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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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wen er mich erinnert.« Er griff unter sein Bett und holte eine zerlesene Ausgabe von Wilhelm Buschs Max & Moritz heraus. Als er beim dritten Streich angelangt war, hielt er ihnen das Buch hin.
    »Genau so sieht er aus, nur nicht ganz so groß.«
    Bert runzelte die Stirn. »Wie Schneider Böck?«
    »Dieselbe runde Brille, derselbe bescheuerte Hut. Als ob Busch ihn gekannt hätte.«
    »Ja, aber das ist doch bestimmt ein Zufall und hat gar nichts mit der Sache zu tun. Was ist mit ihm? Was ist mit Sprenglers Forderung?«
    Oskar lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. »Er ist Sprenglers Forderung.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass er uns begleiten soll. Die ganze Reise lang.«
    »Nicht dein Ernst.«
    »Und ob. Ihr hättet Humboldt sehen sollen. Er ist rot angelaufen. Lilienkron auch. Die beiden sahen aus wie zwei Radieschen, die sich gleich aufeinanderstürzen wollen. Aber Sprengler hat es geschafft, sie zu beruhigen und wieder an einen Tisch zu bekommen. Na ja, und dann haben sie sich geeinigt. Lilienkron wird also mitkommen, steht aber unter der Leitung von Humboldt. Und ihr könnt mir glauben, das schmeckt ihm gar nicht.«
    »Wie hat Sprengler ihn dazu gekriegt?«, fragte Willi.
    Oskar zuckte mit den Schultern. »Er wollte unbedingt wieder dorthin zurück. Irgendetwas ist merkwürdig an diesem Lilienkron. Ich bin mir sicher, dass er uns über seine Begegnung auf Java etwas Wichtiges verschweigt.«
    »Was hat er denn nun so Schreckliches gesehen, dass er von dort geflohen ist?«, wollte Lena wissen.
    »Angeblich ist er von diesen Kreaturen verletzt worden«, sagte Oskar. »Ich habe den Pfeil gesehen, der in seiner Schulter gesteckt haben soll, und ich kann euch sagen, der war ziemlich unheimlich. Ganz schwarz und hart, als bestünde er aus Stein. Lilienkrons Bericht war reichlich wirr. Viel gesehen habe er nicht, weil in dem Spalt, in den er geklettert war, Nebel geherrscht hat. Aber er schwört, dass da unten ein Eingang gewesen wäre. Treppenstufen oder so etwas, die in die Tiefe führten. Und daneben wäre etwas gewesen, dass wie ein großer Stein ausgesehen habe.«
    »Ein Stein?«
    »Ein Felsbrocken oder so. Es war aber kein Stein, denn es sei lebendig gewesen. Es habe dagehockt und geschlafen. Dann habe es sich aufgerichtet, ihn angefallen, verletzt und seine Kleider zerfetzt.« Oskars Stimme wurde leiser. »Ihr hättet ihn sehen sollen. Ich bin überzeugt, er glaubt, was er sagt, er hatte eine Heidenangst. Andererseits ist er total begierig darauf, wieder zurückzukehren.«
    »Warum?«
    »Er sagt, seine Entdeckung wäre von enormem Interesse für die Wissenschaft. Sie würde eine Theorie untermauern, die er schon lange hätte und die die Welt auf den Kopf stellen würde, wenn er sie erst beweisen könne. Er hat aber nicht erzählt, worum es dabei geht, nur, dass wir uns da ja nicht einmischen und ihm seine Entdeckung stehlen sollten. Ich glaube, das ist seine größte Angst. Na ja, jedenfalls kommt er jetzt mit. Eigentlich bin ich ganz froh. Ich mag ihn zwar nicht besonders, aber er kennt Java ganz gut und kann uns zu der Stelle führen, wo diese Begegnung stattgefunden hat.«
    »Und wann soll’s losgehen?«, fragte Maus.
    »Heute in drei Tagen. Die haben jetzt da drüben Herbst auf Java. Die Regenzeit ist gerade vorüber.«
    »Wieso Herbst?«, fragte Maus. »Wir haben doch März. Versteh’ ick nich.«
    »Südhalbkugel, du Dummling«, sagte Bert. »Da ist alles andersherum.«
    »Steh’n die da aufm Kopf oder was?«
    Willi verdrehte die Augen. Bert gab Maus einen Stoß mit der Faust. »Mensch Alter, hast du denn im Unterricht nicht aufgepasst? In den Tropen gibt es keine Jahreszeiten, da ist es das ganze Jahr über heiß und feucht. Und wenn es am feuchtesten ist, nennt man das Regenzeit.«
    »Genau so ist es«, sagte Oskar. »Stellt euch vor: Sumatra, Java. Schon allein beim Klang dieser Namen bekomme ich eine Gänsehaut.«
    »Ziemlich weit weg«, sagte Lena. »Da seid ihr aber eine ganze Weile unterwegs.«
    »Ein Kinderspiel für unser Luftschiff«, sagte Oskar. »Die Pachacútec bringt uns einfach rüber und wir kommen ganz entspannt an.«
    »Kinderspiel? Na ja, ich weiß nicht.« Lena stand auf und ging hinüber zu dem kleinen Globus, der auf Oskars Schreibtisch stand. »Die Sundainseln liegen auf der anderen Seite der Erde, hier unten, knapp über Australien.« Sie ließ die Erdkugel kreisen und deutete auf eine Kette von Inseln, die wie eine Perlenschnur aufgereiht im

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