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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Herrscherpaares auf sich. »Seine Majestät, hier herüber bitte! Ein Foto für die Berliner Morgenpost , wenn Sie so freundlich wären.«
    Wilhelm bemerkte den Zeitungsreporter und lächelte ihm zu. Was würde das für eine wundervolle Aufnahme geben. Der Reporter wollte gerade den Auslöser drücken, als ein Schuss fiel.
    Der Knall kam von der Freitreppe der Nationalgalerie. Erst einer, dann eine Reihe weiterer.
    Charlottes Ablenkungsmanöver.
    Eine Stange Chinaböller, wie sie der Forscher in seinem Labor aufzubewahren pflegte.
    Die Köpfe sämtlicher Anwesender flogen herum auf der Suche nach der Quelle. Schreie ertönten. Alle blickten in Richtung der Nationalgalerie. Alle, bis auf einen.
    Humboldts Augen verengten sich.
    Der Mann stand keine zwei Meter von ihm entfernt.
    Während alle nach dem vermeintlichen Attentäter Ausschau hielten, griff der wahre Mörder in aller Seelenruhe in seine Tasche und zog etwas daraus hervor. Eine metallisch glänzende Waffe. Humboldt reagierte sofort und stürmte auf den Mann zu. Nur noch eine Armlänge trennte sie jetzt voneinander.
    Oskar entdeckte die Tür zum Dachgeschoss in ebendem Moment, als hinter ihm die Gendarmen die Treppe heraufgepoltert kamen.
    Â»Stehen geblieben, Junge«, keuchte der eine, ein rotgesichtiger Mann, der eindeutig ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hatte. »Das ist eine Sackgasse. Diese Treppe führt …«
    Auf das Dach , wollte er vermutlich noch sagen, doch da war Oskar schon verschwunden.
    Â»Lass doch den Unsinn, wir kriegen dich sowieso«, hörte er hinter sich, aber da stürmte er schon nach oben, zwei Stufen auf einmal nehmend. In diesem Augenblick fielen draußen Schüsse. Einer, zwei, drei .
    Das war Charlotte. Es musste Charlotte sein. In den Dokumenten stand zu lesen, dass der Attentäter nur zwei Schüsse abgefeuert hatte. Einer für den Kaiser, einer für die Kaiserin. Beide tödlich. Es mussten Charlottes Feuerwerkskörper sein. Es war noch nicht zu spät.
    Vom nahe gelegenen Dom schlug es zehn Uhr. Der Moment war gekommen. Oskar stieß die Tür auf und taumelte ins Freie. Vom Licht geblendet, blieb er stehen. Da, am Nordostflügel stand der Mann. Dunkler Anzug, dunkler Hut, ein Gewehr im Anschlag, das er nach unten auf die Menge gerichtet hielt.
    Â»Waffe fallen lassen.« Humboldt packte den Mann und riss ihm den falschen Bart weg. Doch sein Gegner besaß enorme Kräfte. Schneller, als das Auge zu folgen vermochte, versetzte er dem Forscher einen Tritt gegen das Knie, der ihn mit schmerzerfülltem Stöhnen zusammensacken ließ. Dann packte er ihn und zwang ihn mit einem stählernen Griff auf die Knie. Ganz offensichtlich verfügte der Kerl über eine Nahkampfausbildung. Und er war gut. Während er Humboldt mit der einen Hand am Boden hielt, hob er mit der anderen seelenruhig seine Waffe. Eine Mauser Schnellfeuerpistole, genau wie in den Dokumenten beschrieben. Humboldt wollte aufstehen, doch die eiserne Hand zwang ihn weiter zu Boden. Sternchen tanzten vor seinen Augen. Der Kerl hatte einen Nerv erwischt, eine Arterie, vielleicht beides. Doch ehe er anlegen und abdrücken konnte, schaltete sich eine dritte Kraft in den Kampf ein. Maus! Mit einem Schrei wie eine angreifende Katze sprang der Junge auf den Attentäter zu und packte dessen Schusshand. Er kratzte und verbiss sich derart, dass der Mann vor Schmerzen aufschrie. Für einen Moment lockerte er den Griff um Humboldts Hals. Das reichte dem Forscher, um sich aus der tödlichen Klammer zu befreien. Er packte das rechte Bein des Attentäters, ergriff das Kniegelenk und setzte einen altchinesischen Hebelgriff an. Der Mann fiel um wie ein Baum, schlug der Länge nach hin und knallte mit seinem Kopf hart auf das Pflaster. In Windeseile ergriff Humboldt die Waffe und ließ sie unter seinem Mantel verschwinden. Dann setzte er zur Sicherheit noch schnell eine Betäubungsspritze und richtete sich wieder auf.
    Einige der Zuschauer hatten bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war. »Was ist los?«, fragte eine Frau mit einem kleinen Jungen in Matrosenuniform. Der Junge hielt einen Lutscher in der Hand und sah mit großen Augen auf den Attentäter herab.
    Â»Oh, es ist nichts«, sagte Humboldt. »Er scheint eine Kreislaufschwäche erlitten zu haben. Vermutlich die Sonne. Aber keine Sorge. Ich bin Arzt. Ich werde zusehen, dass ich ihn schnell in den

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