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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sein.«
    Oskar grinste. »Du scheinst ja keine besonders hohe Meinung von unserem Statthalter zu haben.«
    »Merkt man mir das an?«
    »Allerdings.« Er zwinkerte ihr zu. »Und ich muss sagen, ich stimme dir zu.«
    »Dann sind wir wohl ausnahmsweise mal einer Meinung.«
    Oskar wollte schon fragen, was sie damit meinte, als Dimal erschien. Der Prinz kam aus Richtung des Palasttempels und steuerte zielstrebig auf Lena und die beiden Forscher zu. Sein dunkelblauer Seidenanzug schimmerte im Sonnenlicht.
    Charlotte beschirmte ihre Augen. »Was er wohl will?«
    »Keine Ahnung. Wir können ja mal rübergehen.«
    »Magst du ihn?«
    Oskar überlegte kurz, dann sagte er: »Doch, ja. Ich wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, dass er der Sohn dieses Herrschers ist. Er ist so ganz anders als sein Vater.«
    »Ich mag ihn auch. Wie ich gehört habe, war er für einige Jahre auf einer internationalen Schule und ist erst seit Kurzem wieder hier. Lass uns mal hören, was er zu sagen hat.«
    Sie sprang auf und lief zu den anderen. Oskar schlenderte ihr nachdenklich hinterher.
    »Es gibt Neuigkeiten«, sagte Humboldt. »König Bhamban lässt sich entschuldigen und hat stattdessen seinen Sohn beauftragt, uns den Palast und die angrenzenden heißen Quellen zu zeigen. Darüber hinaus hat er sich entschieden, uns bei unserer Expedition behilflich zu sein und uns mit Lastelefanten und Proviant zu versorgen. Na, das klingt doch gut, oder?«
    »Nicht zu vergessen, dass Dimal uns als Führer begleiten wird«, sagte Eliza mit einem Lächeln. »Wir fühlen uns sehr geehrt.«
    Der Prinz faltete die Hände und verbeugte sich. »Es ist mir eine Freude, mit euch zu kommen. Ich wollte schon lange mal wieder in den Süden. Es ist eine besonders schöne und vulkanreiche Gegend. Aber zuerst zeige ich euch den Palast. Wärt ihr bereit, mich in einer halben Stunde zu begleiten?«
    »Aber klar«, sagte Oskar. »Wir laden nur noch schnell die Elefanten ab, dann kann es losgehen.«
     

     
    Der Beobachter nickte grimmig. Sein Herrscher hatte sich nicht getäuscht. Die Fremden waren auf dem Weg, genau wie er es vorausgesagt hatte. Sie waren zu sechst, drei Männer und drei Frauen, und was er aus der Ferne erkennen konnte, war mehr als seltsam. Keine Einheimischen, so viel stand fest. Die Färbung ihrer Haut, ihre Größe, die Kleidung – es passte nicht. Dann war da noch dieses kleine Tier. Ein Wesen wie dieses hatte der Beobachter noch niemals gesehen. Es sah nicht gefährlich aus, aber man konnte nie wissen. Besser, er war auf der Hut und ließ sich nicht blicken. Doch er vertraute auf seine Tarnung. Selbst wenn sie auf mehrere Meter an ihn herankamen, sie würden ihn für einen Stein halten. In diesem Moment erklommen sie gerade die Flanke des Semeru. Der Prinz begleitete sie.
    Der Beobachter kauerte sich nieder und fiel in seine Starre. Sein Auftrag war, zu beobachten, und genau das würde er tun.
     

     
    Dimal führte die sechs Abenteurer auf verborgenen Pfaden hangaufwärts vom Palastgelände fort. Die heißen Quellen lagen etwas außerhalb in den Hängen des Vulkans und es war ein steiler Anstieg. Als sie oben ankamen, mussten alle erstmal verschnaufen.
    Die Quellen waren tatsächlich sehr schön. An mehreren Stellen trat Wasser aus der Erde und verströmte einen Geruch, der entfernt an faule Eier erinnerte.
    »Das ist Schwefel«, keuchte Lilienkron. »Irgendwo unter unseren Füßen trifft die Wasserader auf einen Lavaspalt und wird erhitzt. Der Dampf und der Druck treiben es dann nach oben.«
    »Das Wasser hat eine entspannende und heilende Wirkung«, ergänzte Dimal. »Wir leiten es in unsere Badehäuser, wo es sich wohltuend auf Geist und Körper auswirkt. Etwas weiter im Norden gibt es noch größere Wunder. Hoch oben in den Hängen des Vulkans existieren Löcher im Boden, die groß genug sind, dass ein Elefant hineinfallen könnte. Ein starker Wind dringt dort aus der Erde. Stark genug, um einen Mann von den Füßen zu fegen. Wir nennen ihn Nafas Iblis, den Atem des Teufels. Der Semeru ist voll von solchen Öffnungen. Man sollte zusehen, dass man ihnen nicht zu nahe kommt. Viele Menschen sind auf diese Art ums Leben gekommen.«
    Während die anderen den Erzählungen des Königssohns lauschten, stieg Oskar auf einen nahe gelegenen Felsblock und blickte ins Tal hinunter. Die Aussicht war unbeschreiblich. Von hier aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf die gesamte Anlage. Der Tempelbereich maß von einer Seite zur anderen etwa zwei

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