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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
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eines Basketballstars ist, reimt sich Steves Name auf »Arschficker«. Die harten Jungs in der Schule erinnern ihn fast jeden Tag daran. Mit den Fäusten. Darum mache ich kein großes Ding aus der Sache, auch wenn ich die Story dubios finde. Steve hat schon genug am Hals.
    Das erste Schulhalbjahr ist vorbei und wir haben ein paar Tage Ferien, bevor die zweite Hälfte des letzten Highschooljahres losgeht. Die Sache mit dem College ist für Steve und mich zum Glück schon gelaufen, wir haben beide im vorzeitigen Aufnahmeverfahren unsere Studienplätze gekriegt. Jetzt sind es nur noch sechs Monate bis zum Abschluss, was bedeutet, dass wir kurz davor sind, aufs College zu kommen und dieses verdammte Plainville endlich hinter uns zu lassen. Allerdings sind wir auch kurz davor, die Highschool zu verlassen, ohne jemals was mit einem Mädchen gehabt zu haben. Wie erbärmlich! Ich hatte noch nie eine Freundin. Und Steve, na ja, der klammert sich an die Story mit dem Mädchen aus Kalifornien.
    »Scheiße. Schon wieder tot«, sagt Steve. Wir spielen gerade diesesneue Game, bei dem man selbst ein Zombie ist und die Soldaten abknallt statt umgekehrt. Das hat was, aber nur, wenn man nicht dauernd abgeschossen wird wie Steve. »Blödes Spiel«, flucht er und drückt auf Reset. »Gestern Abend war ich mit meinen Eltern im Applebee’s essen. Stacey Simpson war auch da.«
    Ich steige auf seine Eröffnung ein und sage: »Ach, echt?«
    Stacey ist das heißeste Mädchen in unserm Jahrgang. Und zwar mit Abstand. »Blond mit Kanonenkugeln«, so lautet Steves Beschreibung von Stacey. Wenn ich ehrlich bin, war sie bei gut einem Drittel der Striche auf meiner Liste das Ausgangsmaterial für meine Fantasien. In der Achten waren wir in Hauswirtschaft ein Team (ausgesucht hat sie sich das nicht) und damals hat sie mitgekriegt, wie gründlich ich mir jedes Mal die Hände wasche, sobald auch nur der kleinste Krümel Essen meine Finger berührt. Nicht mal eine Woche später hat sie sich einen andern Partner gesucht und seither tut sie, als wüsste sie nichts von meiner Existenz. Zum Glück habe ich jede Menge Bilder von ihr im Kopf.
    »Chuck, ich sag dir, über die Ferien sind Staceys Titten noch größer geworden. Die reinsten Melonen, verdammt.«
    »Das gibt’s doch nicht«, sage ich.
    »Jedenfalls war irgendwas anders. Stacey ist so wahnsinnig geil!«
    »Hast du mit ihr geredet?«
    Steve spielt weiter, ohne zu antworten. Braucht er auch nicht. Ist sowieso klar, dass er nicht mit ihr geredet hat. Wir gehören nicht zu den Typen, die mit den heißen Mädchen reden. Wenn man’s genau nimmt, reden wir überhaupt nicht mit Mädchen. Manchmal wünsche ich mir, Steve und ich wären echte Nerds. Von denen gibt es in Plainville jede Menge, dann würden wir wenigstens irgendwo dazugehören. Aber die Nerds hier sind wirklich total schräg. Die fahren voll auf so ein Zeug wie Differentialrechnen ab und spielen dauernd absurde Online-Rollenspiele, fünfzehn Stunden am Stück, ernsthaft. Steve und ich stecken also im Niemandsland zwischen den hartenKerlen und den Nerds fest. Wir sind eben weder Sportstars noch Mathegenies.
    »In Kalifornien, da hab ich   …«
    »Können wir auch mal über was anderes reden?«

O bwohl es draußen saumäßig kalt ist, laufe ich nach Hause, schließlich wohnt Steve nicht weit weg von uns. Unterwegs trete ich immer wieder auf die Ritzen zwischen den Gehwegplatten. Das macht mir gar nichts aus. Das Nicht-auf-die-Ritzen-Treten gehört neben dem Händewaschen zu den klassischen Ticks, die man Figuren mit einer Zwangsneurose im Kino oder im Fernsehen gerne verpasst. Doch mir ist komplett egal, ob ich auf eine Ritze trete oder nicht. Ritzen auf dem Gehweg sind einfach nicht mein Ding. Keine Ahnung, warum das so ist. Manchmal finde ich diese Tatsache sogar fast nervig.
    Ich winke den Greulichs zu, unseren senilen alten Nachbarn, die senil und alt in ihrem Wintergarten sitzen, und gehe ins Haus. Mom ist beim Kochen, ein seltenes Ereignis. Ich sage ihr kurz Hallo und merke mir, dass ich heute Abend eine extra Herd-Kontroll-Runde einlegen muss. Ich gehe ein paar Stufen nach unten ins Wohnzimmer, wo Dad gerade eine NBA-Pregame-Show anguckt. Mein Opa Sam, der letztes Jahr gestorben ist, war ein großer Basketballfan. Im Gegensatz zu mir. Seit Opa nicht mehr da ist, hat Dad keinen mehr, mit dem er über Sport reden kann, und er hofft wohl, dass ich die Lücke füllen werde. Doch damit hat er Pech. Meine Beziehung zumBasketball beginnt

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