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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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leuchteten. Wie anders Bellheim damals noch ausgesehen hatte. Gar nicht so kühl und abweisend wie in Berlin. Als er Oskar sah, breitete er die Arme aus und rief: »Komm zu uns! Werde einer von uns!«
    Etwas abseits von den anderen saß ein Junge. Er war wunderschön, wenn auch etwas blass. Seine Haut hatte eine Farbe irgendwo zwischen Jade und Alabaster. Er hielt einen Stock, mit dem er Formen in den Sand zeichnete. Als er Oskars Blick bemerkte, stand er auf und kam zu ihm herüber. Oskar hielt den Atem an. Der Junge trug keine Kleidung, trotzdem war er nicht nackt. Es war, als würde er von einer Art Energieschleier umhüllt, der den Blick auf bestimmte Bereiche seines Körpers verhüllte. Trotz seines jugendlichen Aussehens war er alt und erfahren, man konnte es an seinen Augen sehen. Es waren die Augen einer Person, die alle Zeitalter der Ewigkeit durchkreuzt hatte. Schlagartig wurde Oskar bewusst, dass er seinem Gastgeber gegenüberstand.
    Der Junge kam näher und Oskar wurde klar, dass er sich in Bezug auf die Größe geirrt hatte. Vorhin in der Ferne war er ihm noch klein und zart erschienen, doch als er vor ihm stand, überragte er ihn um mehr als das Doppelte. Fassungslos blickte Oskar zu der wundersamen Erscheinung empor.
    »Wer bist du?«, fragte er.
    Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht. »Weißt du das denn nicht? Mein Name ist Sigi Polo. Es ist der Name meiner Heimat, weit, weit entfernt.«
    »Du … du bist ein Junge.«
    »Überrascht?«
    Oskar war wie benebelt. Diese Stimme, diese Erscheinung. Sie war so bezaubernd, dass man sich in ihr verlieren konnte.
    »Ist das deine wahre Gestalt?«
    »Meine wahre Gestalt würde dich vermutlich erschrecken, daher habe ich diese Form angenommen. Gefalle ich dir?«
    »Bist du allein?«
    »In deiner Welt – ja. In anderen Welten – nein.« Der Junge deutete auf den Himmel. »Ich habe unzählige Geschwister, die alle das Firmament durchkreuzen. Wir sind auf der Suche nach Gesellschaft. Nicht viele haben das Glück, auf einer so reich bevölkerten Welt wie dieser zu landen. Ich fühle mich vom Glück bevorzugt.«
    Oskar lächelte. Er musste einfach. Im Angesicht dieses Jungen war die Welt plötzlich von paradiesischer Schönheit. Am liebsten wäre er aufgestanden und mit ihm gegangen, aber dann erinnerte er sich an Charlotte. Was würde sie tun, wenn er nicht mehr da wäre? Würde sie um ihn trauern? Das Bild ihres tränenüberströmten Gesichts holte ihn zurück in die Gegenwart. »Was willst du bei uns?«, fragte er verwirrt.
    Der Junge senkte den Kopf und blickte Oskar tief in die Augen. »Ja weißt du das denn nicht? Ich bin hier, um mich mit dir zu vereinen. Aber nicht nur mit dir, mit allen Wesen dieses Planeten. Ich habe euch so viel zu erzählen. Vom Himmel, vom Kosmos, von anderen Sternen und Planeten, weit draußen im Universum. Von all den Welten, die ich und meine Geschwister während unserer langen Reise besucht haben. Im Moment denkt ihr vielleicht, ihr seid die Einzigen im Universum, aber das stimmt nicht. Es gibt so viele von euch, überall verstreut. Ihr seid wie Lagerfeuer in einer dunklen Nacht. Durch die Verbindung mit mir werdet ihr nie wieder allein sein. Nie wieder, verstehst du?«
    Oskar überkam ein seltsames Gefühl. Er fühlte sich – wie? Schwindelig? Nein, nicht schwindelig, aber weit weg. Als ob ein Teil von ihm aus seinem Körper herausgehoben und davongeweht worden wäre.
    »Und wenn wir das nicht wollen?«
    Der Junge hob seine perfekt geformten Brauen. » Wie meinst du das?«
    »Was, wenn wir auf eure Nähe und Gemeinschaft pfeifen? Was, wenn uns die Welt, in der wir leben, so gefällt, wie sie ist?« Er dachte dabei an Charlotte und wie glücklich er in ihrer Gegenwart war.
    »Aber ihr seid unglücklich, das spüre ich. Tief in eurer Seele sehnt ihr euch nach Geborgenheit und Harmonie. Nach einer Familie, einer Mutter.«
    Oskar spürte, wie ihn Wärme durchströmte. Es begann in den Fußspitzen und ging bis hoch zu seinem Scheitel. Eben noch war er ganz weit weg, jetzt fühlte er sich plötzlich wie in einer warmen Höhle. Er erkannte, dass dieser Junge irgendwie seine Gefühle manipulieren konnte. Er konzentrierte sich und schüttelte die Wogen der Behaglichkeit ab.
    »Ein Teil von uns sehnt sich danach, das mag stimmen«, sagte er. »Der andere Teil will Freiheit. Um glücklich und zufrieden zu sein, müssen wir von Zeit zu Zeit auch mal einsam und traurig sein. Beides zusammen macht uns zu dem, was wir sind. Uns einen Teil

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