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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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darauf? Machen Sie doch die Augen auf, Mann.«
    Lilienkron holte ein Blatt Papier heraus und machte eine einfache Skizze. »Was ist, wenn der Kontinent im Meer versunken ist, sodass nur noch die obersten Bergspitzen herausragen? Sie werden feststellen, dass Java sich geografisch betrachtet genau in der Mitte dieser beiden hypothetischen Länder befindet. Und ausgerechnet hier stoßen wir auf eine intelligente Lebensform, die während der letzten tausend Jahre nirgendwo gesehen oder beschrieben wurde. Eine Lebensform, die offensichtlich irgendwo in der Tiefe lebt. Gibt Ihnen das nicht zu denken? Ein solches Wesen taucht nicht einfach so über Nacht auf. Es muss sich entwickelt haben, und zwar über Tausende, um nicht zu sagen Millionen von Jahren hinweg. Ungesehen und unbemerkt. Und um der Sache die Krone aufzusetzen, stellt sich jetzt heraus, dass es nicht nur irgendwelche Tiere sind, sondern intelligente Wesen mit einer eigenen Kultur.«
    »Und Sie behaupten, dies hier sei Lemuria? Lächerlich.«
    »Nicht dies hier«, Lilienkron deutete auf den Boden. »Irgendetwas unter unseren Füßen. Ich habe bemerkt, dass die Kreaturen aus dem hinteren Bereich des Stollens kommen, ich konnte nur leider keinen Eingang finden. Deshalb habe ich mich auf die Lauer gelegt, bis der nächste Trupp kam, um herauszufinden, wohin sie entschwinden.«
    »Lena wurde entführt«, platzte Oskar heraus. »Sie haben sie mitgenommen.«
    »Ich habe dem Professor bereits erklärt, was passiert ist«, sagte Humboldt. »Er ist über alle aktuellen Entwicklungen im Bilde.«
    »Ja, und es tut mir leid«, erwiderte der Gelehrte. »Hätte ich gewusst, was dieser Bhamban für eine verlogene Ratte ist, hätte ich Sie bestimmt nicht im Stich gelassen. Es war nur so, dass ich glaubte, meine Entdeckung schützen zu müssen.«
    »Ich halte die Sache mit der Landbrücke zwischen Afrika und Indien persönlich für Unsinn, denn ich bin ein Verfechter der Theorie über die Wanderung der Kontinente«, sagte Humboldt. »Aber ich gebe zu, dass Ihre Theorie einen gewissen Reiz hat. Natürlich kann ich nicht gutheißen, was Sie getan haben. Diese Expedition steht unter meiner Leitung und da kann nicht jeder kommen und gehen, wie er will. Aber wir brauchen Sie jetzt und daher möchte ich Ihnen vorschlagen, dass wir das Kriegsbeil begraben, bis wir herausgefunden haben, wohin man Lena gebracht hat. Außerdem verspreche ich Ihnen: Sollte sich tatsächlich ein versunkenes Reich unter unseren Füßen befinden, so werden Sie derjenige sein, dem die Ehre gebührt, als Entdecker eingetragen zu werden. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Lilienkron schlug ein.

 
30
     
     
    Keine tausend Meter weiter endete der Gang. Es war genau, wie Lilienkron gesagt hatte: keine Abzweigung, kein Seitengang, nichts. Weder eine Öffnung noch eine Tür noch irgendetwas, das darauf hindeutete, wie es von hier aus weitergehen sollte. Es schien, als hätten die Baumeister von der einen zur anderen Sekunde die Lust an dem Stollen verloren. Die Lampen beleuchteten eine nackte, kahle Felswand.
    Humboldt ließ seinen Rucksack zu Boden sinken und strich mit seinen Fingern über den grob behauenen Untergrund. »Was soll das? Eine Sackgasse.«
    »Könnte es sein, dass wir irgendwo eine Abzweigung verpasst haben?«, fragte Eliza.
    »Nein«, entgegnete Lilienkron. »Ich habe den gesamten Abschnitt wieder und wieder untersucht. Zwischen der Skulptur und dem hier ist nichts. Und sehen Sie sich das hier an.« Er deutete zu Boden. Im Schein der Lampen sahen sie die markanten Hufabdrücke mit den Krallen.
    »Dann muss es eine Geheimtür sein«, sagte Oskar. »Es bleibt keine andere Möglichkeit.«
    »Zu dem Schluss bin ich auch gekommen«, sagte Lilienkron. »Die Frage ist nur: Wie lässt sie sich öffnen?«
    Alle drängelten sich am Ende des Stollens. Zentimeter für Zentimeter der Wand wurde untersucht.
    Plötzlich war ein Rumpeln zu hören. Es drang aus großer Tiefe bis zu ihnen herauf. Humboldt starrte sie entgeistert an. »Was habt ihr getan?«
    Die Erde unter ihren Füßen wurde von einem Stoß erschüttert. Ein Riss lief einige Meter hinter ihnen über den Boden. Er war so gerade, als wäre er mit dem Lineal gezogen. Dann senkte sich der Boden ab. Zuerst nur um wenige Zentimeter, dann deutlich tiefer. Sie verharrten in einem kurzen Moment atemlosen Entsetzens, dann gab die Erde unter ihnen nach. Die Bodenplatte, auf der sie standen, schoss senkrecht in die Tiefe.
    »Ein Aufzug«, schrie Lilienkron.

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