragten. Woher dieses Portal auch stammte, es musste ungeheuer alt und wertvoll sein.
    »Seine Majestät ist nun bereit, Sie zu empfangen.«
    Auf Cagliostros Wink hin drückten zwei mechanische Männer die Flügeltüren auseinander und ließen sie eintreten.
    Wie dunkel es hier war! Während die restlichen Räumlichkeiten stets hell beleuchtet waren, herrschte im Thronsaal ein geheimnisvolles Zwielicht. Ein mächtiger Dom wölbte sich über ihren Köpfen, durch den kathedralenähnlich das Licht hereinströmte. Das Meer war an dieser Stelle nicht schwarz und furchterregend, sondern wurde durch künstliche Beleuchtung in ein tiefes irisierendes Blau getaucht. Riesige Fischschwärme umkreisten die Kuppel und erzeugten dabei Schatten, die in merkwürdigen Mustern über den Mosaikboden waberten.
    In der Mitte des Saales befand sich eine flache Pyramide, die etwa drei Meter in die Höhe ragte. Oben drauf stand ein Thron, auf dem ein Mann saß. Das Licht war zu schwach, als dass man ihn hätte genauer erkennen können, aber Oskar fiel sofort auf, dass er keine Beine besaß.
    Die Gefährten betraten den Saal und gingen auf die Pyramide zu. Cagliostro gab ihnen ein Zeichen, stehen zu bleiben, stapfte vor und verneigte sich. »Eure Majestät, die Gefangenen.«
    Der Mann auf dem Thron hob die Hand. »Ist gut, Cagliostro, du kannst dich entfernen.« Seine Stimme klang weich und melodisch, auch wenn sie einen merkwürdigen Akzent hatte. Wo immer sein Heimatland auch liegen mochte, Deutschland war es jedenfalls nicht.
    »Willkommen in meinem Palast, Herr von Humboldt.«
    Der Forscher hob erstaunt den Kopf. »Eure Majestät kennt meinen Namen?«
    Der Fremde lächelte. »Vielleicht leben wir hier fern der sogenannten ›zivilisierten‹ Welt, aber rückständig sind wir deswegen noch lange nicht. Ihr Name ist mir schon vor einiger Zeit zu Ohren gekommen.« Ein leises Surren ertönte.
    Oskar sah, wie der Thron einen Meter nach vorne fuhr. Es war ein Fahrzeug, das von dem Herrscher mithilfe eines kleinen Hebels gesteuert wurde. In gemäßigtem Tempo kam es die Rampe herunter. »Sie haben in den letzten Jahren für allerlei Aufmerksamkeit gesorgt«, fuhr der Herrscher fort. »Ihr Bild und Ihr Name sind mir aus diversen Fachpublikationen bekannt. Ich muss gestehen, ich hätte nie erwartet, Sie eines Tages mal in meinem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen.« Er deutete eine leichte Verbeugung an.
    Humboldt runzelte die Stirn. »Wer sind Sie?«
    Der Mann auf dem Thron schmunzelte. »Hat Cagliostro Ihnen das denn nicht gesagt? Mein Name ist Sikander, doch wenn Sie mich lieber mit meinem bürgerlichen Namen ansprechen möchten, so sei Ihnen das freigestellt. Ich heiße Livanos. Alexander Konstandinos Livanos.«

 
42
     
     
    Oskar spürte, wie seine Knie weich wurden. Dieses Gesicht … aber natürlich! Plötzlich fügte sich alles zusammen. Das Buch im Polytechnikum in Athen. Papastratos hatte ihnen doch ein Bild gezeigt. Zwar war der Erfinder damals

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