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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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wie versteinert. Auf den zusammengeballten Fäusten zeichneten sich weiß die Fingerknochen ab.
    »Nun, haben Sie?«
    »Ja.« Der Herrscher hob trotzig sein Kinn. »Und?«
    »Tragen Sie es bei sich?«
    Keine Reaktion.
    »Holen Sie es heraus.«
    Langsam und widerstrebend griff Bhamban hinter sich und holte einen kleinen Stoffbeutel hervor. Oskar erkannte das Tuch. Es war das Stück Stoff, dass Humboldt Van Bakken an der Anlegestelle gegeben hatte.
    »Und jetzt öffnen Sie es.« Humboldts Stimme war klar wie Glas. Sein Ton war fast schon beleidigend. Ein Wunder, dass der Herrscher noch nicht nach seiner Palastwache gekräht hatte.
    Stattdessen öffnete er das Band und griff ins Innere des Beutels. Etwas Helles befand sich dort. Ein Stein, oder … nein. Oskar hob überrascht die Brauen. Es war das Stück Teig, das Humboldt angefertigt hatte. Der Abdruck.
    Der Monarch betrachtete den Gegenstand mit Widerwillen. Die Oberseite des Teigstücks war im Licht der Flammen gut zu sehen. In aller Deutlichkeit traten die reptilienartigen Schuppen, die sie so erschreckt hatten, hervor.
    »Wisst Ihr, was das ist?« Humboldts Augen glänzten wie zwei schwarze Diamanten.
    Ein winziges Nicken.
    »Gut.« Humboldt nickte zufrieden. »Dann wissen wir beide, wovon wir reden. Und jetzt sagen Sie mir ins Gesicht, ob Sie uns loswerden wollen oder es nicht doch lieber sehen, wenn wir Sie bei dieser Aufgabe unterstützen.«

 
20
     
     
    Es war am frühen Nachmittag des nächsten Tages, als Oskar, Lilienkron und Humboldt zum Tempel zurückkehrten. Sie hatten Van Bakken auf dem Weg nach Surabaya begleitet und noch einige ihrer wissenschaftlichen Gerätschaften von Bord der Pachacútec geholt. Ihre beiden Reitelefanten waren mit Transportkisten behängt und schaukelten wie Schiffe bei schwerem Seegang.
    Was für beeindruckende Tiere das doch waren. Oskar bewunderte ihre Kraft und ihre Gelassenheit. Sie ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Auf dem Weg nach Surabaya hatte er gesehen, wie ein paar von ihnen ganze Bäume für den Häuserbau transportierten. Sie wickelten einfach ihren Rüssel um den Stamm und hoben ihn mit Leichtigkeit hoch in die Luft. Daheim im Berliner Tiergarten hatten sie auch ein paar indische Elefanten, aber die wirkten klein und unterernährt im Vergleich zu diesen Kolossen.
    Auf einen Ruf hin knickten Pama und Sanya – so die Namen der beiden Dickhäuter – mit den Hinterbeinen ein, gingen dann vorne herunter und sanken langsam zu Boden. Während der Treiber sie mit Brotstücken fütterte, kletterten die Reisenden vom Rücken der Tiere.
    Oskar setzte sich in den Schatten und trank erst mal etwas. Die Temperaturen waren schon wieder auf schwindelerregendem Niveau. Sein Hemd klebte ihm am Körper. Charlotte kam zu ihm herüber und leistete ihm Gesellschaft.
    »Na, habt ihr alles erledigt?«
    »Klar«, sagte er. »War ein ganz schönes Stück Arbeit. Besonders Lilienkrons Kisten waren eine echte Herausforderung. Ich frage mich, was der alte Zausel da mitgenommen hat. Fühlt sich an wie Bleiplatten.«
    »Vermutlich seine gesammelten Werke über die Geologie Javas. Bücher sind einfach schwer. Das hast du bei meinem Gepäck auch schon des Öfteren bemängelt.«
    »Allerdings.« Er lächelte. Er erinnerte sich noch gut, wie er sich bei ihrer ersten Begegnung fast einen Bruch gehoben hatte. »Na ja, wie auch immer«, sagte er. »Binnen einer Stunde hatten wir das Zeug sicher am Kai und auf den Elefanten verladen. Humboldt hat die Pachacútec mit ein paar zusätzlichen Halteseilen gesichert, falls mal ein Sturm aufkommt. Dann hat er die Diebstahlsicherung wieder eingeschaltet. Du erinnerst dich doch an die Metalldrähte in der Strickleiter und den Haltetauen.«
    Sie nickte. »Na klar. Ich habe mich gefragt, was das soll.«
    Er nahm noch ein Stück Papaya und sagte mit vollem Mund: »Er hat die Batterie daran angeschlossen. Nur für den Fall, dass Van Bakken das unstillbare Verlangen verspüren sollte, das Schiff zu betreten. Wenn er dann nicht zufällig dicke Handschuhe und Schuhe mit Gummisohlen anhat, wird er sich furchtbar die Finger verbrennen.«
    »Die Batterie wiegt einen halben Zentner. Ich habe nie ganz verstanden, warum er sie mitschleppt. Wo ist Van Bakken eigentlich? Ich dachte, er würde euch begleiten.«
    Oskar schüttelte den Kopf. »Ist in Surabaya geblieben. Sagte, er müsse sich wieder um seine Geschäfte kümmern.«
    »Glücksspiel, Trunkenheit und Betrügereien. Das will natürlich gepflegt

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