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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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betraten. Sie waren schon den ganzen Abend über sehr schweigsam gewesen. Nur wenn sie sich unbeobachtet fühlten, hatten sie leise Worte miteinander gewechselt. Auch jetzt setzten sie ihre Unterhaltung fort.
    Oskar legte das Buch beiseite und stellte sich schlafend.
    »Wenn Sie mich fragen, der Mann ist total wahnsinnig«, flüsterte Rimbault. »Ich weiß nicht, wie er den Untergang der Leviathan überlebt hat, es ist mir auch egal. Ich will nur weg von hier, so schnell wie möglich.«
    »Damit die Plünderung der Schiffe ungehindert fortgesetzt wird?« Humboldt schüttelte den Kopf. »Haben Sie nicht gehört, was er über die Ankunft der Kriegsschiffe gesagt hat? Wir müssen das unterbinden. Ich habe den Auftrag, die Angriffe auf die Schiffe zu stoppen. Die Situation ist zwar deutlich schwieriger geworden, aber das darf uns nicht abhalten. Es muss eine Lösung geben.«
    »Ja, aber welche?«
    »Das weiß ich im Moment auch noch nicht. Aber je mehr Informationen wir sammeln, desto leichter wird es, den Knoten zu entwirren. Wer weiß, vielleicht gibt es ja eine Lösung, die alle Parteien zufriedenstellt. Ich weiß auch nicht, aber ich habe ein seltsames Gefühl bei dem Mann.«
    »Das habe ich allerdings auch.«
    »Nein, nicht so, wie Sie meinen. Ich habe das Gefühl, dass Livanos nicht der Schurke ist, für den er sich ausgibt.«
    »Sie sind ein unverbesserlicher Optimist, Monsieur Humboldt. Ich respektiere Ihre Meinung, auch wenn ich sie nicht teile. Ich prophezeie Ihnen jedoch, dass Sie mit Ihrem Vorhaben scheitern werden. Wir dürfen ihm nicht trauen. Ich für meinen Teil werde mich dieser Besichtigungstour nicht anschließen.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Meine Meinung steht fest.«
    Humboldt versank für eine Weile in Schweigen, dann flüsterte er: »Haben Sie bemerkt, dass Livanos immer im Plural geredet hat? Wir benötigen das Metall. Wir freuen uns schon sehr. Wir müssen uns beraten, und so weiter. Ich frage mich, wen er damit gemeint hat.«
    Rimbault zuckte die Schultern. »Vielleicht leidet er unter Schizophrenie. Vielleicht spricht er auch im Pluralis Majestatis. Soll ja eine weitverbreitete Krankheit bei Herrschern sein.«
    »Glaube ich nicht.« Humboldt schüttelte den Kopf. »Mein Instinkt sagt mir, dass es hier unten noch jemanden gibt, der zusammen mit Livanos regiert. Jemand mit Verstand. Jemand, dem wir bisher noch nicht begegnet sind. Wer weiß, vielleicht ist es gar nicht Livanos, der hier unten das Sagen hat.«
    Rimbault dachte eine Weile nach, dann fragte er: »Wer könnte das sein?«
    »Keine Ahnung. Mir ist aber aufgefallen, dass Livanos große Angst zu haben schien, wann immer er von ihm geredet hat.« Er blickte zu dem Schiffsbaumeister hinüber. »Monsieur Rimbault, wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen? Wir brauchen Sie hier. Ihre Tochter braucht Sie. Sie allein besitzen den nötigen Sachverstand, um uns von hier fortzubringen. Vielleicht gelingt es uns ja, die Anlage hier zu sabotieren, dann eines der Tauchboote zu kapern und damit zu fliehen.«
    »Meinen Sie?«
    Humboldt nickte heftig. »Möglich wäre es. Hier unten gibt es so viele Schiffe, dass es vermutlich gar nicht auffallen würde, wenn eines davon fehlt. Ich habe schon einen Plan. Aber ohne Ihre Hilfe können wir das nicht schaffen. Ich benötige Ihre Sachkenntnis. Nur mit vereinten Kräften wird es uns gelingen, unbeschadet von hier wieder wegzukommen.«
    Rimbault versank für einen Moment in Schweigen. Dann sagte er: »Vielleicht haben Sie recht. Ich habe mich zu sehr von meinen persönlichen Gefühlen leiten lassen. Der Verlust meiner geliebten Calypso hat meinen Verstand getrübt.«
    Humboldt nickte. »Ein schrecklicher Verlust, der nicht wieder gutzumachen ist. Doch vielleicht gelingt es uns zu verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht. Wie viele tapfere Seeleute müssen noch ihr nasses Grab finden, ehe die Überfälle aufhören? Wir müssen alles versuchen und diesen Wahnsinn stoppen. Bitte helfen Sie mir!«
    Rimbault dachte noch eine Weile nach, dann nickte er. »Also schön. Dann erzählen Sie mal, was Sie genau vorhaben.«
     

     
    Es war irgendwann mitten in der Nacht, als Oskar aufwachte. Er hatte von Riesenkraken und weißen Walen geträumt, von Lichtern in der Tiefe und seltsamen Robotern. Er schlug die Augen auf, glaubte aber immer noch zu träumen. Die Luft war schwül und stickig. Die Zunge klebte ihm am Gaumen.
    Er setzte sich auf und atmete tief durch. Wie er diese künstliche Luft hasste. Sie

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