Chucks Welt
sie deine Freundschaftsanfrage annimmt, heißt noch nicht besonders viel.«
»Tut es eben doch«, sagt Steve. »Das kann doch kein Zufall sein. Übrigens noch ein Grund mehr, Parker nicht hochgehen zu lassen. Ich zahl ihm das irgendwie heim. Und zwar für Beth! Ich beweise ihr, dass ich kein Weichei bin. Ich … ich nehm sie mit zum Ball!«
Das läuft alles komplett aus dem Ruder.
»Steve«, sage ich, »steiger dich da mal nicht so rein. Beth ist sehr … entschlussschwach.«
»Aber nicht mehr, wenn ich Parker endlich zeige, wo die Harke hängt.«
»Erstens: Wie willst du das überhaupt hinkriegen? Und zweitens:Wenn du’s Parker heimzahlen willst, musst du das für dich machen, nicht für Beth.«
Mir geht auf, dass ich genau wie Dr. S. klinge.
»He, Taylor, jetzt versau Hushlicker doch nicht den Spaß, Mann.«
Typisch Kanha, natürlich hat auch er etwas Substanzielles zu dieser Angelegenheit beizutragen.
»Ich will bloß verhindern, dass Steve einen gewaltigen Arschtritt verpasst kriegt – körperlich oder auch, na ja, ihr wisst schon … von meiner Schwester.«
»Geht schon alles okay«, erklärt Steve.
Ich habe da meine großen Zweifel und möchte, statt mich noch tiefer in die Scheiße zu reiten, lieber über was anderes reden als Beth.
»Also, ich hab jedenfalls eine riesenlange Mail an Amy geschrieben, die ich heute Abend abschicke. Darin erkläre ich ihr alles und sage ihr auch, was ich für sie empfinde. Dann treffe ich sie morgen in der Bibliothek und frage sie, ob sie mit mir zum Ball kommt. Das ist meine letzte Chance.«
Die beiden sagen nichts, aber Kanha zerrt widerwillig ein paar Dollarnoten aus der Tasche und reicht sie Steve.
»Was soll das denn?«, frage ich.
»Ich hab mit Kanha gewettet, dass du’s nicht schaffst, ein einziges Gespräch durchzuhalten, ohne Amy zu erwähnen«, sagt Steve.
»Im Ernst?«
»Ja, Chuck. So langsam wird es ziemlich absurd.«
Ich ärgere und schäme mich. Aber vor allem überkommt mich der Drang, mehr Servietten zu holen.
E in Tag für beige Chucks: unruhig. Das gleiche Paar hatte ich auch an, als ich Amy zum ersten Mal getroffen habe, genau an dem Tisch hier. Keine zweieinhalb Monate ist das her, aber für mich fühlt es sich an wie zweieinhalb Jahre. Gestern Abend habe ich Amy per Mail mein Herz ausgeschüttet. Ich habe ihr alles gesagt, sogar einen Link zum Wikipedia-Beitrag über Zwangsstörungen mitgeschickt, und sie war einverstanden, mich heute hier zu treffen.
Amy kommt an den Tisch. Ihre Army-Jacke hat sie schon lange nicht mehr angehabt. Inzwischen ist fast Mai und meistens ziemlich warm. Schade, ich liebe diese Jacke. Amy setzt sich.
»Hey.«
»Hey«, antworte ich.
Sie wischt sich die Haare aus den Augen. Das gefällt mir jedes Mal wieder.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Zum Glück übernimmt sie für mich den Einstieg.
»Das war vielleicht eine Mail, die du mir da geschickt hast.«
»Stimmt. Tut mir leid.«
»Gibt nicht den geringsten Grund für eine Entschuldigung. Ichfind’s gut, dass du sie geschrieben hast. Das erklärt auf jeden Fall einiges.«
»Also verzeihst du mir?«
»Chuck, ich bin nicht böse auf dich. Du bist so ziemlich der netteste und unkomplizierteste Junge, den ich je kennengelernt habe.«
Ich bin unkompliziert? Amys Art, die Dinge auszudrücken, lässt mich abheben.
»Und ganz bestimmt«, fährt sie fort, »wirst du eines Tages ein Mädchen sehr glücklich machen.«
Nein, nein, nein, nein, bloß nicht dieses Gesülze über ein Mädchen !
»Aber Amy …«
»Chuck, du machst im Moment eine harte Zeit durch, genau wie ich. Ich bin erst hierhergezogen, jetzt schließen wir bald die Highschool ab, ich hab immer noch keinen Bescheid von den Unis, bei denen ich mich beworben habe, ich muss wahnsinnig viele Kurse auf einmal belegen und Buttercup …«
Sie spricht nicht weiter, scheint kurz davor zusammenzubrechen. Aber dann fängt sie sich und redet weiter.
»Buttercup ist weg, ich habe eine furchtbare Beziehung hinter mir – ich weiß einfach nicht, ob ich das packe.«
»Aber«, bettele ich, »alles lief doch wunderbar bis zu dem Tag bei mir zu Hause.«
»Darum geht es gar nicht mehr, Chuck. Ich mag dich. Ich mag dich wirklich. Du hast so ein gutes Herz.«
Ein gutes Herz? Wer sagt denn so was? Amy Huntington!
»Aber bei mir ist so furchtbar viel los im Moment, und bei dir ist es ja wohl genauso, wenn man diese Mail liest.«
Das geht nach hinten los …
»Aber Amy, mir
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