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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
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einzigen Gefallen, und du lügst mir ins Gesicht? Machst mich zum Deppen?«
    »Tut mir leid, Mann. Ich hatte dauernd das Hin und Her mit Amy im Kopf. Und sie hat mir eben gesagt, sie will nicht mit mir zusammen sein und   …«
    »Hör auf! Halt endlich die Schnauze, verdammt!«
    In all den Jahren, die wir uns kennen, hat Steve mich kein einziges Mal angebrüllt.
    »Amy hier, Amy da, sonst hast du nichts mehr zu sagen, gottverdammt. Ich kriege derweil jede Woche eins in die Fresse und was tust du dagegen? Rennst in die Therapie, kümmerst dich um deinen Scheiß und ich halte dir den Rücken frei. Und du, machst du das Gleiche für mich? Nein. Einen Scheiß machst du. Du hilfst mir nicht mal, wenn ich dich bitte. Du lügst mich an. Was bist du bloß für ein Freund?«
    »Steve   …«
    »Scheiß auf dich, Chuck.«
    Steve ist feuerrot im Gesicht. In seinen Augen stehen schon wieder Tränen und ihm läuft die Nase. Ich habe fast ein bisschen Angst vor ihm. Aber ich weiß auch (zumindest habe ich die Hoffnung), dass er bloß irgendwie feststeckt im Ärger des Augenblicks. Er sagt sonst nichts mehr. Er geht einfach weg, in die entgegengesetzte Richtung von Parker, und hält die Schulter umklammert, mit der er gegen die Schließfächer geknallt ist.
    Ich bin alleine, ganz und gar alleine.

A lso, Chuck.« Dr.   S. lächelt zuversichtlich. »Wie ist die Woche gelaufen? Hast du neue Siege zu vermelden?«
    »Nein«, antworte ich ausdruckslos.
    »Wieso das denn?« Dabei lächelt sie immer noch.
    »Weil ich kein Lexapro mehr nehme.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe aufgehört.«
    »Chuck, soll das ein Witz sein?«
    »Nein«, sage ich sachlich.
    »Was ist los? Ist irgendwas passiert?«
    »Das Leben ist zum Kotzen, die Pillen bringen nichts. Scheiß drauf. Ist mir alles so verdammt egal.«
    »Wegen dir und Amy?«
    »Mich und Amy gibt’s nicht. Gibt kaum noch mich und Steve.«
    »Ihr habt euch also gestritten, Steve und du?«
    »Genau, und danke für den Zuspruch, Doc. Ihre Beratung war wirklich super.«
    »Chuck, dein Ton beunruhigt mich. So habe ich dich bis jetzt noch nie erlebt   … so zornig?«
    »Wieso soll ich nicht zornig sein? Mit mir und Amy ist es vorbei.Mein einziger Freund auf Erden ist stinksauer auf mich. Seit Tagen habe ich mit beiden kein Wort mehr gewechselt.«
    Dr.   S. tut ungeheuer feinfühlig. »Ich verstehe, dass du es gerade schwer hast. Aber deine Symptome haben nachgelassen, richtig? Warum das Medikament absetzen? Du hast jetzt die allerbeste Gelegenheit, deine Fortschritte unter Beweis zu stellen.«
    »Ich will das Zeug nicht mehr nehmen. Das ist bescheuert.«
    »Chuck, sicher ist dir nicht bewusst, wie gefährlich solch ein kalter Entzug bei einem Medikament wie Lexapro sein kann? Das Präparat verändert die Hirnchemie und muss daher kontrolliert nach und nach abgesetzt werden.«
    »Mir egal.«
    »Lexapro auf einen Schlag nicht mehr zu nehmen löst manchmal Depressionen, Angstzustände, Schlaflosigkeit   …«
    »Halt mal«, unterbreche ich sie. »Das sind doch exakt die Nebenwirkungen der Pillen.«
    »Das ist richtig, ja?«
    »Wie zur Hölle kann die Einnahme haargenau das auslösen, wogegen man das Mistzeug nimmt, und warum kriegt man die ganze Scheiße dann auch noch, wenn man’s absetzt? Das ist doch verdammter Schwachsinn!«
    Mir dreht sich der Kopf.
    »Chuck, kannst du bitte deine Sprache mäßigen?«
    Ich will hier nicht mehr sein. Die Therapiestunden bei Dr.   S. fallen in die schlimmsten Monate meines Lebens, das unter normalen Umständen schon übel genug ist. Stimmt, was meine Symptome betrifft, geht es mir besser, viel besser sogar. Mir egal, sollen sie doch zurückkommen! Ich merke schon, wie sie sich wieder einschleichen, dabei habe ich erst vor ein paar Tagen mit den Pillen aufgehört. Fast fühle ich mich erleichtert   – als käme da etwas Vertrautes zurück, das ich vermisst habe.
    »Die Entscheidung, das Medikament zu nehmen oder nicht, liegtbei dir«, fährt Dr.   S. fort, »aber deine Eltern und ich müssen dich in diesem Fall unter genauer Beobachtung halten. Und ich brauche dich wohl nicht eigens darauf hinweisen, dass ich dringend empfehle, die Einnahme fortzusetzen?«
    »Na und?«
    »Chuck, ich versichere dir, du kannst mit allem, was in deinem Leben passiert, zurechtkommen. Du bist viel stärker, als dir bewusst ist. Und du bist wirklich weit gekommen, oder?«
    »Und was ist dabei rausgekommen?«, frage ich zurück. »Keiner mag mich. Da ist es doch scheißegal, ob

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