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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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nachließ. »Willst du schnell im Second Avenue Deli vorbeikommen und eine Kleinigkeit essen?« fragte sie Edek.
    »Ich habe zu tun, Ruthie, verstehst du das nicht?«
    »Und was?« sagte sie.
    »Das, was alle Leute haben zu tun«, sagte Edek.
    »Du könntest die Latkes essen«, sagte Ruth. »Die ißt du doch so gern.«
    »Die Latkes sind nicht so besonders gut«, sagte Edek. »Letztes Mal ich hatte Magendrücken nach den Latkes. Und sag bloß nicht wieder, ich hätte nur zuviel gegessen.«
    Ruth war fassungslos. Normalerweise konnte man sich darauf verlassen, daß Edek zwei Portionen seiner geliebten Kartoffelkuchen aß, wenn nicht mehr. War irgend etwas nicht in Ordnung mit ihm?
    »Ist irgendwas nicht in Ordnung, Dad?« fragte sie.
    »Wenn du es wissen willst, es ist etwas nicht in Ordnung«, sagte Edek. Ruths Herzschlag setzte aus. Ihr wurde übel.
    »Und was ist es?« fragte sie.
    »Ich will dich nicht belästigen mit diesen Sachen«, sagte Edek. »Du hast sowieso schon zu viele Sorgen.«
    »Bitte sag mir, was los ist«, sagte Ruth. »Ich muß es wissen.«
    »Ich wollte dich damit nicht belästigen«, sagte Edek.
    Ruths Herz begann zu pochen. »Sag es mir jetzt, Dad«, sagte sie.
    »Okay, okay«, sagte Edek. »Es ist nichts, was dir sollte machen Sorgen.«
    »Sag es mir einfach, Dad, bitte«, bettelte Ruth. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Ihr war sterbenselend zumute.
    »Okay, okay, ich sage es dir«, sagte Edek. »Wenn ich drücke die eine Taste, so eine ganz kleine Taste, was ist neben der Taste, was man drückt für einen Abstand –«
    Ruth unterbrach ihn. »Es geht um eine Computersache?«
    »Sowieso«, sagte Edek.
    »Ich bin so erleichtert! Ich dachte schon, mit dir wäre etwas nicht in Ordnung«, sagte sie.
    »Ruthie, mit meiner Gesundheit ist alles tipptopf«, sagte Edek. »Ich bin ganz gesund.«
    »Gott sei Dank«, sagte Ruth. »Ich war schon beunruhigt.«
    »Ruthie, irgendwann muß ich sterben«, sagte Edek. »Das gehört zum Leben.«
    Ruths ganzer Körper war schwach vor Erleichterung. »Sag mir, worin das Problem besteht, Dad«, sagte sie.
    »Okay«, sagte Edek. »Wie ich dir erklärt habe, wenn ich drücke diese ganz kleine Taste, was ist neben der Taste, was man drückt für einen Abstand, dann habe ich große Probleme.«
    Ruth versuchte sich vorzustellen, was sich auf dem Computer ihres Vaters oder vielleicht auf jedermanns Computer neben der Leertaste befand.
    »Ich glaube, das ist die ALT-Taste«, sagte Ruth.
    »Alt?« sagte Edek. »Alt wie alter kacker ?«
    »Ja«, sagte Ruth, »nur kürzer.«
    »Wenn ich drücke diese alter -Taste, alles fällt runter«, sagte Edek verbittert. Ruth beschloß, sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, was das Wort »runterfallen« in diesem Zusammenhang bedeuten mochte.
    »Warum drückst du die ALT-Taste?« fragte sie Edek.
    »Wenn ich wüßte, daß ich drücke die alte Taste, würde nichts runterfallen«, sagte Edek.
    »Runterfallen?« sagte Ruth.
    »Runterfallen«, erwiderte Edek.
    »Und wohin?« fragte Ruth.
    »Was heißt wohin?« sagte Edek. »In jede Richtung. Es passiert, weil ich diese kleine Taste drücke aus Versehen. Und dann alles fällt runter. Alles ist weg, was ich mache auf dem Computer.«
    »Alles fällt runter«, sagte Ruth. Sie dachte kurz darüber nach. Und dann dämmerte es ihr. »Alles stürzt ab?« fragte sie.
    »Alles«, sagte Edek. »Alles fällt runter.«
    »In Ordnung«, sagte Ruth. »Ich werde herausfinden, was wir da tun können.« Sie war sich nicht sicher, ob man da etwas tun konnte.
    »Vielen Dank, Ruthie«, sagte Edek.
    »Wann sehe ich dich wieder?« fragte Ruth.
    »Ich komme morgen in die Firma«, sagte Edek, »und kann mit dir Kaffee trinken. Hast du noch Wedel-Schokolade?« Wedel-Schokolade kam aus Polen. Ruth kaufte sie immer, wenn sich die Gelegenheit ergab. Seit ihrer frühesten Kindheit hatte ihr Vater ihr von Wedel-Schokolade und von polnischem Schinken vorgeschwärmt. Polnischer Schinken war laut Edek der beste Schinken der Welt, und Wedel-Schokolade war »nicht von dieser Welt«. Vor kurzem hatte Ruth erfahren, daß es die Firma Wedel nicht mehr gab. Sie konnte es nicht glauben. Wedel hatte es immer gegeben. Wedel war ein Teil von Edeks Jugend. Der gute Teil.
    »Ich habe noch zwei Packungen Schokoladenwaffeln von Wedel«, sagte Ruth.
    »Okay, dann nehme ich vielleicht eine Waffel zum Kaffee«, sagte Edek. Die Vorstellung, daß Edek eine Waffel zum Kaffee nahm, beruhigte Ruth. Allzu schlimm konnte es nicht um ihn stehen,

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