Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
über den Platz. Viele Köpfe wandten sich um, um zu sehen, was da los war.
    Oskar lief, als sei der Teufel hinter ihm her. Tatsächlich waren jetzt einige Polizisten auf ihn aufmerksam geworden und folgten ihm.
    Â»Was macht er denn da?«, zischte Humboldt.
    Â»Sieht aus, als wäre er vor irgendjemand auf der Flucht«, sagte Maus, der direkt neben ihm stand. »Soll ick ihm nach?«
    Â»Auf keinen Fall. Du bleibst, wo du bist. Der Kaiser kann jedem Moment das Museum verlassen.«
    Â»Ick frag mir bloß, warum Oskar es so eilig hat.«
    Â»Das werden wir schon noch früh genug erfahren. Hoffen wir, dass er keinen Unsinn anstellt.«
    Oskar ließ den Platz hinter sich und rannte, was das Zeug hielt, um die Ostflanke des Alten Museums herum. Hinter ihm drei Gendarmen – zwei zu Fuß, einer auf einem Pferd. Wütende Rufe und das Klappern von Hufen drangen an seine Ohren.
    Noch immer drängten Menschen in die Richtung des Neuen Museums, doch als sie Oskar und die Polizisten sahen, sprangen sie mit entsetzten Gesichtern zur Seite.
    Â»He da, stehen bleiben! Halt doch mal einer den Jungen auf!« Doch niemand wagte es, sich Osker in den Weg zu stellen, und so legte er die fünfundfünfzig Meter breite Museumsfassade in Rekordzeit zurück, bog dann rechts ab und stürmte an den monumentalen Reiterstandbildern die fünfundzwanzig Stufen der Freitreppe zum Haupteingang empor.
    Die Museumstüren standen weit offen, sodass man einen Blick auf die prächtige Rotunde mit ihrer Sammlung antiker Skulpturen hatte. Durch Glasfenster im Dach drang Tageslicht in das Museum.
    Obwohl der Eintritt nichts kostete, waren an diesem Samstag kaum Besucher zugegen. Ein paar Bürger, die in gemessenem Tempo durch die Halle flanierten, das war alles. Vermutlich war der Rest auf der anderen Seite des Museums und bestaunte den Kaiser. Na, die würden gleich wirklich etwas zu bestaunen haben!
    Als der verschwitzte Junge und die keuchenden Gendarmen in sein Allerheiligstes platzten, blieb der Museumswärter, der inmitten der Rotunde einsam seine Runden drehte, wie angewurzelt stehen.
    Â»Bleibst du wohl stehen, Bürschchen«, brüllte einer der Beamten ungeachtet der ehrwürdigen Hallen, in denen er sich befand. »Wenn ich dich kriege, rupfe ich dir die Flügel aus. Hiergeblieben!«
    Der Museumswärter, ein älterer Herr mit blauer Uniform und prächtigem Backenbart, sah dem Treiben einen Moment lang ungläubig zu, dann plusterte er sich auf und donnerte: »Ich muss doch sehr bitten. Das ist kein Tollhaus hier, sondern ein Museum. Benehmen Sie sich gefälligst wie zivilisierte Menschen!«
    Die Gendarmen bremsten tatsächlich ab und Oskar nutzte die Chance, seinen Vorsprung auszubauen. Er entschied sich für die Treppe links von ihm und rannte empor.
    Oben angekommen, blieb er stehen und sah sich gehetzt um. Der erste Stock war verwaist. Kein Mensch zu sehen. Gemälde und Statuen, wohin das Auge blickte, aber keine Besucher. Nicht mal ein Museumsangestellter, den er hätte fragen können. Wo war nur der Aufgang zum Dach? Hier musste doch irgendwo eine Treppe sein.Die Zeit zerrann ihm zwischen den Fingern.
    * * *
    Fritz Ferdinand wischte den Schweiß von seiner Stirn. Argwöhnisch überprüfte er noch einmal das Stativ, vergewisserte sich, dass die Kamera festverschraubt in Position saß, dann wies er seinen jungen Assistenten an, ja darauf zu achten, dass niemand ihnen vor die Linse trat.
    Â»Alfons, hast du das Blitzpulver geprüft? Wie viele Schienen hast du vorbereitet? Vier? Gut, das sollte ausreichen. Höchste Konzentration jetzt. Die Majestäten werden gleich das Museum verlassen, da darf nichts schiefgehen.«
    Die Tür war aufgegangen und etliche uniformierte Gardisten postierten sich rechts und links des Eingangs, ihre Säbel zum Gruß erhoben. Im Inneren konnte man schemenhaft den Kaiser und die Kaiserin erkennen. Bedienstete und Museumsangestellte wuselten um sie herum. Dann verließ Direktor Dr.   Schellmoser in Begleitung des Kaiserpaares das Museum und trat in die Sonne. Kaum war das Herrscherpaar auf dem obersten Treppenabsatz erschienen, brandeten Jubel und Applaus auf. Hochrufe ertönten und Fähnchen wurden geschwenkt. Wilhelms hochgezwirbelter Schnauzbart schimmerte in der Sonne, als der Monarch huldvoll die Hand erhob.
    Fritz Ferdinand wedelte mit den Armen und lenkte die Aufmerksamkeit des

Weitere Kostenlose Bücher