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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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ungewöhnlicher Ideen hatten, wie er und die CIA Amerikas Interessen zu dienen hätten. Am Tag seiner Vereidigung durch den Präsidenten wurde ihm klar, dass er, Robert Kennedy und der salbungsvolle General Lansdale sich Castro vornehmen sollten.
    »Sie werden jetzt zur Zielscheibe, und ich begrüße Sie an diesem Ort«, so der Präsident, als er McCone den Amtseid abnahm.
    »Kommt überhaupt nicht in Betracht«
    Schon gleich nach ihrer Errichtung forderte Präsident Kennedy den CIA-Direktor auf, nach Mitteln und Wegen zu suchen, die Berliner Mauer zu überwinden. Sie bestand seit August 1961, zuerst als Ziegelsteinmauer mit Stacheldraht, später als Mauer aus Betonfertigteilen. Für den Westen hätte sie ein unverhoffter Glücksfall von enormer politischer und propagandistischer Bedeutung sein können, ein unwiderleglicher Beweis, dass die massiven Lügen des Kommunismus Millionen ostdeutscher Bürger nicht länger von der Flucht abhielten. Für die CIA hätte sie eine Gelegenheit sein können, wie es sie günstiger nicht gab.
    In der Woche des Mauerbaus entsandte Präsident Kennedy Vizepräsident Lyndon B. Johnson nach Berlin. Dieser erhielt vor Ort von Bill Graver, dem Leiter des Berliner CIA-Büros, einen streng vertraulichen Bericht zur Lage. Ihm wurde eine beeindruckend ausführliche Liste aller im Ostblock tätigen CIA-Agenten vorgelegt.
    »Ich habe diese Berichtsmappe gesehen«, erzählt Haviland Smith, der damals der kommende Mann des Berliner Büros war. »Wenn man Graver reden hörte , dann hatten wir Agenten im Gebäudekomplex in Karlshorst« – der sowjetischen Geheimdienstzentrale –, »wir hatten Agenten in der polnischen Militärmission, in der tschechischen Militärmission – wir hatten Ostberlin bis obenhin mit Agenten durchsetzt. Wenn man aber wusste , was wir wirklich hatten, dann war einem eben klar, dass das U-Boot in der polnischen Militärmission der Typ war, der an der Straßenecke die Zeitungen verkaufte; dann wusste man, dass unsere großartige Präsenz im Militärkomplex der Sowjets aus einem Dachdecker bestand, der die Dachziegel verlegte.«
    »Berlin, das war der reinste Schwindel«, erzählt er weiter. Dem neuen Präsidenten der USA logen die CIA-Leute über ihre Erfolge einfach das Blaue vom Himmel herunter.
    Eine Woche nach dem Bau der Mauer hatte David Murphy, der damalige Chef der Osteuropa-Abteilung der CIA, im Weißen Haus eine Unterredung mit Präsident Kennedy. »Die Regierung übte starken Druck auf uns aus, um uns dahin zu bringen, Pläne für geheime paramilitärische Aktionen und das Schüren von politischem Widerstand in Ostdeutschland auszuarbeiten«, berichtet er, aber »Aktionen in Ostdeutschland kamen überhaupt nicht in Betracht«.
    Der Grund dafür kommt in einem im Juni 2006 freigegebenen Dokument an den Tag, einer von David Murphy höchstselbst erstellten, niederschmetternden Schadensbilanz.
    Am 6.November 1961 wurde Heinz Felfe, der Chef der Spionageabwehr beim BND, von seiner eigenen Sicherheitspolizei verhaftet. Er war ein überzeugter Nationalsozialist gewesen und im Jahre 1951, zwei Jahre nach ihrer Übernahme durch die CIA, der Organisation Gehlen beigetreten. Dort war er rasch auf der Karriereleiter nach oben geklettert und kletterte auch dann noch weiter, als 1955 Gehlens Organisation unter der Bezeichnung Bundesnachrichtendienst amtlicher Geheimdienst der Bundesrepublik Deutschland geworden war.
    Die ganze Zeit indessen war Felfe bereits für die Sowjets nachrichtendienstlich tätig gewesen. Er hatte den westdeutschen Nachrichtendienst ausgeforscht und auf diesem Wege auch die Büros und Niederlassungen der CIA. Er war in der Lage, die CIA-Beamten in Deutschland so sehr an der Nase herumzuführen und zu täuschen, dass sie nicht mehr wussten, ob ihre hinter dem Eisernen Vorhang gesammelten Informationen wahr waren oder nicht.
    Felfe konnte, wie Murphy fassungslos notierte, »sämtliche BND-Operationen und später auch einige der CIA einleiten, lenken oder gänzlich einstellen«. Er hatte dem ostdeutschen Geheimdienst zwischen Juni 1959 und November 1961 die wesentlichen Einzelheiten aller wichtigen CIA-Aktionen gegen Moskau verraten. Dazu gehörten annähernd siebzig größere Geheimoperationen, die Identität von mehr als hundert CIA-Agenten und ungefähr fünfzehntausend Geheiminformationen.
    Die CIA war in Deutschland und in ganz Osteuropa so gut wie aus dem Geschäft, und es brauchte ein Jahrzehnt, um diesen Schaden wettzumachen.
    »Der Präsident

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