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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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geschlagen. In der Berliner Operationszentrale, einer beschlagnahmten Sektkellerei, gab es an jenem Abend, als die Order des Präsidenten eintraf, nicht nur reichlich Alkohol, sondern auch reichlich Wutanfälle. Vorbei war es mit dem Hauptquartier eines US-Nachrichtendienstes, wie Dulles es vorgesehen hatte. In Europa würde nur eine Rumpfbelegschaft bleiben. Helms konnte einfach nicht glauben, dass die Mission zu Ende gehen sollte. Aber einige Tage später fasste er wieder Mut, als aus dem OSS-Hauptquartier in Washington eine Nachricht kam, in der er angewiesen wurde, die Stellung zu halten.
    »Das hehre Ziel eines zentralen Nachrichtendienstes«
    Die Botschaft kam von Donovans Stellvertreter, Brigadier General John Magruder, einem Soldaten der alten Garde, der seit 1910 beim Heer war. Er glaubte steif und fest, dass Amerikas neue Vormachtstellung in der Welt ohne Nachrichtendienst dem blinden Zufall überlassen bliebe oder von der Gunst der Briten abhängig wäre. Am 26.September 1945, sechs Tage nachdem Truman mit seiner Unterschrift das Ende des OSS besiegelt hatte, eilte General Magruder heimlich durch die endlosen Flure des Pentagons. Der Augenblick war günstig: Der Kriegsminister Henry Stimson, ein strikter Gegner eines zentralen Nachrichtendienstes, war in derselben Woche zurückgetreten. »Finde ich überhaupt nicht ratsam«, hatte er noch wenige Monate zuvor Donovan wissen lassen. Jetzt aber machte sich Magruder die durch Stimsons Rücktritt entstandene Lücke zunutze.
    Zusammen mit Donovans altem Freund John McCloy, damals Unterstaatssekretär im Kriegsministerium und einer der einflussreichsten Männer in Washington, widersetzte er sich dem Präsidenten.
    An jenem Tag verließ Magruder das Pentagon mit einer Anordnung von McCloy, in der es hieß: »Die laufenden Operationen des OSS sollen durchgeführt werden, damit sie erhalten bleiben.« Dieses Stück Papier hielt die Hoffnung auf einen zentralen Nachrichtendienst am Leben. Die Spione würden weiterarbeiten, allerdings unter dem neuen Kürzel SSU, das für Strategic Services Unit (Einheit für Strategische Dienste) stand. Dann bat McCloy seinen guten Freund Robert A. Lovett, der damals als Unterstaatssekretär im Kriegsministerium das Luftwaffen-Referat leitete und später Verteidigungsminister wurde, eine Geheimkommission einzusetzen, die den weiteren Kurs für einen amerikanischen Nachrichtendienst festlegen – und Harry Truman mitteilen sollte, was zu tun war. Voller Zuversicht ließ Magruder seine Männer wissen, »das hehre Ziel eines zentralen Nachrichtendienstes« werde sich durchsetzen.
    Durch die Atempause ermutigt, machte sich Helms in Berlin an die Arbeit. Er entließ Mitarbeiter, die sich auf dem Berliner Schwarzmarkt betätigten, wo jede beliebige Sache und Person zum Verkauf stand und man für zwei Dutzend Schachteln Camel-Zigaretten, die im PX, dem amerikanischen Armee-Shop, zwölf Dollar kosteten, einen Mercedes, Baujahr 1939, bekommen konnte. Er begann, deutsche Wissenschaftler und Spione in ihren Verstecken im Westen aufzustöbern, mit dem Ziel, den Sowjets ihr Können und Wissen wegzunehmen und sie für die Vereinigten Staaten arbeiten zu lassen. Doch diese Aufgaben traten bald schon hinter die Bemühungen zurück, den neuen Feind ins Visier zu nehmen. Etwa im Oktober, so erinnert sich Tom Polgar, damals 23-jähriger Mitarbeiter der Operationsbasis Berlin, »war es sonnenklar, dass unser oberstes Ziel darin bestand herauszubekommen, was die Russen im Sinn hatten«. Die Sowjets waren dabei, in Ostdeutschland die Eisenbahn zu übernehmen und die politischen Parteien gleichzuschalten. Anfangs konnten die amerikanischen Spione nichts Besseres tun, als die Bewegungen sowjetischer Militärtransporte nach Berlin zu verfolgen und dem Pentagon das Gefühl zu geben, dass jemand die Rote Armee im Auge zu behalten suchte. Wutentbrannt, weil Washington trotz der neuen Vorstöße der Sowjets den Rückzug antrat, und entschlossen gegen den Widerstand der hohen amerikanischen Militärs in Berlin handelnd, begann Helms mit Unterstützung seiner Leute, deutsche Polizisten und Politiker anzuwerben, um Spionagenetze im Osten aufzubauen. Bis November »waren wir Zeuge der totalen Übernahme des ostdeutschen Systems durch die Russen geworden«, so Peter Sichel, ein anderer 23-jähriger SSU-Mann in Berlin.
    Daraufhin fürchteten sowohl der Vereinigte Generalstab als auch der energische Marineminister James V. Forrestal, dass die Sowjets sich, wie zuvor

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