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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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auf ihn. Ein Schuss peitschte durch die Stille. Zum Glück war Oskar geistesgegenwärtig genug gewesen, zur Seite zu springen. So traf die Kugel nur die Felswände und peitschte als Querschläger von einer Seite zur anderen. Ehe der Wissenschaftler nachladen konnte, stürzte sich Oskar auf ihn. Lilienkron war überraschend kräftig. Es gab ein Handgemenge, bei dem Oskar vermutlich unterlegen wäre, wären da nicht auf einmal kräftige Hände gewesen, die Lilienkron packten und von ihm wegzerrten. Humboldt ergriff den Gelehrten und drückte ihn gegen die Wand. »Hab ich dich, du verdammter Verräter.«
    »Lassen Sie mich los, Sie Rüpel. Was fällt Ihnen ein?« Lilienkron zappelte und trat um sich, doch er konnte dem eisenharten Griff nicht entfliehen. Humboldt ließ ihn zu Boden sinken. Natürlich nicht, ohne ihn vorher entwaffnet zu haben.
    Lilienkron rang nach Atem. »Ich … habe … nichts … Unrechtmäßiges … getan.«
    »Nicht? Und wie nennen Sie das? Diebstahl fremden Eigentums, Fahnenflucht und Verrat? Abgesehen davon, dass Sie uns sitzen gelassen haben, als die Gefahr am größten war. Feigheit kommt zu Ihren Verbrechen noch hinzu.«
    »Ich weiß nichts von einer Gefahr«, protestierte der Gelehrte. »Ich habe mir nur das Recht herausgenommen, meine Forschungen fortzusetzen. Das hier ist meine Entdeckung. Ich bin derjenige, der Lemuria zuerst entdeckt hat. Das lasse ich mir von niemandem nehmen. Es ist mein Lebenswerk. Abgesehen davon: Ich habe nichts gestohlen. Das alles sind meine Sachen. Ihre habe ich nicht angerührt.«
    Eliza hob die Hände. »Wie wär’s, wenn wir uns alle erst mal wieder beruhigen? Ich habe das Gefühl, hier besteht viel Gesprächsbedarf.« Sie wandte sich an die beiden Jugendlichen. »Oskar, Charlotte, holt ihr bitte unsere Sachen? Beeilt euch und dann kommt so schnell wie möglich hierher zurück. Carl Friedrich und ich werden in der Zwischenzeit versuchen herauszufinden, was vorgefallen ist. Und ich hoffe, dass Sie ein paar verdammt gute Erklärungen für uns haben, Professor.«
     

     
    Als Charlotte und Oskar wieder bei den anderen eintrafen, waren diese gerade in eine heftige Diskussion verwickelt.
    »Was soll dieser Quatsch mit Lemuria, Professor?«, donnerte Humboldt. »Sie werden mir doch nicht erzählen wollen, dass Sie an diesen Unsinn von einer Hohlwelt glauben.«
    »Dann erklären Sie mir mal das hier«, schnappte Lilienkron zurück und zerrte Humboldt zu der Statue. »Damit dürfte die Frage, ob wir es mit Ungeheuern oder intelligenten Geschöpfen zu tun haben, ja wohl geklärt sein. Tiere erschaffen keine Kunstwerke. Abbilder von sich selbst sind immer ein Zeichen für eine kulturelle Entwicklung. Wir dürfen also davon ausgehen, dass es sich um vernunftbegabte Lebewesen handelt.«
    »Aber das heißt noch nicht, dass es so etwas wie das Reich Lemuria gibt.«
    Lilienkron legte seine Hand auf die Statue. »Sagt Ihnen der Name Philip Sclater etwas?«
    Humboldt schüttelte den Kopf. »Nie gehört.«
    Lilienkrons Augen leuchteten. »Sclater war ein Rechtsanwalt und Zoologe. Vor einigen Jahren verfasste er einen Artikel in der Zeitschrift The Quarterly Journal of Science zum Thema Lemuren. Die Lemuren sind Halbaffen, die sowohl in Madagaskar als auch in Indien und Malaysia leben. Obwohl diese Tiere nicht in der Lage sind zu schwimmen, muss es ihnen irgendwie gelungen sein, die Strecke über das Meer zurückzulegen. Es gibt Theorien, dass manche von ihnen auf Baumstämmen oder Ästen davongetrieben wurden, doch wer sich die riesigen Distanzen auf der Karte anschaut, wird einsehen, dass das Unsinn ist. Sclaters logischer Schluss war, dass einst eine Landbrücke zwischen diesen drei Orten existiert haben muss. Eine Art achter Kontinent, der später versunken ist. Eine ähnliche Theorie existiert auch für den Pazifischen Ozean. Diesmal war es ein Mann namens Augustus Le Plongeon, dessen Forschungen in der Mayastadt Chichén Itzá ihn zu der Gewissheit brachten, dass die Maya die Urväter der alten Ägypter gewesen seien. Viele Dinge, einschließlich die Pyramidenform, sind der Beweis. Aber wieder war die Frage, wie sie die gewaltige Entfernung hätten zurücklegen sollen. Auch hier lag der Gedanke nahe, dass es einst eine Landbrücke gegeben haben muss. Ein versunkener Kontinent. Den einen nannte man Lemuria, den anderen einfach Mu. Beide wurden nie gefunden.«
    »Weil sie nicht existierten«, sagte Humboldt. »Der achte Kontinent ist eine Fiktion.«
    »Wie kommen Sie

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