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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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ein Minenfeld.«
    »Minenfelder sind störend und meistens gefährlich«, sagte Ruth.
    »Das ist nicht die Art Minenfeld, was ich meine«, sagte Edek. »Ich meine eine Mine wie die, wo man gräbt und findet Sachen. Sachen, was man findet gerne.«
    »Das ist kein Minenfeld«, sagte Ruth.
    »Das ist vielleicht eine andere Art von Minenfeld, aber ein Minenfeld«, sagte Edek.
    Ruth dachte darüber nach. Sie fragte sich, ob man eine Diamantenmine oder eine Goldmine als Minenfeld bezeichnen konnte. Sie nahm sich vor, später nachzusehen. »Die Karte gefällt dir also?« sagte sie.
    »Sowieso«, sagte Edek. »Wie schon gesagt, denke ich, sie wird sein ein Minenfeld.«
    »Wunderbar«, sagte Ruth. »Das freut mich.«
    »Ich helfe heute ein bißchen in der Firma«, sagte Edek. »Max ist darüber sehr froh. Sie sagt, es gibt eine Menge zu tun.«
    Ruth wollte lieber nicht erfahren, welche Tätigkeiten Max für Edek vorgesehen hatte. »Vielen Dank, Dad«, sagte sie. »Kannst du die Tür hinter dir zumachen?«
    »Sowieso«, sagte Edek.
    Ruth legte die Glückwunschkarten beiseite. Sie mußte verschiedene Briefe schreiben. Es waren Briefe, die nicht mittels einer vorgefertigten Schablone angepaßt, zurechtgeschnitten und zusammengestückelt werden konnten. Unter Dutzenden Kategorien besaß sie Hunderte solcher Schablonen. Sie hatte ganze Briefabsätze abgespeichert, die sich auf vielfältige Weise einbauen ließen. Sie hatte die verschiedensten Briefanfänge und Briefenden abgespeichert. Und sie hatte ein umfangreiches Register in ihrem Computer, das verhinderte, daß ein Kunde Briefe erhielt, die seinen früheren Briefen allzu ähnlich waren.
    Der erste der Briefe war für einen Immobilienmakler namensJames King. Er war seit Jahren Kunde bei Ruth. Gestern hatte er sie um einen Kondolenzbrief gebeten, in seinem Namen und im Namen seines Labradors Gus anläßlich des Todes eines Freundes von Gus, ebenfalls ein Labrador. Der Empfänger war das Herrchen des Verstorbenen. Ruth hatte nicht gewußt, daß James King einen Hund besaß, ganz zu schweigen davon, daß dieser Hund einen engen Freund besessen hatte. Ruth fiel es schwer, die Anhänglichkeit zu verstehen, die manche Leute für ihre Haustiere empfanden. Grundsätzlich konnte sie Anhänglichkeit schon verstehen. Wenn sie Briefe über Haustiere schrieb – meistens Katzen oder Hunde –, tat sie deshalb so, als handele es sich um Menschen.
    Ruth sah sich die Notizen an, die Max für sie vorbereitet hatte. Es gab Gus, den Hund von James King, und Willie und Scout. Wer waren Willie und Scout? Wer von ihnen war der verstorbene Hund und wer der Hundehalter? Sie rief Max an. »Ich sitze gerade an dem Hundekondolenzschreiben für James King«, sagte sie. »Wer sind Willie und Scout?«
    »Warten Sie eine Sekunde«, sagte Max. »Ich glaube, Scout ist der Hund und Willie das Herrchen. Nein, falsch, Willie ist der Hund und Scout ist das Herrchen.« Max klang verwirrt.
    »Ist jetzt Scout der Hund oder Willie?« fragte Ruth. »Ich muß es genau wissen.«
    Max schwieg. »Willie ist der Hund und Scout das Herrchen.«
    »Sind Sie ganz sicher?« fragte Ruth.
    »Ja«, sagte Max.
    Ruth sah sich die übrigen Notizen an. Die beiden Hunde hatten jeden Tag im Park miteinander gespielt. Sie wurden gemeinsam ausgeführt und besuchten gemeinsam einen Hundetrainer, und beide wurden mit der kohlenhydratarmen, proteinreichen Dr.-Atkins-Diät ernährt.
    Ruth machte sich an den Brief.
    Lieber Scout,
    zum Verlust Ihres geliebten Willie möchte ich Ihnen meine tiefempfundene Anteilnahme aussprechen. Gus und ich werden Willie nie vergessen. Willie wird Gus sehr fehlen. Und mir auch. Gus wird jeden Tag an Willie denken und nachts von ihm träumen. Ihr gemeinsames Leben wird nicht vergehen, auch wenn Willie vergangen ist. Ohne Willie wird der Park für Gus und mich nie wieder derselbe sein. Willie wird in unseren Herzen weiterleben, genau wie in Ihrem Herzen. Gus und ich bezeigen Ihnen unser aufrichtiges Mitgefühl in dieser schweren und schmerzlichen Zeit. In Willies Namen haben wir der Lebensrettungsgesellschaft eine Spende überwiesen.
    Bevor Ruth den Brief beenden konnte, mußte sie wissen, wie gut die beiden Männer sich kannten. Daß die Hunde eng befreundet gewesen waren, wußte sie. Aber sie konnte in ihren Unterlagen nichts über das Verhältnis der zwei Männer zueinander finden. Sie wollte den Brief keinesfalls mit einem formellen Gruß beenden, wenn die beiden enge Freunde waren. Sie stand auf und öffnete

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