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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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das Geschäft.« Er machte eine Pause. »Hört jetzt gut zu«, sagte er. Alle vier Wörter sagte er feierlich. Seine Stimme klang ernst und bedeutungsvoll, als verkünde er auf einer Versammlung der Vereinten Nationen ein Dekret.
    »Ich höre«, sagte Ruth.
    »Zofia wird machen Klops«, sagte Edek. »In New York es gibt keine Klops. Keine Klops, was sind gut, will ich sagen. Es gibt so ein paar italienische Klops, aber es gibt keinen Klopsladen.«
    Zofia und Walentyna richteten erwartungsvolle Blicke auf Ruth.
    »Was ist ein Klopsladen?« fragte Ruth.
    »Ein Laden, was verkauft Klops«, sagte Edek.
    »Und was sind Klops?« fragte Ruth.
    Alle drei starrten sie an. Sie starrten sie an, als wäre sie geistig zurückgeblieben.
    »Ruthie, bist du nicht bei Trost?« sagte Edek. »Du weißt doch, was ist ein Klops. Sowieso. Jeder weiß, was ist ein Klops.« Edek war aus dem Häuschen. »Selbst jemand, was selber ißt keine Klops, sondern ißt solche Sachen mit Blättern wie du, weiß doch, was ist ein Klops«, sagte er.
    »Ich esse keine Blätter«, sagte Ruth. »Ich esse alle möglichen Früchte und Gemüse und Getreide und Fischsorten und fettfreie Molkereiprodukte und ab und zu Huhn. Das ist eine ziemlich gesunde Ernährung.«
    »Pah!« sagte Edek. »Du ißt Sachen, was sind nicht normal.«
    »Edek, Ruthie hat recht. Das, was sie ißt, ist sehr gesund«, sagte Zofia und tätschelte Edeks Kopf.
    Jetzt war Ruth aus dem Häuschen. Und sprachlos. Warum mußte Edek ihre Eßgewohnheiten zur Sprache bringen? Und was war ein Klops?
    »Ein Klops ist ein Klops, was ist gemacht aus Fleisch«, sagte Edek.
    »Oh, ein Fleischklops«, sagte Ruth.
    »Ja, ein Fleischklops«, riefen Zofia und Walentyna erleichtert.
    »Sowieso«, sagte Edek mit einer Spur Irritation.
    »Zofia macht sehr gute Klopse«, sagte Walentyna. Edek und Zofia nickten zustimmend.
    »Sehr gute Klopse«, bekräftigte Zofia.
    Warum redeten sie von Klopsen? fragte sich Ruth. Weil Edek den Ton angab? Vielleicht war das die Erklärung. Vielleicht hatte Edek ihnen gesagt, daß man in Amerika oder in New York von Klopsen sprach, nicht von Klößchen, Frikadellen, Buletten, Fleischküchlein oder Hackkoteletts. Wahrscheinlich war es gar nicht so falsch, dachte Ruth. Schließlich war sie keine Expertin für Klopse.
    »Zofia macht sehr gute Klopse«, wiederholte Walentyna beruhigend. »Mein Ehemann, er ruhe in Frieden, und Zofias Ehemann, er ruhe auch in Frieden, haben immer gesagt, daß Zofias Klopse die besten der Welt sind.«
    Ruth fragte sich, wieviel Welt außerhalb von Zoppot die beiden Männer kennengelernt haben mochten.
    »Vielleicht sogar die besten Klopse in ganz Polen«, sagte Zofia, die Ruths Gesichtsausdruck bemerkt hatte.
    »In Polen die Leute wissen, was ein guter Klops ist«, sagte Edek. »In Polen die Leute essen eine Menge sehr gutes Fleisch. In Polen es gibt die besten Würste und Schinken und anderes Fleisch von Schweinen und Kühen.« Edek schwieg für einen Augenblick und richtete sich auf. »Zofia hat den Plan, aufzumachen ein kleines Restaurant mit höchstens sechs oder acht Tischen«, sagte er. »Zofia macht die Klops, und Leute, was das wollen, können essen die Klops im Restaurant, und Leute, was sie wollen mit nach Hause nehmen, können sie mit nach Hause nehmen. Das nennt man Take-out. Ich werde sein ihr Partner und mich kümmern um das Geschäft.«
    Ruth staunte. »Du hast keine Ahnung von der Gastronomie«, sagte sie. »Du hast keine Ahnung von Restaurants und Take-out-Lokalen.«
    »Entschuldige bitte«, sagte Edek in einem Ton, der verriet,daß er über Ruth verärgert war. »Entschuldige bitte«, sagte er noch einmal. »Wir haben nicht keine Ahnung von der Gastronomie. Wir wissen, daß alle Restaurants verkaufen als Take-out. Vielleicht nicht solche snobby-snobby Restaurants, was besucht meine Tochter, aber wir wollen nicht aufmachen ein snobby-snobby Restaurant.«
    »Klopse sind nicht snobby-snobby«, sagte Walentyna.
    Ruth fragte sich, ob der Begriff »snobby-snobby« zum Lehrplan des Business-Englisch-Intensivkurses in Zoppot gehörte.
    »Sowieso sind Klops nicht snobby-snobby«, sagte Edek.
    Ruth kam aus dem Staunen nicht heraus. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Das ganze Vorhaben, der ganze Plan war absurd. Man konnte nicht einfach von Zoppot herfliegen und sich einbilden, Fleischklopse seien das, was dem Leben in der Stadt New York fehlte. Man konnte nicht einfach daherkommen, ohne Erfahrung und ohne Geld, und sich einbilden, man

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