Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
hatte er die Gewissheit. »Ich kann das nicht zulassen«, flüsterte er. »Ich kann mich nicht gegen meine Freunde und meine Familie stellen.«
    »Ich habe es dir schon einmal gesagt: Ich bin jetzt deine Familie. Wir werden zusammen sein, solange das Universum existiert. Komm. Lass dir von mir die Wunder ferner Galaxien zeigen. Planeten, die nur aus Eis bestehen. Die Waldmonde von Umbra und die violetten Meere von Se’lar. Ich werde mein gesamtes Wissen mit dir teilen. Wir werden tanzen und singen. Du wirst Welten kennenlernen, die deine kühnsten Vorstellungen übersteigen. Alles, was du zu tun brauchst, ist Ja zu sagen.«
    Oskar schüttelte den Kopf. »Mir genügt diese Welt. Sie ist groß genug für mich. Wenn du eine Antwort willst, sie lautet Nein.«
    Mit diesen Worten zog er seine Arme aus dem Kristall.

 
60
     
     
    »Ich muss ihm folgen«, stieß Humboldt hervor. »Er ist doch mein Sohn.«
    »Aber du kannst ihm nicht helfen«, stieß Charlotte aus. »Nicht so. Du würdest zu einem Glasmenschen werden, wie die anderen. Und dann?« Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben einen Riesenfehler gemacht, dass wir uns nicht früher um Oskar gekümmert haben; aber es nützt nichts, wenn wir jetzt blind drauflos rennen. Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, ihn zu retten.«
    »Oskar retten? Wovon redest du?«
    »Wusstest du, dass die Dogon den Felsbogen zerstören wollen? Ubirè hat mir gesagt, dass die Vorbereitungen abgeschlossen sind. Sobald wir drüben sind, soll es losgehen.«
    Sie sah, dass diese Information für ihren Onkel neu war. Für einen Moment kam er wieder zur Besinnung.
    »Sie wollen die Brücke zerstören?«
    »Allerdings.«
    Er drehte den Kopf und beobachtete, wie die Dogon ihre Gefangenen zurück auf die andere Seite trieben. Die meisten von ihnen waren bereits jenseits des Felsbogens.
    »Und wie wollen sie das anstellen? Dazu müssten sie mehrere Tonnen Stein und Geröll in Bewegung setzen.«
    »Sie haben einen speziellen Mechanismus mit Seilen und Gewichten konstruiert«, sagte Charlotte. »Einmal in Gang gesetzt, kann er nicht wieder gestoppt werden. Ich habe die Anlage gesehen. Glaub mir, sie wird funktionieren.«
    »Aber warum sollten sie so etwas tun? Sie wären praktisch isoliert.«
    »Genau das ist der Plan. Verstehst du denn nicht? Ihr Berg ist ihre Arche Noah. Sie haben Wasser, Felder und Vieh. Sie können völlig unabhängig vom Umland existieren. Selbst wenn sich der Kristall in der Ebene ausbreiten würde, die Dogon wären in Sicherheit. Sie haben bereits damit begonnen, alle Leitern und Brücken zu kappen. Der Felsbogen ist eine der letzten Verbindungen. Wenn sie die zerstören, sind sie praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Oskar wird dann nicht mehr zu uns herüberkommen können.«
    »Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen.«
    »Der Meinung bin ich auch. Deshalb ist es so wichtig, dass du bei uns bleibst. Eliza hat eine Idee, wie man die Kristalle stoppen kann. Vielleicht lassen sie sich damit sogar zerstören. Erzähl’s ihm, Eliza.«
    Die Zauberkundlerin ergriff Humboldts Hand. »Ich habe mich schon lange gefragt, wie die Dogon damals den Sieg über die Tellem erringen konnten. Wie konnten sie das schaffen, gegen eine Übermacht, die ihnen geistig und körperlich überlegen war? Wenn man der Legende Glauben schenkt, standen doch alle Chancen gegen sie.«
    »Laut Ubirè empfing ihr Anführer damals ein Zeichen von den Göttern«, sagte Humboldt.
    »Genau.« Eliza nickte. »Aber was war das für ein Zeichen? Etwas Materielles, etwas, dass man berühren und in die Hand nehmen konnte? Eine Waffe? Wohl kaum. Was hat er erfahren, das es ihm und den Dogon ermöglichte, die Tellem zu besiegen?« Sie blickte ernst zu ihm auf. »Ich glaube, ich weiß es. Es waren Klänge. Genauer gesagt Gesänge.«
    Humboldt zog seine Brauen zusammen. »Gesänge?«
    Eliza hakte sich bei ihm unter, während sie zurück über den Felsbogen gingen. »Denk doch mal nach«, fuhr sie fort. »Gesänge sind das Einzige, was aus dieser Zeit überliefert ist. Es gibt keine Aufzeichnungen, keine Niederschriften oder sonstige Überlieferungen. Seltsam, oder? Etwas so Wichtiges wie eine Waffe oder einen Abwehrzauber hätte man doch bestimmt irgendwo erwähnt. Das Einzige, was aus dieser Zeit stammt und was beinahe unverändert weitergegeben wurde, sind ihre Lieder.«
    »Dann meinst du, dass dahinter mehr steckt als nur ein ritueller Zauber?«
    Sie nickte. »Ich bin überzeugt davon. Erinnere dich an das

Weitere Kostenlose Bücher