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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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Leute in eure Wohnung eingeladen?« sagte Ruth.
    »Ja«, sagte Walentyna. »Zofia hat Klopse aus Kalbfleisch, Kartoffeln und Kielbasa gemacht und außerdem die Klopse aus Kalbfleisch und Rindfleisch, für die sie berühmt ist.«
    »Weil wir sind in Amerika«, sagte Edek, »hat Zofia gemacht solche Truthahnklops. In Amerika jeder ißt Truthahn. Es gibt keinen Menschen, was nicht ißt Truthahn.«
    Vor ihrem inneren Auge sah Ruth Amerikaner, die im ganzen Land mit unzerteilten Truthähnen kämpften und sie verschlangen. Oder riesige Truthahnbeine und -flügel und -rümpfe. Es war nicht die Art Bild, die man gerne von Amerikanern vermittelte.
    »Zofia hat Klopse aus Truthahn und Bratwurst gemacht«, sagte Walentyna. »Diese Klopse waren sehr gut.«
    »Es war das erste Mal, daß ich mit Truthahn gekocht habe«, sagte Zofia. »In Polen essen die Leute wenig Truthahn.«
    »Alle haben gegessen alle Klops«, sagte Edek. Alle Klops. Alle Klops, dachte Ruth, klang wie der Titel eines Kosakentanzes oder eines Wolgaschifferliedes.
    »Der Mann von der Reinigung ist zum Essen gekommen?« sagte Ruth.
    »Ja«, sagte Walentyna. »Mit seiner Frau.«
    »Und die Leute, was arbeiten für den Architekten, was hat sein Büro an der Ludlow Street«, sagte Edek.
    »Und eine Frau, die an der Essex Street mit ihrem Freund eine kleine Modeboutique hat«, sagte Zofia.
    »Und Zofia hat gesagt, die Frau soll mitbringen ihre Freunde, und sie hat mitgebracht vier Freunde«, sagte Ede. »Und es waren sehr nette Leute.«
    »Sehr nette Leute«, sagte Walentyna.
    Ruth war noch immer damit beschäftigt, die Vorstellung zu verdauen, daß man mehr oder weniger Fremde zum Essen einlud. In New York lud man selbst gute Bekannte fast nie nach Hause ein. Man ging mit ihnen ins Restaurant. Undhier saßen Edek, Zofia und Walentyna, die ihre halbe Nachbarschaft zum Abendessen einluden.
    »Zofia hat gelegt die Klops auf große Teller, was heißen Servierplatten«, sagte Edek, »und alle haben sich selbst bedient. Und jeder, was da war, hat gesagt, die Klops sind besser als alle Klops, was sie je haben gegessen.«
    »Ja«, sagte Zofia. »Und auch in Zoppot haben alle meine Klopse sehr, sehr gern gegessen. Die Leute wußten, daß ich sehr gute Klopse mache.«
    »Ich kann nicht gut kochen«, sagte Walentyna. »Aber ich bin eine gute Küchenhilfe. Ich werde Zofia helfen und in ihrer Firma Teilhaberin sein.«
    Walentyna würde Zofia in der Küche helfen? Und ihre Teilhaberin in der Firma sein? Für Zofia, Walentyna und Edek schien ihr Geschäftsvorhaben eine sichere Sache zu sein, ein fait accompli. Ruth fragte sich, wie sie auf die Idee kommen konnten, daß ihr Projekt die geringste Aussicht hätte, jemals mehr als ein Projekt zu sein.
    »Du bist keine schlechte Köchin, Walentyna«, sagte Zofia. »Du backst sehr guten Käsekuchen. Und ich mache sehr gute Klopse.«
    »Du machst eine Menge sehr gute Sachen«, sagte Edek zu Zofia. Ruth hoffte, daß seine Worte sich nur auf das Essen bezogen. Sie wollte nicht wissen, auf welchen anderen Gebieten Zofia gut war.
    Ruth konnte das alles nicht fassen. Edek, Zofia und Walentyna glaubten tatsächlich, daß die Fähigkeit, Klopse zu machen, eine Firmengründung rechtfertigte. Die Gründung einer Firma, mit der Geld verdient werden sollte.
    »Das ist überhaupt keine gute Idee«, sagte Ruth. »Leute, die seit Jahren im Restaurantgewerbe arbeiten, eröffnen kein eigenes Restaurant. Ein Restaurant ist nicht dasselbe wie eine Dinnerparty.«
    Alle drei sahen sie an.
    »Wieso?« sagte Edek. »Es ist ganz genauso wie eine große Buffetparty, nur daß man es macht jeden Tag.«
    »Und den überzähligen Gästen gibt man Klopse mit nach Hause«, sagte Walentyna.
    »Aber man nimmt Geld dafür, daß man den Gästen mitgibt Klops nach Hause«, sagte Edek.
    Ruth war ratlos. Sie hatte den Eindruck, daß der Vergleich mit der Buffetparty eine ganz falsche Wirkung zeitigte. Edek und Walentyna waren nicht imstande, den Unterschied zwischen Gästen und Kunden zu begreifen. Dieser Unterschied war nicht zu vernachlässigen. In Restaurants wimmelte es nicht von Privatgästen der Küchenbrigade. Ein Restaurant hatte entweder Kunden, oder es ging pleite.
    »Man gibt nicht überzähligen Gästen Klopse mit nach Hause«, sagte Zofia. »Man gibt den Gästen Klopse mit nach Hause, die ihre Klopse zu Hause essen wollen.«
    »Zofia hat recht«, sagte Edek.
    »Ja«, sagte Walentyna, »Zofia hat recht.«
    »Die Kinder haben Zofias Klopse gegessen«, sagte

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