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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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lange nicht. Es wird Jahre dauern, diese Universität zu reformieren.« Während er diese Worte sagte, warf er einen kurzen Blick zu Lilienkron hinüber, der wie eine verbitterte alte Frau mit hängenden Schultern auf seinem Stuhl saß. »Es tut mir aufrichtig leid.«
    Sprengler wirkte niedergeschlagen. »Dann werde ich Poortvliet wohl eine Absage erteilen müssen. Sie waren mein letzter Trumpf. Kann ich Sie denn gar nicht für unsere Sache gewinnen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Humboldt lächelnd. »Als ich Ihr Angebot ablehnte, meinte ich damit nicht, dass ich damit auch den Auftrag ablehne. Ich muss zugeben, die Geschichte hat bei mir einen Nerv getroffen. Es klingt nach einer Unternehmung, die genau in mein Interessensgebiet fällt. Geologie, fremde Kulturen, unheimliche Vorfälle – Dinge, auf die wir uns während unserer letzten Reisen spezialisiert haben.«
    »Deswegen ist meine Wahl ja auf Sie gefallen …«
    »Warten Sie«, sagte Humboldt. »Hören Sie sich erst an, was ich zu sagen habe. Ich wünsche, dass mein Sohn und meine Nichte mit Beginn des nächsten Semesters an dieser Universität studieren dürfen.«
    Sprengler zog die Brauen zusammen. »Wenn Ihre Nichte Vorlesungen besuchen möchte, das dürfte kein Problem sein …«
    »Nein, ich spreche von Immatrikulation. Die offizielle Einschreibung an eine Universität. Das ist der entscheidende Punkt. Alles andere ist Augenwischerei.«
    Lilienkron schnappte nach Luft. Sprengler gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen Räuspern und Husten lag.
    »Sie … Sie wollen, dass ich das Immatrikulationsverbot für Frauen aufhebe?«
    »Das ist mein Wunsch.«
    »Das ist … ungewöhnlich, um es mal vorsichtig auszudrücken.«
    »Ungewöhnlich, ja«, sagte der Forscher. »Aber längst überfällig. Deutschland hängt mit seinem Verbot für Frauen an Universitäten hoffnungslos hinter den anderen europäischen Ländern zurück. Es wird höchste Zeit, das wir das ändern.«
    »Ich weiß nicht, ob ich da …«
    »Das ist meine Forderung«, sagte Humboldt. »Nehmen Sie es an oder lassen Sie es. Dann fürchte ich allerdings, den Auftrag nicht annehmen zu können.«
    Sprengler schwieg. Er sah aus, als würde eine zentnerschwere Last auf seinen Schultern ruhen. Charlotte tat er fast ein bisschen leid. Als er antwortete, war seine Stimme leise. »Haben Sie eine Ahnung, was Sie mir damit aufbürden?«
    »Eine bürokratische Lawine, dessen bin ich mir bewusst.«
    »Das ist noch untertrieben …«
    »Aber Sie müssen zugeben, dass meine Forderung nicht unbegründet ist. Geben Sie es ruhig zu: Im Grunde Ihres Herzens wollen Sie es doch auch.«
    Sprengler warf dem Forscher einen schwer zu deutenden Blick zu. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er weiterredete. »Sie sind ein gerissener Hund, wissen Sie das, Herr Donhauser?«
    Der Forscher grinste. »Hat man mir schon mal gesagt, ja.«
    »Wenn ich Ihnen zusage, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Ihrem Wunsch zu entsprechen, würden Sie dann diese Expedition antreten?«
    »Ja.«
    Der Direktor versank für einen Moment ins Grübeln. »Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
    »Das genügt mir.« Humboldt schickte sich an aufzustehen, doch Sprengler hob die Hand.
    »Nicht so eilig.«
    »Was denn noch?« Humboldt rutschte wieder auf seinen Stuhl.
    »Sie wissen, dass Sie mir mit Ihrer Forderung einen Haufen Arbeit aufgebrummt haben«, sagte Sprengler.
    »Dessen bin ich mir bewusst.«
    »Dann ist es nur fair, wenn ich ebenfalls einen Wunsch äußere.«
    Humboldt runzelte die Stirn. »Kommt drauf an.«
    Ein feines Lächeln erschien auf Sprenglers Gesicht.
    »Na, na, Herr Humboldt. Jetzt stehen wir so kurz vor einer Einigung, da werden Sie mir eine kleine Bitte doch nicht abschlagen.«
    Humboldt verschränkte die Arme vor der Brust. In seinen Augen leuchtete Skepsis. »Schießen Sie los«, sagte er.

 
7
     
     
    Willi rückte noch näher an Oskar heran.
    »Was für eine Forderung? Was hat er gesagt?« Seine Augen glänzten. Bert blickte ihn ebenfalls neugierig an und Maus fügte hinzu: »Mönsch, jetzt lass dir doch nich’ jedet Wort aus der Nase ziehen.«
    Oskars Freunde saßen auf seinem Bett und schauten ihn mit großen Augen an. Oskar grinste. Normalerweise war er immer derjenige, der alles als Letzter erfuhr, aber heute hatte er einen Wissensvorsprung und er gedachte ihn voll und ganz auszukosten.
    »Lilienkron«, sagte er. »Der Kerl mit dem komischen Hut, wisst ihr noch? Mittlerweile weiß ich auch, an

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